Wie ein boser Traum
versuchte zu husten.
»Wach auf!« Sie wollte ihn noch einmal schütteln, da umklammerte eine Hand ihren Arm. Er öffnete die Augen. Er sprang auf … torkelte … hustete, aber er hielt sie immer noch mit eisernem Griff fest.
»Was zum Teufel machst du hier?«
»Das Haus brennt!«, schrie sie, jetzt zitterten ihre Arme und Beine. »Wir müssen hier raus!« Sie verschluckte rauchgesättigte Luft, ihre Lunge krampfte sich zusammen, sie musste husten.
Er zögerte, als müsste er erst mal zur Besinnung kommen und als glaubte er ihr nicht.
»Schnell!« Sie musste wieder husten, das Brennen in der Lunge war jetzt kaum noch auszuhalten.
Er zog sie zum Fenster, warf sie fast hinaus und sprang ihr unmittelbar hinterher. Sie stürzten zu Boden. Er sprang auf und zog sie zum Schuppen hin.
Das Feuer toste; irgendetwas fiel krachend in sich zusammen. Emily sah erst hin, als sie sich weiter von der Gefahrenquelle entfernt hatten.
Die Flammen durchbrachen das Dach.
Hätte sie ihn nicht geweckt, wäre er jetzt tot. Hätte sie nicht vor dem Haus geparkt …
Jemand hatte versucht, ihn umzubringen.
Ihre Knie knickten ein, aber sein fester Griff um ihren Arm hielt sie aufrecht.
Schlagartig wurde ihr bewusst, was sie getan hatte. Sie war in ein brennendes Haus eingedrungen und hatte Clint Austin vor dem sicheren Tod bewahrt.
Das alles war nicht die Folge bewussten Handelns gewesen. Das Feuer hatte ihre Überlebens- und Schutzinstinkte geweckt. Sie hatte nur reagiert.
Sie blickte den Mann neben sich an. Im Licht der lodernden
Flammen sah sie den Schock und das Entsetzen in seinem Gesicht. Sie hatte das dringende Verlangen, etwas zu tun … der Wunsch, ihn anzufassen, war geradezu unbezwinglich.
Aber es gab nichts, was sie tun konnte.
Troys Versicherung, dass er sich höchstpersönlich um Austin kümmern wolle, klang in ihr nach – eine Mischung aus Anspannung und Angst durchfuhr sie. Aber so etwas würde er doch nicht tun!
Das war versuchter Mord.
Ihr Blick wanderte zurück zu Austin. Tausende Male hatte sie ihm den Tod gewünscht. Sie hatte darum gebetet, dass er im Gefängnis zugrunde gehen möge.
Sie hatte ihm das Leben gerettet.
3.30 Uhr
Clint war wie betäubt.
Teile der Außenwände waren alles, was von seinem Haus übrig geblieben war. Das Feuer war erloschen, aber in der Luft lag noch immer der Geruch von Rauch.
Die Leute von der Presse und der Fernsehstationen aus einem Umkreis von achtzig Kilometern waren bereits eingetroffen. Einige von Rays Deputys hielten sie vom Haus und vom Garten fern. Aber mit ihren Teleobjektiven konnten sie mehr als genug einfangen.
Der Sanitäter wollte Clint ins Krankenhaus bringen lassen, damit er weiter untersucht werden könnte; schließlich hatte er Rauch eingeatmet. Aber er hatte sich geweigert.
Gestern Abend hatte er diese Woche endgültig satt gehabt.
Der Vandalismus, die Art, wie die ganze Stadt ihn behandelte – alles war über ihm zusammengebrochen. Es war genauso gekommen, wie Ray es Clint prophezeit hatte. Aber am meisten hatte sie ihn beschäftigt. Trotz all der Jahre, all der Schmerzen – er begehrte sie immer noch. Deshalb hatte er sich gestern Abend so besinnungslos betrunken, wie es mit zwölf Dosen Bier eben möglich war. Aber jetzt war er stocknüchtern.
Er wäre jetzt tot, wenn sie nicht da gewesen wäre.
Sein Blick blieb auf Emily Wallace hängen, die neben einem Mannschaftswagen kauerte und von Ray befragt wurde.
Es schauderte Clint.
Er war total weggetreten gewesen. Nichts hätte ihn wecken können, wenn sie nicht …
Seine Augen brannten wieder. Vielleicht vom Rauch.
Es wunderte ihn nicht, dass jemand versucht hatte, ihn umzubringen. Er hatte es sogar erwartet. Nur hatte er nicht damit gerechnet, dass er dabei sein Leben behalten, alles andere aber verlieren würde.
Er hatte seinen Wagen ein Stück weiter gefahren, als das Wasser die Flammen endlich unter Kontrolle gebracht hatte. Da die Schlüssel in seinem zerstörten Haus waren, musste er ihn kurzschließen. Wenigstens hatte er noch das Auto. Er hatte keine Ahnung, ob für das Haus und seinen sonstigen Besitz eine Versicherung existierte.
Clint rieb sich das Gesicht und fragte sich, warum in aller Welt ihn das überhaupt interessierte. Weil er ein Idiot war. Er hatte sich geschworen, falls er je aus dem Gefängnis herauskommen sollte, würde er hierher zurückkehren und seine Unschuld beweisen. Mehr um seiner Mutter als um seiner selbst willen.
Seit fünf Tagen war er jetzt
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