Wie du befiehlst
gefunden hatte. Sie faltete den Stofffetzen auseinander. Ja, es war dasselbe Muster! Dieser Bikini hatte nicht irgendeiner Vorgängerin von ihr gehört, sondern Laure!
Erneut hörte sie Andrews Stimme in ihrem Kopf, seine Warnungen, sie sei der Ersatz für Laure, deren Verbleib nie geklärt wurde. War Laure wirklich einfach nur abgehauen?
Sie drehte das Foto um. Eine Nachricht stand dort in krakeliger Schrift, adressiert an eine Sandrine. Aber das war das einzige Wort, das Melissa verstand. Der Rest war in FranÂzösisch, was sie nicht beherrschte, nicht einmal ansatzweise.
Hitze stieg ihr ins Gesicht. Sie konnte Espen bitten, es ihr zu übersetzen. Gewiss hatte auch er ein Interesse daran, herauszufinden, was mit Laure passiert war. Aber was, wenn Andrew recht hatte? Wenn hier wirklich etwas nicht stimmte. Wenn Laure die Insel gar nicht verlassen hatte, sondern ⦠sie schluckte. Was für absurde Gedanken! Nur weil sie einen Bikini gefunden hatte, hieà das doch noch lange nicht, dass der Besitzerin irgendetwas zugestoÃen war. Sie konnte ihn auch einfach während eines erotischen Abenteuers im Freien dort vergessen haben. Auf Venus Clams war Garderobe ohnehin nur Nebensache.
Melissa atmete tief durch, versuchte, sich zu beruhigen. Sie würde der Sache nachgehen. Aber nicht heute Abend. Und sie würde sich von dieser Spur, die sie entdeckt hatte, nicht verrückt machen lassen. Es gab keinen konkreten Hinweis auf irgendeine Art von Verbrechen. Allerhöchstens ein unÂgutes Bauchgefühl, das vielmehr durch Andrews Paranoia verursacht war als durch irgendetwas anderes.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Melissa zuckte vor Schreck zusammen, und das Buch fiel ihr aus den Händen.
»Ja?«, fragte sie heiser und versteckte den Bikini rasch wieder unter ihrem Kopfkissen.
»Ich bin es, Miss Voight. Albert.«
»Albert ⦠was ⦠was gibt es denn?« Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, hob das Buch, in dem noch immer Laures Foto steckte, auf und legte es auf den Nachtschrank zurück.
»Ich soll Ihnen ausrichten, dass die Herrschaften unten auf Sie warten.«
Sie blickte zur Uhr. Tatsächlich. Die halbe Stunde war schon rum.
»Danke. Ich ⦠bin gleich bei ihnen.«
»Sehr wohl.«
Seine Schritte entfernten sich. Melissas Körper fühlte sich steif und starr an, als wäre er zu einer Salzsäule mutiert. Das war doch wirklich albern. Es brachte nichts, sich jetzt unnötig aufzuregen. Wahrscheinlich gab es für alles eine ganz einfache Erklärung. Besser war es, sich auf den bevorstehenden Abend zu konzentrieren, und auf diesen freute sie sich. Sehr sogar.
Sie zupfte das traumhafte Kleid noch einmal zurecht, straffte die Schultern und verlieà ihr Zimmer, um Espen und Serena Gesellschaft zu leisten.
Die Wendeltreppe war ihr nie länger erschienen und ihre Beine nie schwerer. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand mehrere Kilo Blei um die Waden geschnallt. Doch als sie den Speiseraum endlich erreichte, das helle Kerzenlicht sah und ihr der Geruch von Meer und Fisch in die Nase stieg, waren Laure und die Geschichte ihres abstrusen Verschwindens schnell vergessen.
Espen und Serena saÃen bereits an der Tafel. Als sie Melissa erblickten, erhoben sie sich. Sie sahen edel aus, wie Menschen, die Luxus gewöhnt waren. Und dies war ja auch der Fall. Nur sie war das Aschenputtel.
Espen kam in seinem schimmernden Armani-Anzug auf sie zu und griff nach ihrer Hand. »Du siehst zauberhaft aus.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Findest du nicht, Serena?«
»O ja, wirklich hinreiÃend.«
Serena wirkte wie immer wie ein Model. Schlank. GroÃ. Die kurzen Haare hatte sie nach hinten gegelt. Bei jeder anÂderen Frau hätte es merkwürdig, vielleicht sogar maskulin ausgesehen, doch es passte perfekt zu Serenas herb-sinnlichem Typ.
»Setz dich bitte.«
Espen schob ihren Stuhl zurück, und Melissa lieà sich darÂauf sinken. Albert brachte eine Karaffe Wein an den Tisch und goss allen ein.
»Auf einen aufregenden Abend«, sagte Serena, hob ihr Glas und zwinkerte Melissa zu, die den beiden zuprostete. Aber das wunderbare Essen war nicht die einzige Ãberraschung. Albert führte einen jungen Mann zum Tisch, der Violine für sie spielte. Sanfte Klänge, die den Abend noch perfekter machten.
»Ich habe noch ein Geschenk für dich«, eröffnete ihr
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