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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorsichtig mit ihr zu sein und so diskret, daß niemand davon
    erfahren würde. Aber sie hatte ihn mit einer ruhigen Entschlossenheit und einer nüchternen
    Sachlichkeit, die es in jeder Weise mit dem korrekten Benehmen ihrer Mutter aufnehmen konnten,
    davon überzeugt, daß es bei weitem besser war, zu warten und die intimen Freuden der Ehe erst in
    ihrer Hochzeitsnacht zu kosten, statt die bösen Konsequenzen zu ignorieren, die She—
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    maine allein zu tragen haben würde, falls ihn etwa ein tödlicher Unfall traf und/oder sie mit einem
    Kind zurückblieb.
    Mit einem letzten Winken verabschiedete sich Gage von ihnen, dann lief er energisch den Pfad hinauf
    auf seine Werkstatt zu. Seine Männer waren bereits da; sie waren zu Pferd über die schmale,
    gewundene Straße durch den Wald gekommen. Den größten Teil des Tages würden er und seine
    Angestellten damit zubringen, die fertigen Möbelstücke für die Verschiffung nach Williamsburg
    einzupacken und in Kisten zu verstauen. Obwohl das Datum der Auslieferung noch nicht feststand,
    schien es ratsam, die Möbel jetzt schon einzupacken, damit die Gefahr, daß sie irgendwelche Schäden
    litten, möglichst gering blieb. Hoffentlich würden sie bald die Fahrt flußaufwärts antreten können, um die fertiggestellten Stücke auszuliefern und die Bezahlung dafür zu kassieren. Bis dahin würden der alte Schiffsbauer, Flannery Morgan, und sein Sohn Gillian allein an dem Schiff arbeiten müssen, denn
    es standen nicht mehr genug Baumaterialien zur Verfügung, um eine Mitarbeit Gages zu rechtfertigen.
    Kurz nachdem sie die Möbelstücke abgepolstert und eingeschlagen hatten, widmeten sich die fünf
    Männer der Aufgabe, sie in Kisten zu verstauen. Gage kam mit Ramsey Täte, einem großen,
    breitschultrigen Mann von gut vierzig Jahren, aus der Werkstatt, um sich passende Bretter
    zusammenzusuchen. Als Gage dabei zufällig einen Blick auf die Hütte warf, hielt er mit der Arbeit
    inne und richtete sich langsam auf.
    Neugierig, was die Aufmerksamkeit seines Arbeitgebers gefesselt hatte, folgte Ramsey dem Blick des
    anderen, bis er eine junge Frau mit feuerrotem Haar Wasser aus dem Brunnen heraufziehen sah. Es
    bedurfte keiner weiteren Erklärungen, denn der Grund für Gages Ablenkung war offensichtlich.
    »Ist das deine Dienerin?« Ramsey hätte sich die Frage ebensogut sparen können, denn die Antwort
    kannte er bereits.
    Gage nickte nur geistesabwesend.
    Ramsey legte eine Hand über die Augen, um die Frau besser erkennen zu können. »Von hier aus sieht
    sie aber mächtig hübsch aus.«
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    »Ist sie auch.«
    »Hat aber wenig Ähnlichkeit mit deiner Frau mit all diesem roten Haar auf dem Kopf.«
    »Nicht die geringste.«
    »Du wirst sie für eine Weile behalten?«
    »Solange es braucht.«
    Ramsey, der das herunterhängende Ende seines Schnurrbarts nachdenklich zwischen den Fingern
    rollte, hob fragend eine buschige Augenbraue und sah seinen Freund eindringlich an. »Solange was
    braucht?«
    Die schlanke Frauengestalt verschwand in der Hütte, und unter dem besonnenen Blick des älteren
    Mannes wandte Gage seine Aufmerksamkeit wieder der Arbeit zu und hob sein Ende des inzwischen
    zusammengelegten Bretterstapels an. Als sein Möbeltischler keine Anstalten machte, es ihm
    gleichzutun, blaffte er ihn ungeduldig an. »Was ist los mit dir, Ramsey? Wach auf!«
    Ramsey ging schnaubend in die Hocke, um sich ebenfalls wieder seinen Pflichten zuzuwenden.
    »Wenn du mich fragst, ich glaube, es hat dich erwischt.«
    »Wovon, zum Teufel, redest du da?«
    »Was glaubst du wohl?« gab Ramsey im selben scharfen Tonfall zurück. »Der kleine Rotschopf da
    oben kommt auf die Veranda rausgeschlendert, und eh man sich's versieht, hast du auch schon den
    Verstand verloren. So aufgebracht habe ich dich noch nie erlebt! Jedenfalls hast du nie wie ein
    hungriger Hund dagestanden und gesabbert, wenn Roxanne auf der Suche nach dir hier
    heruntergetänzelt kam.«
    »Nein, und das wirst du auch gewiß nicht erleben«, brummte Gage.
    »Also, was wirst du mit ihr machen?«
    Gage sah den Mann an, als hätte er den Verstand verloren. »Von wem sprichst du? Von Roxanne?«
    Ramsey rollte ungläubig mit den Augen und schrie seine Antwort beinahe heraus. »Nein, verdammt!
    Ich meine die Rothaarige!«
    Gages Augenbraue zuckte hoch, und er bedachte seinen Ange—
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    stellten mit einem durchdringenden Blick. »Ich werd's dich wissen lassen, sobald es soweit ist«,
    meinte er ausweichend. »Bis dahin sieh

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