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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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jegliches Zeitgefühl verloren hatte – kam Miles zu ihr.
    »Jude?«, fragte er, und ihr fuhr durch den Sinn, dass er es nicht zum ersten Mal fragte, es vielleicht sogar schon laut gerufen hatte.
    Sie löste ihren Blick von Mia und wandte sich ihm zu.
    Hinter Mia stand eine Gruppe von Menschen in steriler Kleidung. Sie erhaschte einen Blick auf jemanden mit einer rotweißen Kühltasche.
    »Sie müssen sie jetzt mitnehmen, Jude«, erklärte Miles und löste ihre Finger vom Metallbett.
    Sie starrte ihn durch heiße Tränen an. »Ich bin noch nicht bereit.«
    Darauf erwiderte er nichts. Was gab es auch dazu zu sagen? Wer konnte dazu schon jemals bereit sein?
    »Gehst du mit ihr?«, fragte sie und presste ihre Hand auf seine Brust, spürte seinen Herzschlag.
    »Ich sitze im Zuschauerraum.« Ihm brach die Stimme. »Sie wird nicht allein sein.«
    »Ich möchte vor dem OP sitzen«, sagte sie, obwohl sie am liebsten weggerannt wäre.
    »Ist gut.«
    Sie drehte sich wieder um und küsste sie auf ihre weichen rosafarbenen Lippen. »Ich hab dich lieb, Püppchen.« Dann zog sie Mia die Decke bis zum Kinn. Ganz instinktiv, es war mütterliche Fürsorge. Schließlich trat sie zitternd zurück und ließ sich von Miles wegführen. In einer Sekunde würde Mia wirklich fort sein …
    Sie rollten ihre Tochter schon aus dem Saal, als Jude einfiel, dass sie etwas vergessen hatten. Wie hatten sie das nur vergessen können?
    »Warten Sie«, schrie sie.
    Miles sah sie an. »Was ist denn?«
    »Zach«, sagte sie. Mehr brachte sie nicht hervor.
    Lexi hört Mia lachen und etwas sagen … etwas über einen Teil deiner Welt …
    Sie murmelte »Wie?« und streckte die Hand nach ihrer besten Freundin aus, aber da war niemand neben ihr. Langsam wachte Lexi auf und blinzelte. Irgendwas stimmte nicht. Wo war sie?
    Als sie versuchte, sich aufzusetzen, durchfuhr sie ein scharfer Schmerz in der Brust. Es tat so weh, dass sie aufschrie.
    »Alexa?« Eva stand auf. Sie hatte auf einem Stuhl am Fenster gesessen und gelesen.
    »Wo bin ich?«, fragte Lexi und runzelte die Stirn.
    Eva trat zu ihr. »Im Krankenhaus.«
    Diese zwei Wörter brachten die Zeit zum Stillstand. In einem Kaleidoskop von Bildern erinnerte sich Lexi an alles: die weiße Motorhaube des Wagens, die vorwärtsraste; der Baum, gleißend hell im Scheinwerferlicht; Mias Schreie; Rauch; das Klirren von zerbrechendem Glas …
    »Wir hatten einen Unfall«, flüsterte sie und wandte den Kopf zu ihrer Tante. Ein Blick in ihre von Sorgen verdunkelten Augen, und sie wusste, dass es schlimm stand. Lexi warf die Decke zurück und wollte aus dem Bett klettern.
    Eva packte ihr gesundes Handgelenk und hielt sie fest. »Nicht, Lexi. Du hast eine Rippe und den Arm gebrochen. Lieg einfach still.«
    »Ich muss Zach und Mia sehen …«
    »Mia ist nicht mehr hier.«
    Vor lauter Erleichterung sackte Lexi zusammen. »Gott sei Dank. Wann konnte sie gehen? Und wie geht es Zach?«
    »Mia ist gestorben, Lexi. Es tut mir leid.«
    Gestorben.
    Nicht mehr hier.
    Lexi begriff nicht. Wie auch? Sie spürte noch, wie Mia sich an sie lehnte und flüsterte: Lass mich nicht allein, sonst mach ich vielleicht was Dummes. Das war doch eben erst gewesen, vor einer Sekunde. Darf ich mich zu dir setzen? »Nein«, flüsterte sie. »Sag das nicht …«
    Eva schüttelte den Kopf. Da sprang die Wahrheit sie an wie eine schlafende Schlange, die aufgescheucht worden war.
    Das Auto. Der Unfall. Tot.
    Nein. Nein.
    »Das kann nicht wahr sein«, flüsterte Lexi. Mia war ein Teil von ihr. Wie sollte eine von ihnen allein überleben? »Das würde ich doch spüren , oder nicht? Es kann nicht wahr sein.«
    »Es tut mir leid.«
    Lexi ließ sich zurücksinken. Sie blickte zur Tür und erwartete, Mia dort zu sehen, in irgendeinem komischen Aufzug, mit verschränkten Armen und schief geflochtenen Zöpfen, mit ihrem typischen Lächeln. Sie hörte sie sagen: Hola, amiga, was machen wir jetzt?
    Dann setzte sie sich wieder auf. »Was ist mit Zach?«
    »Das kann ich dir nicht sagen«, erwiderte Eva. »Er hat Verbrennungen. Mehr weiß ich nicht.«
    Verbrennungen.
    »O mein Gott«, sagte Lexi. »An Feuer kann ich mich nicht erinnern.«
    Verbrennungen.
    »Erzähl mir, was passiert ist«, bat Eva leise und nahm Lexis Hand.
    Lexi lehnte sich gegen ihre Kissen. Sie fühlte sich, als wäre ihr die Seele mit einer stumpfen Klinge aus dem Leib geschnitten worden. Wenn sie durch reine Willenskraft hätte aufhören können zu existieren, so hätte sie es getan. Bitte,

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