Wie der Soldat das Grammofon repariert
die zwei Schüsse auf Meho abgab, wurde es um ihn still. Der General deutete in Richtung der serbischen Hälfte. Kein Tor! Kein Tor!
In das weinrote Samttuch gewickelt, lag Gavros Klarinette gewiss immer noch dort, wo er sie abgelegt hatte, bevor er in den Krieg gezogen war: auf dem Schrank im Wohnzimmer des elterlichen Hauses, das auch im Winter und auch nach dem Tod seines Bruders nach Lavendel roch. Jetzt und hier, hinter Gottes Füßen, brauchte Gavro kein Instrument, um sich eine Zugabe ehrlich zu verdienen – er fiel in Mikados schrillen Pfiff ein, dehnte und hob ihn in F-Dur, band eine Kette leichtfüßiger, eingängig kindlicher Melodien daran, wandte sie unerwartet in einen Walzer, über dessen verspielte Sechsachteln er plötzlich einen wilden Csárdás losließ – und während seine Komposition an Farbe und Fahrt gewann, setzte sich Dejan Gavrilović, genannt Gavro, ein hervorragender Belgrader Klarinettist, ins Gras.
Der Csárdás rüttelte Mikimaus auf. Nicht sitzen bleiben, knurrte er seinen Mitspieler an, der den Ball hinter dem Tor geholt hatte. Mikimaus nahm ihm den Ball weg und marschierte über den Platz. Nicht sitzen bleiben, rief er etwas lauter. Neben Gavro ließen sich zwei weitere serbische Spieler
auf die Wiese nieder und machten ebenfalls keine Anstalten, weiterspielen zu wollen.
Auf General Mikados Hals malte der Zorn rote Flecken, und als der General, in Wirklichkeit Leutnant und die längste Zeit seines Lebens Fliesenleger mit vier Töchtern, deren Vornamen alle mit »Ma« begannen, das dritte Mal am heutigen Tag nach Gavros Hinterkopf ausholte, packte die Klarinettistenhand das Fliesenlegerhandgelenk. Aus dem Csárdás flammte Spanisches auf, das machst du nie wieder, sprachen Gavros Augen, und der Flamenco gab dazu den Refrain. Gavro pfiff, Mikimaus marschierte, und Marko schlug den eigenen Torwart nieder und nahm ihm die Pistole ab.
Eh, fick doch Mohammed Ali!, hätte Meho Markos schlichten linken Haken gelobt. So aber war General Mikado – was ist das jetzt, verfickt noch mal! – der Einzige, der fluchte, als sein Torwart zu Boden ging und sein Stürmer sich den Schmerz aus der Hand abschüttelte. Was ist das jetzt?, schrie der General und biss in Gavros Finger, die sein Handgelenk umklammerten, was wollt ihr …, brüllte er mit dem Blut des Klarinettisten an den Zähnen und sah sich um. Abstoß!, befahl er Mikimaus, der den Ball zur Mitte des Feldes trug.
Einer nach dem anderen setzten sich seine Spieler hin. Ein Putsch, das also …, lachte der General, Deserteure!, schlug er um sich, Überläufer, Kriegsgericht werd ich euch! Auch die Aus-Linien gingen ins Gras, einige Soldaten machten aber ihre Waffen schussbereit, unsicher, ob sie damit auch auf die eigenen Leute zielen sollten.
Die meisten serbischen Soldaten sahen zu Boden, nicht so, als hätten sie Angst vor ihrem Vorgesetzten, sondern, als wäre ihnen der cholerische Mann mit dem behaarten Rücken peinlich. Als schämten sie sich für etwas, als wüssten sie keine Antwort auf eine sehr einfache Frage, die ihnen gerade gestellt worden war. General Mikado schrie sich in Rage, sein ganzer Hals wurde ein einziger roter Fleck, alles abknallen!, schrie er, gebt mir mein verficktes Gewehr! Er wich zurück, drehte sich im Kreis. Niemand hielt ihn auf, niemand antwortete
auf die sehr einfache Frage. Auch die Territorialen standen in der Gegend, als wären sie bloß Requisite auf dieser Bühne, auf der ein kleiner, kräftiger Mann mit nacktem Oberkörper tobte.
Niemand fand eine Antwort auf die sehr einfache Frage – außer Mikimaus. In der Schule waren die meisten Fragen zu schwierig für ihn gewesen, zu Hause hatte ihm sein Vater mit dem ledernen Gürtel Ausrufezeichen in den Rücken gepeitscht, und hier, hinter Gottes Füßen, gab es keine Fragen, nur Befehle. Milan Jevrić, genannt Mikimaus, legte den Ball auf den ungefähren Anstoßpunkt, stützte den Fuß darauf und donnerte in einer Lautstärke über die Soldatenköpfe, über General Mikado, der an eine Waffe gekommen war, aber zögerte, sie zu gebrauchen, über den Platz, über die Schützengraben, über Mehos toten Körper, über die Buchen, über den Wind, über das Tal, so laut also und so deutlich, als wollte er in diesem einen Schrei alle Antworten geben auf alle von ihm bisher unbeantworteten Fragen: Vier-drei für die!, antwortete Milan Jevrić, genannt Mikimaus, auf die einfache Frage. Die führen eins, stellte er fest, aber vielleicht reißen wir noch was
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