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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Michel Ney und eine Reihe anderer hingerichtet werden. Sie werden als >Verräter< bezeichnet. Es ist ein reiner Zufall, daß ich nicht bei ihnen im Gefängnis sitze.«
    Er starrte auf die Asche am Ende seiner Zigarre. »Verrat ist oft nur eine Sache des Zeitpunkts. Die verurteilten Männer waren allesamt ehrbare Soldaten - ihr einziges Verbrechen lag darin, der Verliererseite gedient zu haben. Ich hatte gehofft, ich könnte einigen bei der Flucht helfen. Sogar ein paar Ihrer Landsleute stimmen mit mir darin überein, daß die Rache des Königs empörend ist.
    Ja, mir hat sogar ein Brite geholfen.«
    Er atmete einen dünnen Rauchstrahl aus. »Ich werde Ihnen den Namen nicht sagen, also vergeuden Sie Ihre Zeit nicht mit Drohungen. Obwohl ich kaum glaube, daß Ihre Regierung einen Briten exekutieren würde, weil er an einem gescheiterten Fluchtplan beteiligt war.«

    Mit trockenem Mund fragte Rafe: »War es Robert Anderson?«

    Roussaye zögerte, sagte aber dann: »Sie sind gut informiert.«
    Vollkommen aus der Fassung gebracht, setzte Rafe rasch alles neu zusammen, was er wußte. Wenn Roussaye die Wahrheit sagte, dann beseitigte das ein wichtiges Indiz, das gegen Anderson gesprochen hatte. Viele Menschen, Rafe eingeschlossen, hielten die Rachsucht der Royalisten für falsch. Andersons Geld blieb immer noch verdächtig, aber wie Margot trotzig gesagt hatte, konnte der Mann durchaus Informationen an verschiedene Leute verkaufen, ohne sein Land wirklich zu verraten.
    Was den General betraf, so mochte der Spitzname Le Serpent ein Zufall sein; schließlich war das dreiköpfige Schlangenwappen aus Northwoods Unterlagen immer noch nicht erklärt, und es konnte das Symbol der echten
    >Schlange< bedeuten. Die einzige andere Verbindung war die von Lemercier zu Roussaye. Und die Tatsache, daß beide Offiziere Bonapartes gewesen waren, war nicht gleich-bedeutend mit Verschwörung.
    »Hat Henri Lemercier ebenfalls für Sie gearbeitet?«
    Der General rümpfte die Nase. »Sie beleidigen mich.
    Lemercier ist ein Schurke der übelsten Art. Er würde niemals einen Finger rühren, um jemandem zu helfen, es sei denn, er wird fürstlich bezahlt. Wenn der Preis stimmt, würde er seine eigene Großmutter erwürgen und zu Fri-kassee verarbeiten.«
    Wie betäubt sicherte Rafe die Waffe und schob sie in seinen Umhang zurück. Vielleicht war Roussaye nur einfach ein brillanter Lügner, aber Margot hatte immer schon bezweifelt, daß er das Zeug zum Mörder hatte, trotz ihrer Vermutung, daß er in ein Geheimnis verwickelt war. Ihre Instinkte erwiesen sich langsam als ausgesprochen zuverlässig.

    »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte Rafe hölzern. »Ich kann nur hoffen, daß Sie mir meine Unverschämtheiten verzeihen können.«
    »Moment.« Roussaye hob die Hand. »Warum haben Sie geglaubt, ich wollte Castlereagh oder Wellington umbringen? Ohne die beiden würde Frankreich gezwungen sein, einen weit weniger günstigen Frieden zu akzeptieren.«
    »Genau das. Es schien uns möglich, daß ein wahrer Revolutionär Frankreich in dem Maße gedemütigt sehen wollte, daß es erneut zu den Waffen greift. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen - ich muß Margot finden.«
    Roussaye schüttelte den Kopf. »Genialer Gedanke, aber ich versichere Ihnen, ich möchte das Leiden meines Landes nicht verlängern. Frankreich kann keine Waterloos mehr durchstehen. Wenn es eine Verschwörung gibt, die unseren Frieden bedroht, bin ich genau wie Sie daran interessiert, sie aufzudecken. Wenn Sie mir sagen, was Sie wissen, kann ich vielleicht helfen.«
    Rafe zögerte, setzte sich dann aber, während er sich selbst verfluchte, Margot nicht intensiver ausgefragt zu haben, als er es noch gekonnt hatte. Aber er war ja zu verzaubert gewesen. Nun waren sie und Anderson fort, und er war durch seine Unwissenheit behindert. Ohne ihre Quellen wußte er nicht, wohin er sich wenden sollte, daher war jede Hilfe willkommen. Kurz skizzierte er, was er wußte oder vermutete, dann zählte er alle Verdächtigen auf, die sie beobachtet hatten.
    Der General hörte aufmerksam zu, und sein Gesicht verfinsterte sich, als er vom Verschwinden Andersons hör-te, aber er unterbrach Rafe erst, als er den Comte de Varenne erwähnte. »Wieso Varenne? Die Royalisten haben doch den größten Nutzen vom Status quo.«
    Rafe mußte zurückdenken, um sich zu erinnern. »Am Anfang gab es den Verdacht, daß die Ultraroyalisten den König umbringen wollten, damit

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