Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ihm ist, ein treuer Freund sein.«
    »Finden Sie es seltsam, daß Roxanne sich um sein Wohlergehen sorgt?« fragte Gage, als er sich neben
    Shemaine auf der Couch niederließ. Er tauchte ein Tuch in die Schüssel mit dem kalten Wasser und
    tupfte, während er auf Mary Margarets Antwort wartete, sanft das Gesicht des Mädchens ab.
    Die ältere Frau schüttelte seufzend den Kopf. »Es sind beides verirrte Schafe, die mit diesem Dorf und wohl mit der ganzen Welt auf Kriegsfuß stehen.«
    Shemaine, die indessen langsam durch einen unheimlichen Nebel trieb, wurde sich in zunehmendem
    Maße einer schmerzhaften Einengung in ihrer Kehle bewußt. Sie schluckte und zuckte daraufhin
    gequält zusammen. Schließlich wandte sie den Kopf auf dem Lederpolster zur Seite, öffnete die
    Augen ein winziges Stück und versuchte, sie auf das engelsgleiche Gesicht zu richten, das sich ganz
    dicht neben ihr auf zwei kleine Fäuste stützte. Aber ihre Lider kratzten wie trockenes Pergament über
    ihre empfindlichen Augen, so daß ihr die Tränen kamen.
    »Andrew?« flüsterte sie heiser. »Könntest du wohl jemanden bitten, mir ein Glas Wasser zu holen?«
    »Papa?« Der Junge blickte auf und stellte fest, daß sein Vater bereits mit einem blechernen Becher
    hinter ihm stand.
    »Hier ist etwas Wasser, Shemaine«, sagte Gage, schob einen Arm unter ihre Schultern und stützte sie.
    Abermals erstaunte es ihn, wie leicht und zerbrechlich sie sich in seinem Arm anfühlte. Jedenfalls war es mal wieder eine überdeutliche Erinnerung daran, wieviel Zeit vergangen war, seit er das letzte Mal eine Frau umfangen gehalten hatte. Er führte ihr den Becher an die Lippen und hielt ihn fest, während
    sie mühsam schluckte; er widmete sich ihr mit derselben liebevollen Aufmerksamkeit, mit der er sich
    um Andrew kümmerte.

Mary Margaret kam näher und betrachtete schließlich über Andrews Kopf hinweg auf ihren Stock
    gestützt das junge Mädchen. Sie war erleichtert, zu sehen, daß die Farbe in Shemaines Wangen
    zurückgekehrt war, denn sie hatte sich in den letzten Minuten doch ein wenig gesorgt, daß die junge
    Frau dauerhaften Schaden gelitten haben könnte. »Das war sehr mutig, was Sie da getan haben, mein
    Kind, so für Cain in die Bresche zu springen. Andererseits kann ich nicht verhehlen, daß es auch sehr
    töricht war, wenn man bedenkt, was für einen Riesen Sie da angegriffen haben.«
    »Cain?« stieß Shemaine mühsam hervor. Sie runzelte verwirrt die Stirn, denn sie kannte niemanden
    dieses Namens. »Wer...?«
    »Der Bucklige, Schätzchen.« Die ältere Frau lächelte mitleidig. »Seine Adoptivmutter fand, daß dieser
    Name zu ihm paßte.«
    Gage stellte den Becher fort und ließ seine Vertragsarbeiterin
    wieder auf das Kissen sinken. Jetzt, da er sicher sein durfte, daß ihr nichts wirklich Schlimmes
    zugestoßen war, konnte er sich keinen Augenblick länger mehr bezähmen. »Warum hast du nicht nach
    mir gerufen und mich diese Sache regeln lassen, Shemaine?« zürnte er. »Ich war nicht so weit weg,
    daß ich dich nicht gehört hätte, wenn du mich gerufen hättest.« Dann beugte er sich vor, um sie mit
    einem strengen Blick beinahe zu durchbohren. »Ich verbiete dir, jemals wieder so dein Leben aufs
    Spiel zu setzen, hast du mich verstanden?«
    Shemaine fühlte sich wie ein Kind, das von seinem Vater gescholten wurde. Die Tatsache, daß er recht
    hatte, machte die Sache keineswegs besser. Es war im Gegenteil höchst beunruhigend, erkennen zu
    müssen, wie töricht sie gehandelt hatte und welches die Konsequenzen gewesen wären, hätte Gage sie
    nicht rechtzeitig gerettet. Potts hätte sie getötet. Außerdem machte ihr der Gedanke zu schaffen, wie
    rücksichtslos sie sich Gage gegenüber gezeigt hatte. Es wäre ihm gewiß schwergefallen, die Mittel für
    den Kauf einer neuen Arbeitskraft aufzubringen. Tatsächlich hätte er möglicherweise geraume Zeit
    ohne eine Kinderfrau für seinen Sohn dagestanden.
    »Es tut mir leid, Mr. Thornton. Ich fürchte, ich habe einfach den Kopf verloren, als ich sah, wie Potts auf den armen Mann einschlug«, entschuldigte sie sich zerknirscht. »Ich hätte vorsichtiger sein und an die große Summe Geldes denken müssen, die Sie in mich investiert haben. Ich werde mich bemühen, in Zukunft besser achtzugeben.«
    Ihre falschen Schlußfolgerungen entfachten Gages Zorn von neuem. »Glaubst du wirklich, die vierzig
    Pfund, die ich für dich bezahlt habe, seien mehr wert als dein Leben?« fragte er wütend. »Worum

Weitere Kostenlose Bücher