Wie ein Blütenblatt im Sturm
ein Liebespaar sind.
Maggies Brustkorb hob und senkte sich heftig. »Du kannst eisenharte Beweise und ein Dutzend unbeschol-tener Zeugen anbringen, die bestätigen, daß Robin ein Verräter ist, und ich würde dir vielleicht - nur vielleicht!
- glauben, doch in dein Bett würde ich dennoch nicht kommen. Gehst du jetzt freiwillig, oder soll ich meinen Dienern läuten, daß sie dich rauswerfen?«
Verzweifelt mußte Rafe erkennen, daß er auf ganzer Linie versagt hatte, und das machte alles nur noch schlimmer. Wenn Maggie sich auch in ihrer Loyalität zu Anderson furchtbar irrte, war es dennoch undenkbar, daß sie selbst wissentlich in einen Mordplan verwickelt war. Und nun, da Rafe sie herausgefordert hatte, würde sie nur noch wilder entschlossen sein, das Komplott aufzudecken, allein um ihm zu beweisen, daß seine Meinung über Anderson falsch war. Sie konnte in ernsthafte Gefahr geraten, und er würde nicht mehr da sein, um sie zu beschützen.
Die Waffe folgte ihm ohne zu zittern, als er sich auf die Tür zubewegte. Mit einer Hand auf dem Türknauf hielt er inne und blickte zurück. Auch die Tatsache, daß ein Pistolenlauf auf sein Herz zielte, verringerte sein Verlangen nicht. »Ich verlasse Paris erst, wenn die Sache vorbei ist«, sagte er ruhig. »Wenn du Hilfe brauchst, weißt du, wo du mich finden kannst.«
Dann ging er, und die Tür fiel hinter ihm leise zu.
Maggie legte die Pistole auf den Tisch. Ihre Knie gaben nach, und sie sank zu Boden. Übelkeit überkam sie, und sie schlang sich die Arme um ihre Mitte, um den Brechreiz zu bekämpfen.
Sie hatte sich immer gefragt, was unter Rafes kühler Gelöstheit verborgen lag. Nun wußte sie es, und sie wünschte, sie hätte es nicht herausgefunden.
Zwar hatte er stets deutlich gezeigt, daß er sie begehrte, doch von seiner wilden Eifersucht war nie etwas zu spüren gewesen. Nun, er hatte sich ziemlich genauso benommen wie damals vor dreizehn Jahren.
Damals hatte sie geglaubt, es sei Liebe gewesen, aber offenbar handelte es sich vielmehr um verletzten Stolz und Besitzdenken.
Konnte er sie wegen Robin belogen haben? Obwohl Rafes Informationen beunruhigend waren, mußte all das keineswegs auf einen Doppelagenten hinweisen.
Zugegeben, Robin hatte sein Zusammentreffen mit Lemercier und Roussaye nicht erwähnt, aber das bedeutete nichts, da er seine Aktionen selten mit ihr in allen Einzelheiten diskutierte. Andersherum informierte sie ihn schließlich auch nicht über jeden ihrer Schritte.
Viel schwerer war es schon, Rafes Enthüllungen, was das Geld betraf, zu verwerfen. Obwohl sie in diesen Jahren nicht gerade verschwenderisch lebte, hatte ihr Robin doch weit mehr gezahlt als den Betrag, den Strathmore genannt hatte. Ein Teil davon war an die Informanten gegangen, ein anderer für ihre täglichen Ausgaben aufgewandt worden, während der Rest in Zü-
rich angelegt war, wo .das Geld genug abwerfen konnte, um ihr ein sorgenfreies Leben in England zu garantie-ren.
Sie hatte die Summen, die sie erhielt, niemals in Frage gestellt, da sie angenommen hatte, es sei der ge-wöhnliche Lohn für ihre Tätigkeit. Konnte es denn wirklich sein, daß Robin mehr als einem Herrn diente? Er hatte stets so getan, als ob all das Geld britisches Geld war.
Sie zwang sich, die Frage seiner Nationalität noch einmal zu überdenken. Als sie sich kennengelernt hatten, hatte er behauptet, er sei Engländer, doch über sein Vorleben hatten sie nie gesprochen. Mit Unbehagen wurde ihr klar, daß er so gut wie überall aufgewachsen sein konnte, denn er besaß das gleiche Sprachtalent wie sie. Tatsächlich war es sogar Robin gewesen, der sie das besondere Hinhören gelehrt hatte, das sie befähigte, einen Akzent perfekt nachzuahmen.
Auch wenn vieles von seinem Leben im dunkeln lag, hatte Maggie niemals in Zweifel gezogen, daß er in den Dingen, die zählten, aufrichtig zu ihr war. Nun war sie nicht mehr so sicher. Noch knappe vierzehn Tage zuvor hatte er ihr gesagt, man dürfe niemandem trauen, nicht einmal ihm. Damals hatte sie diese Bemerkung als Spaß betrachtet, nun aber spukte sie ihr im Kopf herum.
Zitternd zog sie sich auf die Füße und ging dann an die Vitrine, um sich einen Brandy einzuschenken. Nach einem tiefen Schluck war ihr zwar innerlich wärmer, aber sie wußte immer noch nicht weiter.
Rafe mochte ja halb wahnsinnig vor zurückgewiesener Lust oder aus verletztem Stolz sein, aber sie würde wetten, daß er glaubte, was er ihr erzählt hatte. Doch wie konnte sie Robin,
Weitere Kostenlose Bücher