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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Finger auf die Lippen und zeigte auf eine geschlossene Tür im Flur.
    »Shemaine hat sich vor ungefähr einer Stunde mit Andrew hingelegt, damit der Junge ein wenig
    Schlaf bekam«, flüsterte sie leise. »Seither hab' ich von den beiden keinen Muckser mehr gehört.«
    Gage trat wortlos an die Tür, und nachdem er auf sein vorsichtiges Klopfen hin keine Antwort bekam,
    drückte er die Klinke herunter und schob die Tür langsam auf. Der Anblick, der sich ihm dort bot,
    erwärmte sein Herz, wie nichts anderes seit vielen Monaten es vermocht hatte. Er stahl sich behutsam
    in den Raum hinein, um sich an dem friedlichen Bild zu erfreuen. Shemaine und Andrew waren beide
    fest eingeschlafen. Auf ein und demselben Kissen lagen sie eng aneinandergeschmiegt in der Mitte des
    Bettes; Andrew lag auf der Seite, mit dem Rücken zu der Brust des Mädchens. Ihre Wange ruhte in
    seinen Locken, und ihr Arm umfaßte ihn, wie eine Mutter ihren Sohn umfaßt halten würde.
    »Hätten Sie vielleicht Lust auf eine Tasse Tee, Mr. Thornton?« raunte Mary Margaret hinter ihm.
    Als Gage sich umsah, stellte er überrascht fest, daß die Frau nur wenige Schritte hinter ihm am
    Türrahmen lehnte. Sie lächelte ihn an, und er legte den Kopf ein wenig schief, da er nicht recht wußte, ob er sich soviel Zeit nehmen sollte, denn er wollte bald nach Hause und hatte Shemaine immer noch nicht zum Schuster gebracht, um ein neues Paar Schuhe zu bestellen.
    »Es wäre doch eine schreckliche Schande, einen solchen Frieden zu stören, meinen Sie nicht auch, Mr.
    Thornton?« flüsterte die Frau, die ihn heimlich beobachtet hatte.
    Gages Blick wurde wie magisch wieder von dem Bett angezogen, wo Shemaine in tiefem Schlummer
    verloren lag. Sie sah unendlich zart und wunderschön aus, wie eine kleine, strahlende Blume an einem
    schattigen Fleckchen inmitten frischen Grüns. Ihre weichen, rosafarbenen Lippen waren leicht
    geöffnet, als erwarte sie den Kuß eines imaginären Liebhabers. Ihre seidenweichen, dunkelbraunen
    Wimpern ruhten auf Wangen, die im Schlaf einen rosigen Schimmer angenommen hatten. Ihr
    wohlgerundeter Busen hob und senkte sich in völliger Entspannung hinter dem Rücken ihres kleinen
    Bettgefährten, und in diesem Augenblick hätte Gage seinen Sohn beinahe beneidet.
    »Sie muß sehr erschöpft sein, wenn sie so tief eingeschlafen ist«, überlegte er mit gedämpfter Stimme.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie auf der erzwungenen Reise hierher viel Ruhe bekommen hat.«
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    Mrs. McGee folgte seinem unbeirrbaren Blick und legte nachdenklich den Kopf schief, während auch
    sie das Mädchen betrachtete. »Sie ist ein selten schönes Geschöpf, nicht wahr?«
    Gage warf der Witwe einen fragenden Blick zu, denn es konnte kein Zweifel daran bestehen, was sie
    im Schilde führte. Er widerstand der Versuchung, sie auf ihre kupplerischen Pläne anzusprechen.
    »Haben Sie den Tee bereits fertig, oder soll ich Shemaine und Andrew wecken und mich auf den Weg
    machen?«
    »Na, nun plustern Sie mal nicht Ihr hübsches Gefieder, mein herrlicher Pfau«, versetzte Mary
    Margaret mit sanftem, ironischen Tadel. Dann bedeutete sie ihm, zu folgen, während sie sich auf den
    Weg zum Herd machte. Dort griff sie nach der Teekanne und schenkte mit versonnener Miene ein.
    »Wenn ich mir wünsche, daß Sie und das Mädchen vor den Altar treten, dann nur, weil ich Sie und
    Ihren Sohn mit einer guten Frau versorgt sehen will.«
    »Woher wollen Sie wissen, ob Shemaine eine gute Frau ist? Sie kennen sie doch überhaupt nicht.«
    Mrs. McGee lächelte und tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Stirn. »Ich habe hier oben nicht nur
    Stroh, mein lieber Mr. Thornton, und ich bin nicht blind für das, was ich deutlich vor Augen sehe.«
    »Und was wäre das, verehrte Dame?« fragte Gage, während sie ihm eine Tasse Tee reichte.
    »Shemaine ist genausosehr eine Dame wie jede andere Frau in diesem Dorf. Das sehe ich an der Art,
    wie sie sich hält. Sie verfügt über die selbstbewußte, vornehme Eleganz einer Frau, die eine
    hervorragende Erziehung genossen hat und in allen gesellschaftlichen Finessen wohlbewandert ist. Ich
    höre es auch daran, wie sie spricht, auch wenn in ihrer Stimme ein kleiner Hauch Irland mitschwingt.
    Sie ist die schwere Börse, die Sie für sie bezahlt haben, ganz gewiß wert, Mr. Thornton, aber das
    wissen Sie wohl selbst.«
    »Sie ist all das, was Sie sagen, und noch mehr«, gab Gage zu. »Ihre Fähigkeiten kennen keine
    Grenzen. Andrew hat

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