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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Panik in Schach zu halten. Als Miles den Wagen parkte, wandte sich Jude zu ihm. Er wirkte abgespannt und verhärmt. Sein Blick erschreckte sie.
    Sie wollte ihn trösten wie so oft, wenn er von der Arbeit kam und einen Patienten verloren hatte. Sie wollte ihm raten, nicht gleich ans Schlimmste zu denken, aber sie war selbst zu gefährdet, um ihn auch nur zu umarmen.
    Im strahlend hellen Krankenhaus straffte Jude die Schultern und ging schneller, um ihrer Angst mit Kontrolle zu begegnen. Aber ihre Fragen wurden nicht beantwortet, ihre Bitten um Hilfe blieben unbeachtet.
    »Hör auf«, bat Miles schließlich und nahm sie im überfüllten Gang beiseite. »Lass sie einfach ihre Arbeit machen. Wir können nur warten.«
    Nichtstun war das Letzte, was sie jetzt wollte, aber sie hatte keine andere Wahl. Also stand sie einfach nur ohnmächtig da und bemühte sich, nicht zu weinen. Nur zu warten.
    Endlich, kurz nach sechs, bekamen sie Antworten. Ihr kam es vor, als hätte es Ewigkeiten gedauert, aber in Wirklichkeit war nicht mal eine Stunde vergangen.
    »Mia wird gerade operiert«, informierte sie ein großer farbiger Mann mit Tattoos auf dem Bizeps und den freundlichsten braunen Augen, die sie je gesehen hatte. In seiner orangefarbenen Krankenhauskluft wirkte er fast wie ein Gefängnisinsasse. »Sie hat sehr schwere innere Verletzungen erlitten. Mehr weiß ich nicht«, fügte er hinzu, als Miles ihm weitere Fragen stellen wollte.
    »Aber sie wird wieder gesund«, sagte Jude. In ihrem Kopf ging alles wirr durcheinander, und die Geräusche um sie herum schienen gedämpft. Warum nur konnte sie bei all dem Lärm ihren eigenen Herzschlag hören?
    »Der Chirurg wird nach der Operation mit Ihnen sprechen, aber das dauert noch eine Weile. Sie haben gerade erst angefangen«, erklärte der Pfleger.
    »Und Zach?«, fragte Miles.
    »Ich bringe Sie zu ihm«, antwortete der Pfleger. »Er hat ein paar Verbrennungen an Gesicht und Augen erlitten, daher hat er einen Kopfverband. Und bevor Sie fragen, Dr. Farraday, mehr weiß ich wirklich nicht. Er hat sich auch ein paar Rippen gebrochen. Der Doktor ist gerade bei dem Mädchen, Alexa, aber ich glaube, ihre Verletzungen sind nicht so gravierend. Ein gebrochener Arm, eine Schnittwunde an der Stirn.«
    »Verbrennungen?«, fragte Jude. »Wie schlimm ist es? War schon ein Spezialist bei ihm? Es gibt einen Arzt von der UW – wie hieß er noch, Miles?«
    Miles nahm ihre Hand. »Später, Jude«, sagte er entschieden. Sie spürte, wie die Ohnmacht sie wieder zu überwältigen drohte.
    Sie folgten dem Pfleger in ein Privatzimmer, wo ihr Sohn, bei dem sie erst letzte Woche noch den Übergang vom Jungen zum Mann erahnt hatte, ganz allein in einem Metallbett lag, das von Apparaten umgeben war. Die rechte Seite seines Gesichts war blutig verschrammt und angeschwollen und wirkte irgendwie unförmig. Die obere Hälfte seines Kopfes war bandagiert. Ein rechteckiges Stück Gaze bedeckte den unteren Teil seiner rechten Wange und seinen rechten Kieferknochen.
    Miles drückte ihre Hand. Jetzt klammerte sie sich an ihn.
    »Da sind wir«, sagte Miles.
    »Ich halte deine Hand, Zach.« Jude bemühte sich, nicht zu weinen, als sie auf das zerschundene, verbrannte Gesicht und die bandagierten Augen ihres Sohnes blickte. Seine andere Hand war bis über das Handgelenk verbunden. »So wie früher, weißt du noch? Im Kindergarten hab ich deine Hand gehalten, bis du im Gruppenraum warst. In der achten Klasse warst du dann zu cool – dann durfte ich deine Hand höchstens noch im Wagen halten, und nur kurz. Weißt du noch, dass ich immer die Hand zum Rücksitz ausgestreckt habe? Und du hast sie ein paar Minuten gehalten, nur so …«
    »Mom?«
    Einen Augenblick lang meinte sie, sich seine Stimme nur eingebildet zu haben. »Gott sei Dank«, flüsterte sie und drückte seine Hand.
    Zach versuchte, sich aufzusetzen. »Wo bin ich?«
    »Bleib liegen, mein Sohn. Du bist im Krankenhaus«, antwortete Miles.
    »Ich kann … nichts sehen. Was ist passiert?«
    »Ihr hattet einen Autounfall«, erklärte Miles.
    »Bin ich blind?«
    Natürlich nicht , wollte Jude sagen. Das durfte nicht wahr sein, nicht ihr Sohn, der Angst vor der Dunkelheit hatte. »Du hast nur einen Verband um die Augen.«
    »Wir können das Ausmaß deiner Verletzung noch nicht ermessen«, sagte Miles ruhig. »Ruh dich einfach aus, Zach. Entscheidend ist, dass du lebst.«
    »Wie geht es Mia?«, fragte Zach leise, ohne sich zurückzulegen. Trotz seines Verbands sah er

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