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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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plötzlich auf und stieß denselben, mark-erschütternden Entsetzensschrei aus wie zuvor auf dem Platz.
    Mit einem Schlag war Rafe ganz wach, sprang aus dem Sessel hoch und setzte sich auf die Bettkante. »Maggie, es ist alles in Ordnung!« sagte er scharf. »Du bist in Sicherheit!«
    Sie schlug die Augen auf und starrte ihn blicklos an, oh-ne ihn zu erkennen. Schon holte sie Atem zum nächsten Schrei, als er ihre Schulter schüttelte. »Wach auf, Maggie! Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Langsam erfaßte ihr Blick die Gestalt, die über sie gebeugt war. »Rafe?« fragte sie unsicher. Schwach setzte sie sich auf.
    »Ja, meine Liebe. Hab keine Angst. Bis auf einen heftigen Stoß am Kopf ist dir nichts passiert.« Er hatte sanft gesprochen, aber seine Worte brachten ihr den Aufruhr und den Mob ins Gedächtnis zurück. Sie begann zu schluchzen und ließ den Oberkörper nach vorn fallen.
    Rafe zog sie in die Arme, und sie klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. In einem Winkel seines Be-wußtseins staunte er über das Ausmaß ihrer Erschütterung. Er hatte immer gedacht, die mutige, erfahrene Gräfin könnte allem gegenübertreten.
    Aber dies war nicht mehr die Gräfin Janos, dies war Margot Ashton, und sie war aufs tiefste erschüttert. Er hielt ihren bebenden Körper ganz fest und murmelte trö-
    stende Worte, die nichts bedeuteten, aber ihren Zweck erfüllten. Als die Schluchzer endlich ein wenig abebbten, sagte er: »Lemercier war der, der den Mob gegen dich aufgehetzt hat. Hast du ihn gesehen?«
    Sie nickte, ohne ihn anzusehen.
    »Wenn es dich irgendwie tröstet: Die Gerechtigkeit hat ihn ziemlich schnell ereilt.«
    Verdutzt blickte sie auf. »Hast du …?«
    »Mit deiner Pistole«, erwiderte er. »Reine poetische Gerechtigkeit.« Nun erzählte er ihr, was geschehen war, und wie sie entkommen konnten.
    Befriedigung huschte über ihre Züge, verschwand jedoch schnell wieder. »Ich sehe sie immer wieder«, sagte sie leise. »Die Gesichter und die Hände, die nach mir greifen … egal, wie sehr ich es versuche, ich kann nicht entkommen. Und dann … und dann … « Sie vergrub ihr Gesicht wieder an seiner Brust.
    Er streichelte ihr Haar. »Maggie, es ist vorbei, und du bist in Sicherheit. Ich lasse nicht zu, daß dir jemand etwas tut.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ihre Pupillen waren so groß, daß die Augen schwarz wirkten. Mit bebender Stimme sagte sie: »Rafe, ich… ich will, daß du mit mir schläfst.«

    Kapitel 15
    N DIESEM TAG voller Dramatik war nichts so überA raschend wie Maggies Worte. »Weißt du, was du da sagst?« fragte Rafe ungläubig.
    Obwohl ihre langen Wimpern von Tränen verklebt waren, zeigten ihre Augen wache Aufmerksamkeit.
    »Ich weiß, um was ich dich bitte, und ich weiß, daß es nicht fair dir gegenüber ist, aber ich will … muß vergessen.«
    Ihre Stimme verebbte, und sie schauderte zusammen.
    Sie schloß für einen Augenblick die Augen, dann wiederholte sie ihre Bitte. »Rafe, wenn dir jemals irgend etwas an mir gelegen hat …«
    Immer noch war er skeptisch. Trotz seiner lebhaften Phantasien fand er, daß er sie nicht einfach so nehmen wollte, nun, wo sie verletzt und verschreckt war. Er wollte, daß sie ihn so begehrte wie er sie, ihn nicht nur als ein Mittel sah, unerträgliche Erinnerungen zu vergessen.
    Sie streckte die Hand aus und streichelte seine Wange. Ihre Miene war verzweifelt. »Bitte, ich flehe dich an …«
    Rafe konnte es nicht ertragen, ihren Stolz gebrochen zu sehen. Er drehte das Gesicht in ihrer Hand und küßte die Handfläche. »O Gott, Margot, ich habe so lange gewartet. So furchtbar lang …«
    Das Verlangen, das seit Tagen in ihm schwelte, flammte zu weißglühender Hitze auf, und einen Augenblick verschwamm alles vor seinen Augen. Mehr als alles auf der Welt wollte er sich in sie versenken - sich in Leidenschaft verlieren. Doch dies war nicht die Zeit für eine wilde, kopflose Paarung; wenn er ihr helfen wollte, muß-
    te er stärker und ruhiger sein als sie.
    Er faßte ihre Schultern, um sie zu einem Kuß an sich zu ziehen. Sobald er sie berührte, begann sie zu zittern.
    Rafe stand unbeweglich da. »Ist das Begierde oder Angst?«
    Ohne seinem Blick zu begegnen, erwiderte sie leise:
    »Ein bißchen von beidem.«
    Wie seltsam, daß er gestern noch darüber nachgedacht hatte, ob er sie wohl vergewaltigen könne. Der bloße Gedanke, ihr etwas anzutun, war wie ein glühender Dolch in seinen Eingeweiden.
    Während er noch überlegte, was er sagen

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