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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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fest saß. Das war ihr am Abend zuvor entgangen, aber sie
    wagte jetzt nicht, sich die Zeit zu nehmen, um das Kleid zu flicken. Nachdem sie sich angekleidet und
    das Haar zu einer ordentlichen Frisur gekämmt hatte, brauchte sie nur wenige Minuten, um den
    Dachboden aufzuräumen, und das Segeltuch zur Seite zu ziehen, das über der Balustrade hing.
    Als sie wieder in die Küche zurückkehrte, fand Shemaine Gage im Schaukelstuhl am Feuer vor. Er las
    Andrew, der an der Brust seines Vaters ruhte und aufmerksam zuhörte, eine Geschichte vor. Der
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    Junge, dem es widerstrebte, die Sicherheit des väterlichen Arms zu verlassen, weigerte sich, zu ihr zu kommen, und ließ sich so lange nicht verlocken, bis Shemaine es auf spielerische Weise versuchte. Sie stimmte ein Liedchen an, das sie als Kind gelernt hatte, wickelte sich ein Tuch um die Hand, formte
    ein Gesicht daraus, schob Daumen und Zeigefinger in dessen Lippen und verbarg ihren Arm hinter
    dem von Gage. Dann bewegte sie die Lippen mit den Fingern, damit es so schien, als könne ihre
    provisorische Puppe sprechen, und versuchte Andrew mit hoher, verstellter Stimme zu sich zu locken.
    Schon bald hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit gewonnen, und er gluckste vergnügt, was auch
    seinem Vater ein fröhliches Lachen entlockte. Dann ließ Shemaine die Puppe langsam verschwinden,
    indem sie sie hinter den Arm seines Vaters zog. Andrew beugte sich eifrig vor, um danach zu suchen,
    und zu seinem großen Entzücken ließ Shemaine sie plötzlich wieder auftauchen.
    »Kuckuck! Ich sehe dich!«
    Ganz gefangengenommen von dem Lachen des Kleinen bemerkte Shemaine gar nicht, wie der Mann
    den Kopf drehte, um den feinen Duft ihres Haares aufzufangen, als sie sich vorbeugte. Und sie hatte
    auch keine Ahnung, daß sein Blick in aller Seelenruhe ein kleines Ohr liebkoste und den säuberlich
    geflochtenen Zopf, den sie sich im Nacken zu einem Knoten gebunden hatte. Hätte sie in diesem
    Moment den Kopf gehoben, wäre ihr vielleicht die hungrige Sehnsucht in seinen bernsteinfarbenen
    Augen, die sie beinahe verschlangen, nicht verborgen geblieben.
    Zu guter Letzt fand Andrew sich bereit, in ihre Arme zu kommen, und schien sich dort dann sogar
    ganz wohlzufühlen. Shemaine, die den Jungen dicht an sich zog und leise in sein Ohr sang, folgte
    seinem Vater auf die Veranda hinaus. Dort konnte sie Andrew ohne Mühe dazu überreden, Gage
    nachzuwinken, während dieser auf die Treppe zuging.
    »Wiedersehen, Papa«, rief Andrew mit lauter Stimme, was sie ihm zugeflüstert hatte. Dann zog er
    seine kleine Nase kraus und strahlte, als sein Vater sich lachend umdrehte. Gage kam noch einmal
    zurück, legte einen Finger unter das Kinn seines Sohnes und
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    hob den kleinen Kopf, um einen liebevollen Kuß auf Andrews Stirn zu drücken. »Sei ein braver Junge,
    Andy.«
    Andrew richtete große, fragende, braune Augen auf die Frau, die ihn im Arm hielt, und schaute dann
    mit großer Neugier wieder zu seinem Vater auf. »Shiam auch küssen, Papa?«
    »Oh, nein, Andrew!« stieß Shemaine hervor. Dann schüttelte sie hastig den Kopf und hoffte, der Mann
    würde nicht glauben, sie hätte seinen Sohn auf diese Idee gebracht. Gage jedoch kam Andrews
    Wunsch bereitwillig nach, hob ihr Gesicht und legte zu Andrews glucksender Belustigung seine
    Lippen auf ihren noch immer geöffneten Mund. Sein Kuß ging weit über die Grenze dessen hinaus,
    was zwischen Fremden vielleicht gerade noch erlaubt gewesen wäre. Vielmehr war er nicht weniger
    warm und heftig, als Maurice' Küsse es gewesen waren.
    Shemaine taumelte verwirrt zurück, daß eine so flüchtige Berührung der Lippen zweier Menschen in
    ihr eine solche Vielzahl seltsam erquicklicher Regungen wachzurufen vermochte. Gage quittierte ihren
    verwunderten Blick mit einem kurzen Lächeln, tippte sich dann mit dem Finger an den Kopf, nickte
    ihr noch ein letztes Mal grüßend zu und ging mit schnellen, langen Schritten davon. Seine Hast schien
    in scharfem Gegensatz zu ihrem Gefühlsaufruhr von einer Gleichgültigkeit zu künden, die ihr nicht
    nur die Schamröte ins Gesicht trieb, sondern auch ihren Stolz verletzte.
    Sie erinnerte sich nur allzugut daran, daß auch Maurice dazu neigte, sie mit leidenschaftlicher
    Begierde zu küssen, und mehr als einmal hatte sie ihn ermahnen müssen, sich zu bezähmen, bis sie
    verheiratet waren. Nachdem ihr Verlöbnis offiziell bekanntgemacht worden war, hatte er sie angefleht,
    sich ihm zu schenken, hatte versprochen,

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