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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
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wenn er betrunken ist.
    »Meine Tochter und ich haben am Dienstag unseren Flug nach Denver versäumt, und ich wollte fragen, ob wir unsere Tickets für einen späteren Flug verwenden können.«
    »Das geht ohne Weiteres. Es wird eine Umbuchungsgebühr erhoben, aber wenn Sie mir die Bestätigungsnummer geben, kümmere ich mich um alles.«
    Ich nenne die auf der Quittung stehende Nummer.
    »Einen Moment.«
    Nur einen. Na los, beeilen Sie sich! Zehn Sekunden. Dreißig. Fünfundvierzig. Ich muss von diesem Computer weg.
    »Danke fürs Warten. Ich habe Ihre Reservierung gefunden. Bitte, nennen Sie das neue Abflugdatum!«
    Verdammt, nein! Sie hätte sagen sollen, dass es ihr leid tut und ein Missverständnis vorliegen muss. Dass Michelle Peters den Flug genommen hat und nur ihre Tochter umgebucht werden muss.
    »Das weiß ich noch nicht. Ich wollte nur hören, ob ich die Tickets für einen anderen Flug verwenden kann. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald ich mich entschieden habe. Danke für die Auskunft.«
    Von wegen danke. Mein Herz klopft so heftig, dass es wehtut. Was zum Teufel bedeutet das alles?
    Ich rufe die beiden anderen Fluggesellschaften an und bekomme zwei weitere Mitarbeiter an den Apparat, die gern bereit wären, mich umzubuchen. Keine von ihnen sagt: »He, Sie haben den Flug genommen.« Niemand gibt mir einen Hinweis darauf, wo meine Mutter sein könnte.
    Ich lösche die Quittungen aus dem Posteingang meiner Mutter und auch aus dem Mülleimer, lasse anschließend die History-Daten des Browsers verschwinden. Aber ich habe das Gefühl, dass all dies zu spät geschieht oder dass es nicht reicht, um meinen Vater daran zu hindern, Mom und mich zu finden.
    Ich sehe mir die unbezahlten Rechnungen an und finde den Kontoauszug für die gemeinsame Kreditkarte meiner Eltern. Wieder greife ich zum Telefon, rufe an, nenne den Mädchennamen meiner Mutter und die vier letzten Zahlen meiner Sozialversicherungsnummer. Auch hier wird es mir viel zu leicht gemacht. Ich bitte um Angabe der letzten Belastungen meines Kontos. Seit Dienstag: Abbot’s Party Store. Dads Bier. Oder vielleicht seine Zigaretten. Benzin, fünfzig Dollar für Lebensmittel. Ich sehe im Kühlschrank nach, der ziemlich leer ist. Der Einkauf scheint es nicht bis zu ihm geschafft zu haben. Noch einmal Benzin. Mit anderen Worten: Auch hier komme ich nicht weiter.
    »Noch eine Sache. Könnten Sie mir bitte die Belastungen für Montag vorlesen?«
    Keine Flugtickets. Meine Mutter hat eine zweite Kreditkarte. Und wenn ich verwirrt bin, bedeutet das vielleicht, dass auch mein Vater verwirrt ist. Zumindest eine Zeit lang.
    Ich muss die Nummer der anderen Kreditkarte finden. Um festzustellen, ob Mom irgendwo da draußen ist und ihre Karte benutzt. Und wenn die Aktivitäten mit unserem Heim- PC dazu dienen, Dad in die Irre zu führen, muss ich den Computer finden, den meine Mutter wirklich benutzt hat. Ich weiß, dass sie bei der Arbeit einen Laptop benutzt, keinen PC . Also, wo ist er? Sie bringt ihn jeden Abend mit nach Hause. Sein Fehlen bedeutet: Sie hat ihn entweder mitgenommen, oder er befindet sich irgendwo im Haus. Ich habe überall gesucht – nur auf dem Dachboden noch nicht. Ich ziehe die Leiter herunter und bin auf dem Weg nach oben, als Keith Urban aus meinem Handy singt. Alex.
    »Hallo.«
    Himmel, warum geht bei mir jedes Mal das große Prickeln los, wenn ich seine Stimme höre? Und warum fühle ich mich dann wie in einer Art Paralleluniversum, in dem meine Mutter nicht vermisst wird? An einem Ort, wo alles in bester Ordnung ist?
    »Im Fernsehen läuft ein Tarzanfilm mit Treibsand«, sagt Alex.
    »Ich hab’s dir ja gesagt, das Zeug kommt häufiger vor, als man denkt. Aber im Ernst: Auf diese Weise verbringst du den Samstagnachmittag?«
    »Eigentlich sehe ich mir College-Football an, aber ich habe auch einen Blick auf den Film geworfen. Na schön, den Treibsand habe ich nicht genau gesehen, dafür aber Tarzan. Ich glaube zumindest, dass er es war. Es ist jedenfalls ein Schwarz-Weiß-Film. Ich dachte mir, wir könnten ihn uns zusammen ansehen, per Telefon.«
    »Du willst dir Tarzan ansehen?«
    »Wie wäre es hiermit? Ich sehe mir weiterhin College-Football an, und du guckst Tarzan. Auf diese Weise kann ich den Spielstand im Auge behalten, und du sagst mir, ob sie es lebend aus dem Treibsand schaffen. Oder ich komme zu dir, und wir …«
    Reißen uns gegenseitig die Kleidung vom Leib. Dann kann ich meine Angst vielleicht für kurze Zeit vergessen. Es sei

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