Wie ein Blütenblatt im Sturm
sagte, wird einem die Heimlichtuerei zur Gewohnheit. Sie wissen, weshalb ich mich mit Roussaye traf. Was Lemercier betrifft - ich versuchte, herauszufinden, was er vorhatte, denn ich war absolut sicher, daß er etwas mit der Verschwörung zu tun hatte.«
»Und was ist mit dem Geld? Es war das stärkste Indiz gegen Sie.«
»Maggie wußte nicht, wieviel Whitehall für Informationen bezahlte, daher akzeptierte sie ohne Fragen, was immer ich ihr gab«, erklärte Andreville. »Ich habe ihr nie verraten, daß das meiste Geld direkt von mir kam, denn wahrscheinlich wäre sie ziemlich wütend geworden und hätte sich von mir getrennt, auch wenn ich einen Haushalt unterstützte, der genauso mein Zuhause war.
Zudem wollte ich sicherstellen, daß sie genug besaß, um sich selbst zu unterhalten, sollte mein Schutzengel mich einmal verlassen.«
»Sie hätten sie als Erbin einsetzen können, auch wenn sie nicht ihre Frau ist.«
»Das habe ich schon, aber die Möglichkeit, daß ich einfach so verschwinde, war niemals gering. Wenn niemand weiß, wie oder ob ich gestorben bin, ist mein Vermögen auf ewig eingefroren.« Er warf Rafe einen neugie-rigen Blick zu. »Haben Sie Ihren Verdacht Maggie mitgeteilt?«
Rafe nickte, und Andreville fragte: »Und wie hat sie reagiert, als Sie sie zu überzeugen versuchten, daß ich ein Verräter bin? Sie weiß praktisch nichts über mein Vorleben, und es sprach ja eine Menge gegen mich.«
»Sie hat sich grundweg geweigert, mir zu glauben«, sagte Rafe reumütig, »und mich dann mit gezogener Pistole aus ihrem Haus geworfen. Und wenn Sie jetzt sagen wollen, Margot könnte mir ein paar Dinge über Loyalität beibringen, dann sparen Sie es sich ruhig - ich weiß es schon.« Zerstreut fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. »Vielen Dank, daß Sie mir das alles erzählt haben. Ich mußte es wirklich wissen.«
Rafe ließ sich ebenfalls wieder auf das Stroh nieder und versuchte erneut, seinen Kummer, sein Schuldgefühl und seinen Zorn unter Kontrolle zu bringen, bevor die Gefühle ihn überwältigten. Nun, da er das starke Band kannte, daß zwischen Andreville und Margot bestand, erkannte er, daß er niemals eine Chance haben würde, sie zurückzugewinnen.
Er dachte mit Selbstekel daran, daß er tatsächlich geglaubt hatte, er könnte sie mit seinen Verführungskünsten beeinflussen. Der einzige Grund, warum sie sich ihm in jener Nacht hingegeben hatte, war das Bedürfnis gewesen, die schrecklichen Erinnerungen vom Place du Carousel zu verdrängen.
Er hatte die Zerstörung ihres Lebens in Gang gesetzt, und es fiel ihm nur eine einzige Sache ein, die vielleicht etwas wiedergutmachen würde: Er durfte Andreville niemals wissen lassen, daß er, Rafe, diese eine Nacht in Margots Bett verbracht hatte. Selbst ein ausgesprochen toleranter Mann würde kaum entzückt sein, wenn er erfuhr, daß seine Geliebte mit einem anderen geschlafen hatte, und Rafe wollte nicht der Grund für eine Mißstimmung zwischen Margot und dem Mann ihrer Wahl sein.
Er hatte sie schon zu oft verletzt.
Obwohl es ihn damals ziemlich viel gekostet hatte, war er nun heilfroh, daß er kein Risiko eingegangen war, Margot zu schwängern. Nun, da der Krieg vorbei war, mochte sie vielleicht eine Familie gründen wollen. Es wäre nicht leicht gewesen, Andreville ein schwarzhaariges Baby zu erklären.
Rafe schloß die Augen und legte den Kopf an die Wand. Was für eine bittere Ironie: Er hatte Margot helfen wollen, zu vergessen, und sich damit eine Erinnerung, einen Zauber erschaffen, der ihn ewig quälen wür-de. Wenn sie jemals an Rache gedacht hatte, dann hatte sie diese bereits bekommen. Müde sagte er: »Wenn wir hier jemals rauskommen, werden Sie sie dann heiraten, Lord Robert?«
Erst nach einer langen Weile gab Andreville Antwort:
»Ich habe ganz sicher vor, sie zu fragen. Übrigens wäre es mir recht, wenn Sie mich nicht Lord Robert nennen würden. Dieser Name gehört zu einem anderen Leben, so wie die Frau, die für Sie Margot ist, für mich immer Maggie bleiben wird.«
»Wie möchten Sie dann genannt werden?«
»Meine Freunde nennen mich Robin.«
Waren sie also Freunde? Rafe war sich nicht sicher, aber es gab nun zweifellos ein Band zwischen ihnen, das aus Respekt, geteilter Gefahr und Liebe zu derselben, unvergleichlichen Frau entstanden war.
»Ich werde gewöhnlich Rafe genannt.« Er lächelte ein wenig. »Eigentlich heiße ich Rafael, aber wie Margot sagte, als wir uns zum ersten Mal trafen, war es ausgesprochen
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