Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
ihrem besten Freund, mißtrauen, der ihr Leben und ihren Verstand gerettet hatte?
    Sie kippte den Rest Brandy hinunter, ohne darauf zu achten, wie er in ihrer Kehle brannte. Es war seltsam, wie sehr Rafe sie aus der Ruhe bringen konnte. Er er-weckte in ihr ungeheuer tiefe Emotionen, die nichts mit der warmen Freundschaft gemein hatten, die sie mit Robin teilte.
    Leider benutzte Rafe diese Macht, um sie zu verletzen.

    Der Engländer versorgte Le Serpent mit den Informationen aus der britischen Botschaft, die er sich mit nicht geringem Risiko verschafft hatte. Zweimal war er fast von anderen Mitgliedern des Personals erwischt worden, und er glaubte, an Orten, an denen er eigentlich nichts zu tun hatte, mißtrauisch beäugt worden zu sein.
    Dennoch stellte niemand unangenehme Fragen, und er hatte für sein Risiko ein hübsches Sümmchen erhalten.
    Das Licht war dieses Mal ein wenig heller, so daß Le Serpent die Pläne der Räume sichten konnte. Nach ein paar Minuten stieß er ein triumphierendes Knurren aus.
    »Perfekt, absolut perfekt. Le bon Dieu muß dies extra für meine Zwecke gestaltet haben.«
    Der Engländer hatte nicht den Wunsch, mehr über diese Pläne zu erfahren. Er richtete sich auf, um zu gehen. »Wenn Sie mich also nicht mehr brauchen …«
    Le Serpent streckte sich ebenfalls, und seine Augen funkelten kalt hinter seiner Maske. »Ich habe Sie noch nicht entlassen, mon petit Anglais. Mein Projekt erfordert Ihre freiwillige Teilnahme. Sehen Sie das Kämmerchen hier?« Ein Finger tippte auf den Grundriß.
    Der Engländer blickte hinab. »Ja, was ist damit?«
    »Es liegt direkt unter Castlereaghs Schlafzimmer.

    Wie Sie mir gesagt haben, wird es selten benutzt und immer verschlossen gehalten. Wenn man genug Schieß-
    pulver hineinbringt und entzündet, pustet es den Flügel der Botschaft in Fetzen.«
    »Sie sind wahnsinnig!« keuchte der Engländer, der endlich begriff, warum Le Serpent wissen wollte, wer bei den einzelnen Besprechungen dabei sein würde. Wenn er sich nur den richtigen Tag aussuchte, konnten Wellington und all die führenden Köpfe mit Castlereagh in die Luft gejagt werden.
    »Nicht im geringsten«, erwiderte der maskierte Mann ruhig. »Mein Plan ist wagemutig, aber absolut durchführbar. Das schwierigste wird sein, das Pulver in die Botschaft zu bringen, aber da Sie zum Personal gehören, ist auch dies kein unüberwindbares Problem.«
    »Wie beabsichtigen Sie denn, die Explosion zu star-ten?« fragte der Engländer und war sich gleichzeitig entsetzlich sicher, wie die Antwort lauten würde.
    »Eine Kerze wird uns die Arbeit abnehmen. Eine langsam brennende, harte Wachskerze braucht Stunden, um herunterzubrennen. Sie werden viel Zeit haben, sich da-vonzumachen, ohne daß jemand Sie verdächtigen kann.«
    »Ich will kein Teil eines solchen Wahnsinns sein!
    Wenn die Führer der Alliierten sterben, wird es eine Menschenjagd geben, die Frankreich noch nicht gesehen hat.«
    »Oh, es wird einen Aufruhr geben, aber ohne Anführer werden die Alliierten wie geköpfte Hühner herum-laufen. Wenn sich der Staub dann legt«, - Le Serpent legte eine dramatische Pause ein, bevor er fortfuhr - ,
    »wird es in Frankreich eine neue Ordnung geben.«
    »Was kümmert mich Frankreich? Ich habe keine Lust, meinen Hals dafür zu riskieren!«
    Der Engländer versuchte zurückzuweichen, aber Le Serpent griff rasch über den Tisch und packte sein Handgelenk mit eiserner Kraft. Mit einer Stimme, die direkt aus einem Alptraum zu dringen schien, zischte er:
    »Ich sage es Ihnen noch einmal, mon ami, Sie haben keine Wahl. Gegen mich zu arbeiten, bedeutet den Tod. Auf der anderen Seite ist Ihre Mitarbeit unabdinglich für den Erfolg dieses Plans, und ich belohne meine Unterge-benen höchst großzügig.«
    Er ließ die Worte einwirken und fuhr dann sanft fort:
    »Nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich nicht versuche, Ihre Loyalität zu kaufen, denn ich weiß, Sie haben keine. Gier ist der beste Beweggrund für Wesen wie Sie, also gebe ich Ihnen ein Versprechen: Verhelfen Sie mir zum Erfolg, und Sie werden reicher und mächtiger sein, als Sie sich je erträumt haben.«

Der Engländer wußte nicht mehr, was gesünder war: mit Le Serpent zusammenzuarbeiten, den Bastard bloß-
    zustellen oder aus Frankreich zu fliehen. Mit Unbehagen wurde ihm bewußt, daß er sich in den nächsten Tagen entscheiden mußte, und wenn er die falsche Entscheidung traf, würde er schon bald tot sein.
    Allerdings würde er so oder so sterben, ob er nun

Weitere Kostenlose Bücher