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Wie der Soldat das Grammofon repariert

Wie der Soldat das Grammofon repariert

Titel: Wie der Soldat das Grammofon repariert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasa Stanisic
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wilder Pionier. Ich sitze vor der Roten Fahne, erschöpft und sehr zufrieden. Der Chor singt die Internationale.

1. Mai 1989 oder Das Küken in der Pionierhand
    I ch klettere auf den Sessel, streiche mir das Haar aus der Stirn und räuspere mich:
     
    Es ist der erste Mai,
die roten Flaggen streichelt der Wind
sie flattern deinen Namen: Tito.
     
    Der Muttervogel legt ein Ei
in unser Nest aus Brüderlichkeit,
nämlich auf meine Hand.
     
    In der Pionierhand schlüpft das Küken
es wird gleich muskulös wie Rambo I
mit blau-weiß-rotem Gefieder und adriatischen Augen.
     
    Es ist eine Taube für den Frieden
ein Adler ist es für den Kampf
ein Hühnchen für das Mittagessen.
     
    Ein Dinosaurier ist es für die Kinder,
der Dinosaurier singt für Tito und die Arbeiterklasse
die Internationale.
     
    Der Vogel frisst den ersten Mai
und weil der erste Mai Zukunft ist
wird der Vogel groß und zukünftig
wie unser Jugoslawien.
     
    Lese ich, streiche mir das Haar aus der Stirn, bedanke mich und klettere in Opa Slavkos Applaus hinunter.

Es gibt keine Partisanen mehr
    Es gibt Kommissare. Es gibt Uniformen und Soldaten darin und Maschinengewehre davor und Generäle. Es gibt den roten, fünfzackigen Stern. Es gibt Paraden, es gibt den Volksbefreiungskampf, es gibt Schallplatten mit Liedern, die jeder auswendig kann. Es gibt Schwarzbrot und Schlangen für das Schwarzbrot, und es gibt den Opa, der mit den Partisanen alles Mögliche und Unmögliche befreit hat. Es gibt die Pioniermützen, die aussehen wie Partisanenmützen, nur sind sie blau, und ich trage meine auch dann, wenn ich nicht muss. Es gibt weiße Schokolade mit Nüssen, es gibt in der Küche die große orangenfarbene Gasflasche, wir spielen Basketball, der Ring von der Gasflasche ist der Korb, ich heiße Dražen Petrović und treffe jeden Dreier. Auf der Gasflamme kocht Oma Milch auf. Ich warte immer genau zwölf Minuten und trinke warme Milch, auf der anderen Platte kocht Oma Bettlaken auf. Es gibt Verbandszeug im Bad, es gibt im Hof einen Riesenmülleimer, der nicht sehr oft geleert wird, es gibt Indianer, es gibt Motorradfahrer in Lederjacken, die manchmal in der Stadt Pause machen und den Mädchen nicht anders nachgucken als unsere Jungs. Es gibt bei uns um die Ecke das grüne Haus mit dem merkwürdigen Dach. Es gibt die Japaner, die einzigen Japaner, die sich jemals in unsere Stadt verirrt haben, stiegen im grünen Haus mit dem merkwürdigen Dach ab, niemand hat gesehen, ob sie es jemals wieder verlassen haben. Es gibt heimlich gemalte Hakenkreuze, so verboten, dass jedes gehakenkreuzte Papier zerknüllt wird und im Müll landet. Es gibt die Drina. Es gibt stundenlanges Anderdrinasitzen und angeln. Es gibt in der Drina Welse, ich kenne einen mit Schnurrbart und
Brille. Es gibt Computerspiele, die heißen »Boulder Dash« oder »Space Invaders« oder »International Soccer«, ich breche einen Rekord nach dem anderen. Es gibt zum Geburtstag ein Fahrrad, mein erstes: »Pony«, grün und schnell. Ich fahre im Kreis, ich bin ein Sprinter mit dicken Beinen und engem Trikot. Für das Trikot werde ich ausgelacht, aber was wissen Unwissende über Erodimanik. Es gibt Plastiktüten. Meine Oma wirft keine Plastiktüte weg, sie wäscht sie aus, wenn Schafskäsewasser ausgelaufen ist, sie verwahrt sie in einem bodenlosen Raum namens Špajz. Sie hebt alles auf, sie sagt: man weiß nie, welche Zeiten kommen. Es gibt eine Idee, mein Vater sagt: ich mache einen Laden auf für Künstlerbedarf. Es gibt den Künstlerbedarf, es gibt den Sonntagnachmittag, als mir Nešos Schwester Elvira hinter einem Grabstein auf dem Megdaner Friedhof gezeigt hat, wie der Unterschied zwischen mir und ihr aussieht.
    Er sieht nicht gut aus.
    Es gibt mich, der so getan hatte, als wüsste er das nicht schon lange.
    Es gibt auf dem Grabstein einen Partisanen. Er steckt in einem kleinen runden Rahmen, guckt ernst und trägt die Mütze mit dem fünfzackigen Stern.
    Partisanen aber gibt es keine mehr.

Eine schöne Reise
    M it meinen Eltern fahre ich jeden Sommer nach Igalo. Die ganze Fabrik, in der mein Vater arbeitet, fährt nach Igalo. Das Syndikat verschiebt für einen Monat die Leute aus einer kleinen Stadt ohne Meer in eine kleine Stadt mit Meer. In Igalo gibt es eine Künstlerkolonie. Der Einzige, der sich auf Igalo freut, ist also mein Vater. Die Männer und die Frauen der Künstlerkolonie tragen langes Haar und sonst nichts, und Vater ist deprimiert, wenn er zu Hause wieder eine Krawatte umbinden

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