Wie Blueten Am Fluss
demonstrativ ab. »Sie können ruhig wissen, daß Ihre Behauptungen auf taube
Ohren fallen werden, Gage. Da in diesem Gebiet kein anderer heiratsfähiger Mann mit den Initialen
GHT lebt, sind wir alle davon ausgegangen, daß Roxanne Monogramme stickt, die für Gage Harrison
Thornton stehen.«
»Dann sind Sie allesamt einem Irrtum aufgesessen«, erwiderte Gage verärgert.
Mrs. Pettycomb sah ihn mit übertriebener Ungläubigkeit an. »Vielleicht hat Roxanne Grund zu
glauben, Sie würden sie heiraten, weil Sie sich niemals allzu große Mühe gemacht haben, sie zu
entmutigen«, fuhr die Matrone fort, fest entschlossen, weiter auf dem Thema herumzureiten. »Uns
allen hier ist jedenfalls klar, daß sie schon seit einiger Zeit davon träumt, Ihre Frau zu werden. Das hat sie schon getan, bevor Victoria nach Newportes Newes kam und Ihre Aufmerksamkeit fesselte. Wenn Sie nicht sehen können, daß Roxanne in Sie vernarrt ist, und das schon seit einiger Zeit, dann seien Sie versichert, daß wir anderen nicht so blind sind. Sie hätten ihr gleich sagen sollen, daß keine Hoffnung bestand, statt sie all diese vielen Jahre an der Nase herumzuführen.«
Gage, der das aufdringliche Frauenzimmer und seine gemeinen Anschuldigungen unendlich müde
geworden war, brachte die Diskussion zu einem abrupten Ende. »Ich habe keine Zeit, noch länger mit
Ihnen zu reden, Mrs. Pettycomb. Es tut mir leid, aber ich muß in meine Hütte zurück.«
Alma schenkte dieser schroffen Zurechtweisung keine Beachtung, sondern fachte das Feuer weiter an.
»Wenn Sie klug wären, Gage Thornton, würden Sie meinen Rat annehmen und diesen Wahnsinn
vergessen. Wenn Sie dieses...« Nachdem sie Shemaine
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mit einem verächtlichen Blick gestreift hatte, rümpfte sie arrogant die Nase und zwang sich,
nachsichtiger zu sein, als sie beabsichtigt hatte. »... dieses Gör... mit zu sich nach Hause nehmen, werden die Leute gewiß darüber grübeln, welches die wahren Gründe sind, aus denen Sie sie gekauft haben...«
»Ich habe es eilig«, unterbrach Gage nun energisch ihre dreisten Unterstellungen.
»Eilig! Eilig! Eilig!« zeterte die Frau. »Das erzählen Sie doch immer! Sie haben keine Zeit,
innezuhalten und die Dinge zu durchdenken, Gage! Ansonsten würden Sie es bemerken, wenn eine
Frau ein Auge auf Sie geworfen hat. Sie arbeiten unablässig und machen niemals Pause. Warum
machen Sie sich überhaupt diese Mühe?«
»Für Andrew, Mrs. Pettycomb«, antwortete Gage genervt und registrierte die ersten Regentropfen.
»Für meinen Sohn.«
Ungeachtet der weiteren Wortattacken dieses Drachens griff Gage nach Shemaines Arm und führte sie
davon. Dabei zeigte er mit dem Kopf in Richtung Fluß. »Mein Kanu liegt da drüben, nur ein kleines
Stück von hier entfernt. Glaubst du, daß du es bis dahin schaffen wirst?«
»Ich werde mein Bestes tun, Sir«, erwiderte Shemaine mit einem schwachen Nicken.
Wie um ihre Beteuerungen zunichte zu machen, nahm der Wind an Schärfe zu und zwang Shemaine
mit seiner Gewalt zurück. Die schweren Tropfen, die jetzt auf sie niederprasselten, raubten ihr beinahe die Sicht, während sie einen Fuß vor den anderen setzte. Es schien ein nutzloses Unterfangen zu sein, denn der immer wütendere Sturm drückte sie unerbittlich rückwärts.
Gage blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihr um. Shemaine krümmte sich innerlich unter seinem
verdrossenen Blick. Sie wußte, daß sie langsam und unbeholfen war, da sie beinahe ihre ganze Kraft
eingebüßt hatte. Sie erwartete daher, daß er sie für ihre Schwerfälligkeit tadeln werde. Einen
Augenblick lang bot seine hohe, breitschultrige Gestalt ihr einen gewissen Schutz vor dem Regen.
Dann beugte der Mann sich ohne ein Wort vor und hob sie vom Boden auf.
»Mr. Thornton! Was machen Sie da? Setzen Sie mich ab!« stieß
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Shemaine atemlos hervor. Wie konnte er sich die Freiheit nehmen, sie mit solcher Vertrautheit zu
behandeln! Kein Mann außer ihrem Vater hatte je die Dreistigkeit besessen, sie irgendwohin zu tragen,
und als ihr Vater es das letzte Mal getan hatte, war sie noch ein Kind gewesen. Die harten Muskeln
ihres Herrn beunruhigten sie, denn seine Kraft brachte ihr schmerzlich zu Bewußtsein, wie dünn und
zerbrechlich sie geworden war. Durch den Regen war sein sauberer, männlicher Duft nur noch
undeutlich wahrnehmbar, aber immer noch stark genug, um ihr zu Kopf zu steigen und sie in noch
tiefere Verwirrung zu stürzen, denn sie fühlte sich unendlich schmutzig.
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