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Wie deutsch ist das denn?!

Wie deutsch ist das denn?!

Titel: Wie deutsch ist das denn?! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ahrens
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übrigen Europa) noch vor wenigen Jahrhunderten einen denkbar miserablen Ruf. Sie galt als giftig und teuflisch, als Schweinefraß und später als Arme-Leute-Essen, das man allenfalls zu sich nahm, wenn das Geld partout für nichts Besseres reichte. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts begann sie klassenübergreifend akzeptiert zu werden und damit Eingang in die deutsche Lebensart zu finden.
    Bekanntlich ist die Kartoffel auch alles andere als eine Deutsche, sondern eine geborene Südamerikanerin. Das erste Land der Alten Welt, das mit ihr Bekanntschaft machte, war folglich Spanien, das Land der Konquistadoren– genauer gesagt, die Kanarischen Inseln.
    In diesem Zusammenhang gilt es zunächst eine historische Begriffsverwirrung zu klären: Der erste Europäer, der je Kartoffeln sah und aß, war mit einiger Sicherheit Kolumbus. Dabei handelte es sich jedoch um Süßkartoffeln (Ipomoea batatas), die mit der uns vertrauten Knolle (Solanum tuberosum) nur sehr entfernt verwandt sind und auch eine andere geografische Herkunft haben. Kolumbus begegnete diesen Früchten erstmals auf der– von ihm Hispaniola getauften– Karibikinsel Aytí. In seinem Tagebucheintrag vom 4. November 1492 schreibt er:
    » Am Abend lehren uns die Eingeborenen die Zubereitung eines unscheinbaren Knollengewächses, an dem wir bisher achtlos vorbeigingen. Ich werde einige dieser seltsamen Äpfel, die wie Kastanien schmecken und von den Indianern Batate genannt werden, nach Europa mitnehmen. «
    Batate, patata oder auch papa: Irgendwann übertrug sich dieser Name auf die viel später entdeckte Andenkartoffel, die schließlich die Welt eroberte. So heißt diese im lateinamerikanischen Spanisch noch immer papa, in der spanischen Schriftsprache und im Italienischen patata und im Englischen potatoe.
    Unser heutiges deutsches Wort » Kartoffel « geht ebenfalls auf eine Verwechslung zurück– es ist abgeleitet vom Lateinischen terrae tuber ( » Erdknolle « ), das eigentlich für Trüffeln steht. Klingt unwahrscheinlich? Nicht, wenn man die verschiedenen Entwicklungsstadien des Wortes betrachtet. In einer späteren Dialektform wurde daraus terrae tufer, dann tartufo und schließlich die italienische Verkleinerungsform tartufolo (so viel wie » Trüffelchen « ). Diese wiederum wurde im 18. Jahrhundert eingedeutscht zu Tartüffel, und siehe da: Schon haben wir den direkten Vorläufer des heutigen Wortes » Kartoffel « .
    Die Geschichte der Namensgebung ist jedoch nur ein historischer Wimpernschlag gegen den Werdegang der Kartoffel selbst: In ihrer Urheimat Südamerika, rund um die Ufer des Titicacasees im Andenhochland, wurden frühe Formen wahrscheinlich schon vor über zehntausend Jahren kultiviert. Vor gut siebentausend Jahren entstand daraus in etwa die Knolle, wie wir sie heute kennen– eine unentbehrliche Nahrungsgrundlage für die vorspanischen Kulturen. Denn der in Amerika ansonsten weit verbreitete Mais verträgt keinen Frost, hat also in solchen Höhen (der Titicacasee liegt 3810 m über dem Meeresspiegel) kaum eine Chance. So verbreitete sich die Kartoffel dank ihrer Widerstandsfähigkeit über große Teile des Kontinents: Bei Ankunft der spanischen Eroberer erstreckte sich ihr Anbaugebiet vom Westen des heutigen Venezuela bis ins südliche Chile.
    Der erste historisch gesicherte Kontakt der Kartoffel mit einem Europäer fand 1537 statt, wie spätere Aufzeichnungen verbürgen. Er war vermutlich etwas enttäuschend– denn der Konquistador Gonzalo Jiménez de Quesada hatte mit seiner Expedition im heutigen Kolumbien eigentlich das sagenumwobene Goldland El Dorado aufspüren wollen. 18 Jahre später findet sich dann eine Beschreibung der Knolle aus erster Hand: Francisco López de Gómara, Sekretär des Eroberers Hernán Cortés, liefert sie in seinem Buch Historia general de las Indias.
    Auch ab diesem Zeitpunkt dauerte es noch ziemlich lange, bis die ersten Kartoffeln in der Alten Welt auftauchten. Ihre Ankunft auf den Kanarischen Inseln fand wahrscheinlich zwischen 1560 und 1570 statt, also erst Jahrzehnte nach Kolumbus’ Bekanntschaft mit der batate. Welcher der zahlreichen spanischen Seefahrer sie über den Atlantik brachte, lässt sich heute nicht mehr sagen. Wenig später jedenfalls hatte die Kartoffel auch das spanische Festland erreicht. Der erste Hinweis findet sich 1573 im Hospital de la Sangre in Sevilla, wo für die Patienten papas zubereitet wurden.
    Von nun an geht alles vergleichsweise schnell: Um 1590 gelangt die Kartoffel

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