Wie deutsch ist das denn?!
in International Union for Conservation of Nature and Natural Resources ( » Internationale Union für den Erhalt der Natur und der natürlichen Ressourcen « ), kurz IUCN . Der Hauptsitz der Organisation befindet sich heute im schweizerischen Gland nahe dem Genfer See, außerdem unterhält sie Niederlassungen in 62 Ländern.
Mitinitiator der IUCN war der Londoner Biologe und Schriftsteller Sir Julian Huxley (1887 – 1975), der auch zu den Gründungsvätern der UNESCO gehört und von 1946 bis 1948 als deren erster Generalsekretär wirkte. Seinem Engagement ist noch eine zweite prominente Umweltorganisation zu verdanken, der World Wide Fund for Nature ( WWF )– gegründet 1961 unter dem Namen World Wildlife Fund. Dessen Aufgaben bestehen laut Gründungsurkunde im » Schutz von Tieren, Pflanzen, Wäldern, Landschaft, Wasser, Boden und allen natürlichen Ressourcen « .
Der Hintergrund: 1960 reiste Huxley nach Ostafrika, um ein Wildtierschutzprojekt der UNESCO zu betreuen. Was er dort antraf, nämlich die hemmungslose Jagd auf wilde Tiere und die Vernichtung natürlicher Biotope, entsetzte ihn zutiefst. So schrieb er nach seiner Rückkehr nach London drei flammende Artikel für den Observer, in denen er davor warnte, dass viele Tierarten innerhalb der nächsten zwanzig Jahre verschwunden sein könnten, wenn nicht schnellstens gegengesteuert würde. Mit seinem Appell fand Huxley große Aufmerksamkeit und gewann wichtige Mitstreiter– wie den Geschäftsmann Victor Stolan und den Ornithologen Max Nicholson–, die schließlich gemeinsam eine internationale Organisation zum Schutz der Natur auf die Beine stellten. Sein Hauptquartier bezog der WWF in der schweizerischen Kleinstadt Morges am Nordufer des Genfer Sees, wo damals bereits der IUCN seinen Sitz hatte. Als werbewirksames Markenzeichen entwarf Gründungsmitglied und Hobbymaler Peter Scott ein Abbild des berühmten Pandabären Chi-Chi im Londoner Zoo– es dürfte heute eines der bekanntesten Logos der Welt sein. So gilt der WWF , gleichauf mit der 1971 gegründeten Bewegung Greenpeace, als eines der Synonyme für Naturschutz schlechthin, auch wenn beide immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik stehen (der Journalist Wilfried Huismann etwa nannte den WWF 2012 aufgrund seiner Nähe zur Agrarindustrie eine » schizophrene Organisation « ). [18]
Was tat sich während all dieser Jahre in Deutschland? Noch immer praktisch nichts. Das änderte sich erst in den Siebzigerjahren, als eine wahre Gründungswelle grüner Bewegungen den Planeten überrollte. Die zunehmende Verschmutzung von Luft und Wasser ließ damals in ganz Europa, aber auch auf anderen Kontinenten das Bewusstsein für den Schutz von Umwelt und Klima wachsen. So entstanden zahlreiche Gruppen, Komitees und Vereine, die sich teils mit spektakulären Aktionen für diese Belange einsetzten. Eine der ersten war die von US -amerikanischen und kanadischen Atomkraftgegnern und Pazifisten am 15. September 1971 in Kanada gegründete Aktivistengruppe Don’t Make a Wave Committee, die sich ursprünglich gegen einen geplanten unterirdischen Atombombentest auf der zu Alaska gehörenden Insel Amchitka richtete. Der Name der Aktion, mit der das geschehen sollte: Greenpeace.
Im Jahr 1971 charterten die Mitglieder des Komitees einen Fischkutter, um damit in das vorgesehene Testgebiet zu fahren. Zwar fing die US -Küstenwache ihr Schiff kurz vor dem Ziel ab, doch immerhin fand das Abenteuer so viel Medienresonanz, dass der Atombombentest zunächst verschoben und dann ganz abgeblasen wurde. Ein Jahr später mündete die Aktion dann in die Gründung der Umweltstiftung Greenpeace, die heute weltweit vierzig Büros betreibt und mehr als drei Millionen Fördermitglieder hat.
Und nun endlich: Vorhang auf für die grünen Parteien! Die weltweit erste Umweltbewegung mit dem Status einer politischen Partei sind allerdings nicht die deutschen Grünen– es ist eine Gruppe von Schweizern: Im Dezember 1971 treten aus Protest gegen eine geplante Autobahn quer durch das Stadtgebiet von Neuchâtel mehrere Politiker aus ihren bisherigen Parteien aus und schließen sich zum Mouvement populaire pour l’environnement ( » Volksbewegung für die Umwelt « ), kurz MPE , zusammen. Im Mai 1972 beteiligt sich das MPE an den Schweizer Gemeinderatswahlen, erringt auf Anhieb 17,8 Prozent der Stimmen und stellt mit acht von 41 Sitzen die drittstärkste Fraktion– ein sensationelles Ergebnis, das die späteren deutschen Grünen erst Jahrzehnte
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