Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Champagner in den Adern

Wie Champagner in den Adern

Titel: Wie Champagner in den Adern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
Vom Netzwerk:
gut." Zu ihrer Verwunderung verneigte er sich und verschwand.
    Es war sinnlos, sich schlafen zu legen. Zara war hellwach, und ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie saß da und wartete, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Hätte er ihr doch die Laterne da gelassen! Die Nacht war freundlicher, wenn man Licht hatte.
    Als ob der Gedanke eine Erscheinung hervorrufen würde, tauchte ein flackerndes Licht auf, nicht im Flur, sondern in dem Spalt in der gegenüber liegenden Wand, durch den man in den Raum dahinter gelangen konnte.
    „Er hätte nie damit gerechnet, dass du seinen Ratschlag so rasch befolgen kannst", erklärte Prinz Rafi und zeigte sich la chend mit einer Kerze in der Hand. „Aber da ich schon mal hier bin, kannst du die Gelegenheit ja nutzen, oder?"

7. KAPITEL
    „Prinz Rafi!", flüsterte Zara und wollte auf ihn zustürmen. Die Kette um ihr Fußgelenk riss sie zurück, so dass sie stolperte. Aber Rafi ließ sogleich die Kerze fallen und fing Zara auf. Erleichterung durchflutete sie.
    Die Kerze lag brennend im Staub. Rafi presste seine Lippen auf Zaras Mund. Sie erschauerte, als sie seine Leidenschaft spürte. Sie sehnte sich nach ihm und hatte das Gefühl, endlich nach Hause gekommen zu sein.
    Seine Lippen waren kühl und warm, die Berührung seiner Zunge aufreizend, seine Umarmung zärtlich und stürmisch zugleich. Als sie sich voneinander lösten, lag sie in seinen Armen, und er streifte mit seinen Lippen ihren Hals, die Wange, die Stirn und das Haar. Sie empfand ihre eigene Reaktion auf seine liebevolle Berührung als überwältigend.
    „Geliebte", raunte er an ihrem Ohr. „Meine Geliebte."
    Die Flamme der Kerze flackerte ein letztes Mal auf, dann ging sie aus. Damit war der Bann zwischen ihnen gebrochen. Widerstrebend löste sich Zara von ihm. Sie war so verletzlich, gefühls mäßig wie körperlich, von einem auf den anderen Tag sehnte sie sich nach seiner Gesellschaft, nach seiner Umarmung, betrachtete ihn als ihren Retter. Sie wusste, dass solche Dinge in derartigen Situationen leicht passieren konnten. Geiseln verliebten sich in ihre Entführer. Das sonst klare Urteilsvermögen ging ihnen verloren.
    Nie zuvor hatte sie empfunden, was sie jetzt in Prinz Rafis Ge genwart spürte. Umso mehr erschreckte es sie. Denn es konnte ja nur an ihrer verrückten Situation liegen.
    Er versuchte nicht, sie in den Armen zu halten, sondern bückte sich, um die Kerze aufzuheben, solange er sie an dem glühenden Docht erkennen konnte. Zara hörte das Klicken eines Feuerzeugs und im selben Moment leuchtete die Kerze auf.
    „Wie schön, ein Licht zu haben!", rief sie unwillkürlich und geriet beim Anblick der zarten Flamme in der Dunkelheit erneut an den Rand der Tränen.
    Rafi stand vor ihr, hielt die Kerze hoch und schaute sie fast so an wie der Bandit, mit den gleichen dunklen, blitzenden Augen. Aber abgesehen davon wirkte er vollkommen anders. Jetzt hätte sie die beiden nicht mehr verwechseln können. „Komm", forderte er sie auf. „Wir setzen uns."
    Sie ließ sich von ihm zu ihrer zerwühlten Decke führen und stand reglos mit der Kerze in der Hand da, während er die Decke faltete und sie ordentlich auf den Boden legte.
    „So", sagte er, vergoss etwas Wachs und befestigte die Kerze zwischen ihnen auf dem Boden.
    Verschiedene Fragen drängten sich Zara auf. „Du bist wieder gekommen", stellte sie verwundert fest und ließ auch die förmliche Anrede fallen. „Wie hast du das geschafft? Waren das deine Männer, die den Überfall gemacht haben?"
    „Nicht meine Männer, sondern meine Brüder und unsere Tafelgefährten."
    „Deine Brüder? Ihr drei wart dabei?", wiederholte sie. „Was wäre geschehen, wenn du dabei umgekommen wärst?"
    Er schüttelte den Kopf. „Wir haben das für unwahrscheinlich gehalten. Der meiste Lärm und das Licht stammten von Feuerwerkskörpern." Er klopfte auf die Mauersteine, an die sie sich lehnten. „Der Bau hier ist nicht so robust, dass wir Granatwerfer hätten benutzen können. Wir haben zum Schein ein paar Granatwerfer in der Wüste verpulvert. Dann sind meine Brüder mit ih ren Tafelgefährten losgestürmt, haben ihre Gewehre abgefeuert und so viel Lärm wie möglich gemacht. Ich habe mich hereingestohlen, als die Wachen sich zusammengefunden haben, um den Angriff abzuwehren."
    Er war so sauber und duftete angenehm nach Seife und Rasierwasser. Zara nahm es deutlich wahr, und wurde sich im selben Moment ihres eigenen Zustandes

Weitere Kostenlose Bücher