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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sein mußte. Er kannte bereits den Geschmack ihres Mundes, und seine Phantasie lieferte ihm lebhafte Bilder von ihrem Aussehen, von dem Gefühl, wenn er in ihr war, wie sie sich ihm entgegenbiegen würde …
    Einmal mehr riß er sich aus dem ungesunden Teufels-kreis seiner Gedanken los. Die Intensität seines Verlangens war so heftig, daß er sich zum ersten Mal im Leben fragte, ob er zur Vergewaltigung fähig wäre, wenn sich die Gelegenheit ergäbe.
    Nein. Er wollte sich keine Antwort darauf erlauben.
    Maggie hatte ihn beschuldigt, sie zu begehren, weil sie unerreichbar war, und er wußte, daß sie im gewissen Sinne recht hatte. Schließlich war sie nur eine Frau, und alle weiblichen Wesen waren irgendwie gleich. Ebenso wußte er aus Erfahrung, daß die schönsten Frauen selten auch die besten Mätressen waren. Geliebte, die von der Natur weniger begünstigt waren, strengten sich mehr an. Wenn er nur ein einziges Mal mit Maggie ins Bett gehen konnte, würde es ihn wahrscheinlich von seiner Obsession befreien, da sie in seinen Jugenderinnerungen verwurzelt war.

    Doch dazu würde er keine Chance bekommen. Sie wür-de ihm eine Kugel in den Kopf jagen, wenn er sich ihr auf wenige Schritte näherte.
    Es war ein Glück, daß Anderson in dieser Nacht nicht gekommen war. Rafe wäre versucht gewesen, ihn gerade-wegs umzubringen, und der Blonde war lebendig weit nützlicher. Morgen würde Rafe mit Wellington sprechen und ihn überzeugen, Anderson zu verhören, doch in dieser Nacht wollte er noch seine morbide Wache halten.
    Das Haus gegenüber war dunkel, nur in der Küche brannte ein Licht. Er fragte sich, ob Maggie schlief oder so unruhig war wie er. Die Anschuldigungen gegen Anderson hatten sie sehr aufgewühlt, und vielleicht quälten sie Zweifel. Er hoffte es inständig.
    Es war schon einige Zeit vergangen, als er eine dunkle Gestalt katzenhaft und anmutig aus dem Haus gleiten sah.
    Er wußte, daß es sich um Maggie handelte. Natürlich war seine Neugier sofort geweckt. Er verließ seinen Posten und war kurz darauf draußen.
    Als er gerade auf die Allee hinaustrat, sah er eine andere Gestalt aus dem Gebäude zu seiner Linken kommen und hinter Maggie hergehen.
    Zum Teufel, wer beobachtete sie denn noch? Hatte sein Mann die Konkurrenz übersehen oder war dies eine ganz neue Entwicklung? Er war plötzlich froh um den Impuls, der ihn an diesem Abend hierhergetrieben hatte. Wenn sie sich kopfüber in Gefahr stürzte, würde er wenigstens zur Stelle sein.
    Maggie hetzte sie anständig. Rafe mußte die Geschwindigkeit bewundern, die sie an den Tag legte, wobei sie so gut wie unsichtbar blieb. Die gutbeleuchteten Boulevards meidend, war sie nur ein weiterer Schatten in den schmalen Nebengassen. Gelegentlich blickte sie sich um, aber sie hatte keinen Grund, Verfolger zu befürchten, und die gleichen Schatten, die sie schützten, verbargen auch Rafe und den anderen.
    Der Gedanke an die Lächerlichkeit der Posse, in der mehrere Leute sich gegenseitig verfolgten, brachte Rafe dazu, sich umzublicken, aber er schien tatsächlich der letzte in der Reihe zu sein.
    Als sie sich dem Place du Carousel näherten, erkannte er zu seinem Unmut, daß sie offenbar zu Anderson wollte.
    Eine geplante Verabredung, oder wollte sie den Mann mit dem konfrontieren, was Rafe ihr gesagt hatte? Wieder war es sich ganz und gar nicht sicher, ob er das wirklich wissen wollte.
    Maggie hielt am Ende der Straße an, die nun auf den Platz mündete. Hinter ihrer Gestalt ragte der gewaltige Triumphbogen auf, den Napoleon auf dem Platz errichtet hatte, und der von den vier Bronzepferden von St. Markus in Venedig gekrönt wurde. Fackeln brannten um das Mo-nument herum, und ihr flackerndes Licht beleuchtete die Arbeiter, die oben auf dem Bogen standen. Das Klicken von Hammer und Meißel hallte über die offene Fläche, und Rafe erkannte einen Aufpasser in einer britischen Uniform. Offenbar hatte Wellington beschlossen, die Gefühle der Franzosen nicht zu verletzen und ihre am meisten exponierten Beutestücke im Schutz der Nacht zu entfernen. Rafe hoffte, daß der alte Louis das Ganze verschla-fen würde. Die Arbeiten fanden buchstäblich unter seinem Fenster in den Tuilerien statt.
    Maggie zögerte immer noch, als ob sie sich entscheiden müßte, ob sie über den Platz oder um ihn herum gehen wollte.
    Dann erklang Getrappel hinter Rafe. Er drehte sich um und entdeckte eine Abteilung der französischen National-garde, die aus einer Querstraße kam und auf den Platz

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