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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Nana. »Sie ist sehr brav gewesen.«
    Grace ließ sich vom Bettgestell rutschen und ging zu dem kleinen Tischchen, um ihre Stifte und Bilder einzupacken. Sie nahm ein Bild mit einem Schmetterling auf einer Blume und gab es Nana. »Das ist für dich.«
    Nana starrte auf das Bild. »Danke, Gracie. Jetzt geht’s mir schon besser.«
    »Das liegt an den Zauberstiften. Die machen gesund. Deshalb hat das Krankenhaus sie«, behauptete Grace ernst. »Die gelben können auch fliegen.«
    »Komm, Grace«, sagte Daddy. Er sammelte ihre Sachen zusammen und ging mit ihr zum Wagen.
    Sie kletterte auf den Kindersitz und ließ sich von ihm anschnallen.
    Den ganzen Heimweg sprach Grace mit ihrem Daddy.
    Sie war stundenlang leise gewesen und hatte so viel zu erzählen. Sie sprach über das neue Spiel, das Ariel ihr beigebracht hatte, und den Sanddollar, den sie am Spielhaus entdeckt hatte, über ihre neue Freundin und die Möwe, die direkt vor ihr gelandet war.
    »Guck mal, Daddy«, sagte sie und richtete sich auf, als sie durch die Stadt fuhren. »Da ist sie ja. Meine neue Freundin. Hi!«, rief Grace durchs geschlossene Fenster und winkte wie wild. »Hast du sie gesehen, Daddy? Ein cooles Fahrrad hat sie. Es ist verzaubert. Ich glaube, sie ist ein Filmstar. Sie hat gesagt, sie hätte mal einen Strauß gegessen.«
    Daddy fuhr immer weiter. Ein paar Minuten später bog er in ihre Auffahrt ein und hielt.
    »Du glaubst mir doch das mit der Straußenfrau, oder? Sie sagt, sie …«
    »Das reicht, Gracie. Keine Geschichten mehr heute Abend, ja? Daddy hatte einen schweren Tag.«
    »Aber das war keine Geschichte.« Grace war verletzt. Sie zog ihre Decke vom Nebensitz und hüllte sich darin ein. Ihr Daddy war wieder so, dass er ihr nicht zuhörte. Selbst wenn er sie ansah, hatte sie das Gefühl, dass er nicht aufpasste. So als würde er jemand anderen in seinem Kopf sehen. Und er wirkte traurig.
    Mit Traurigkeit kannte Grace sich aus. Sie wusste, wenn ihr Daddy so war, verhielt sie sich am besten still und kuschelte sich an ihn. Aber sie war schon den ganzen Tag still gewesen und wollte jetzt unbedingt mit jemandem reden. Mit ihm.
    Im Haus ging Grace direkt zum Kühlschrank und holte die schwere Auflaufform heraus, die Nana vorbereitet hatte. Sie musste sich sehr anstrengen, sie nicht fallen zu lassen. »Das kommt in den Ofen, Daddy.« Sie hielt sie ihm stolz hin.
    Er nahm sie von ihr entgegen und schob sie in den Ofen. »Ich geh mal duschen. Vorher mache ich eine DVD für dich an.«
    Eigentlich hatte sie keine Lust auf einen Film, aber bevor sie etwas sagen konnte, hatte er sich schon abgewandt und ging ins Wohnzimmer.
    Sie kletterte mit ihrer Decke aufs Sofa und nuckelte am Daumen. Es achtete sowieso niemand darauf. Ihr kam es vor, als würde Daddy eine Ewigkeit duschen, und als er fertig war und mit seiner ausgeleierten Jogginghose, dem roten USC -T-Shirt und tropfnassen Haaren herumlief, folgte sie ihm auf Schritt und Tritt und erzählte ihm alles, was ihr einfiel.
    »Auf dem Weg zum Krankenhaus durfte ich vorne sitzen. Wir folgten dem Krankenwagen. Und er hat mich fahren lassen … nur bis zur Fähre. Ich war echt langsam. Aber ich bin eine gute Fahrerin. Dann hab ich gesehen, wie ein Killerwal eine Robbe gefressen hat. Das war echt ekelig.«
    Aber nichts weckte seine Aufmerksamkeit. Er sah sie kaum an und wirkte immer trauriger. So traurig, dass Grace sich langsam auch elend fühlte. Einsam.
    Als er ihr den Schlafanzug anzog und sie ins Bett steckte, hätte sie am liebsten geweint.
    Dad legte sich neben sie. »Tut mir leid, wenn ich heute Abend so komisch bin, Prinzessin. Aber im Krankenhaus musste ich an meine Schwester denken.«
    »Mia«, sagte sie ernst, um zu zeigen, dass sie sich an den Namen erinnerte, der kaum je ausgesprochen wurde. »Ich wette, du hasst Krankenhäuser.«
    »Dann könnte ich doch nicht Arzt werden.« Er sah sie lächelnd an. »Außerdem habe ich dich im Krankenhaus bekommen.«
    Grace kuschelte sich an ihn. Das war eine ihrer Lieblingsgeschichten. »Wie hab ich ausgesehen?«
    »Wie eine perfekte kleine Prinzessin. Damals waren deine Augen noch bräunlich blau. Du hast nur sehr selten geschrien.«
    »Und meine Mommy war auch da?«
    »Sie hat dich Grace genannt.«
    »Und du hast mich nach deiner Schwester genannt. Dann hast du mich nach Hause gebracht.«
    »Ich hab dich von der ersten Sekunde an geliebt.«
    »Ich weiß, aber wieso …«
    »Das reicht, Gracie.« Er griff nach dem Buch auf dem Nachttisch. »Daddy hatte

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