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Wie ein Flügelschlag

Wie ein Flügelschlag

Titel: Wie ein Flügelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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Tasche.
    »Mel, warte mal, wir wollten doch reden!«
    »Tut mir leid, ich muss weg. Ein anderes Mal, ja?« Sie drehte
sich um und wollte zur Tür, aber ich hielt sie fest.
    »Ein anderes Mal? Da ist es zu spät. Du hattest gesagt, dass du
kurz Zeit hast. Ich will doch nur …«
    Sie riss sich los. »Ich habe dir gesagt, dass ich es eilig habe. Ich
muss los. Wir reden morgen, okay?« Sie schob meine Hand weg
und wandte sich wieder zur Tür.
    Panik stieg in mir auf. Melanie durfte jetzt nicht gehen. Verzweifelt
griff ich nach irgendetwas, um sie aufzuhalten, und erwischte
einen Riemen der Sporttasche.
    »Mel, warte. Es geht auch ganz schnell. Hör mir nur fünf Minuten
zu. Bitte!«
    Sie zog an der Tasche, wollte sie mir wegreißen, da passierte
es: Die Sporttasche rutschte über ihre Schulter nach unten und
kippte um. Ich hatte immer noch den Tragegriff in den Händen,
aber der Inhalt der Tasche fiel auf den Boden der Umkleidekabine.
    »Verdammt!« Melanie stürzte auf die Knie und fing hektisch
an, alles wieder einzusammeln.
    Ich stand mit offenem Mund daneben und betrachtete die
beiden weißen Schachteln, die neben einigen Kopien für das
Theaterstück zu meinen Füßen lagen. Ich bückte mich und hob
sie auf. Construnit las ich den Aufdruck auf der Seite.
    »Was ist das?« Verwirrt sah ich Melanie an.
    »Nichts. Gar nichts. Gib schon her.« Sie entriss mir das Päckchen
und warf es zurück in die Tasche. Dann zerrte sie den Reißverschluss
wieder zu. »Vergiss es einfach!«
    »Mel, du schleppst da Medikamente mit dir herum, von
denen ich noch nie etwas gehört habe, und sagst mir, ich soll es
vergessen?«
    Mel verdrehte die Augen. »Es ist wirklich nichts. Das Zeug
gehört mir nicht, sondern meinem Vater. Er ist Arzt. Schon vergessen?
Und jetzt lass mich endlich gehen, ich muss echt los.«
    »Deinem Vater? Aber wieso …«
    »Misch dich nicht dauernd in Dinge ein, die dich nichts angehen,
Jana! Glaub mir, es ist besser, du vergisst das alles ganz
schnell wieder.«
    Melanie stürzte an mir vorbei nach draußen, und ich konnte
nur noch hilflos zusehen, wie sie die Tür hinter sich zuwarf.

Als ich endlich in meinem Zimmer angekommen war, sank ich
nur noch auf mein Bett. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft,
mein nasses Schwimmzeug aus dem Rucksack zu nehmen und
aufzuhängen. Alle Energie hatte mich auf einmal verlassen und
ich war total erschöpft. Die ganze Zeit hatte ich mir Gedanken
gemacht, warum Melanie plötzlich so abweisend geworden war.
Und jetzt das. Was war das bloß für ein Medikament, das sie da
mit sich herumschleppte?
    Ich legte mich aufs Bett und starrte an die Decke. Construnit .
Den Namen hatte ich noch nie gehört. Ich musste herausfinden,
um was es sich bei dem Zeug handelte. Aber ich fühlte mich
auf einmal so müde. Das Training, die ständigen Auseinandersetzungen
mit Drexler, die schlaflosen Nächte in den letzten
Tagen, das alles machte sich plötzlich bemerkbar. Vorsichtshalber
notierte ich den Namen des Mittels auf einem Zettel und
beschloss, erst ein wenig zu schlafen, bevor ich mir die neuesten
Ereignisse weiter durch den Kopf gehen ließ.
    Meine Augen fielen zu, noch bevor ich diesen Gedanken zu
Ende gedacht hatte.
    Ich wurde erst wieder wach, als es draußen bereits dunkel war.
Ich tastete nach meinem Handy, um auf die Uhr zu schauen. Es
musste später Nachmittag sein. Als ich das Handy endlich gefunden
hatte, zeigte mir sein hektisches Blinken den Eingang
einer neuen Nachricht an. Ich öffnete den Posteingang und sah
enttäuscht, dass es nur eine SMS von meiner Mutter war. Im Stillen
hatte ich gehofft, Mel hätte sich doch noch einmal gemeldet.
    Freue mich auf morgen. Was soll ich kochen? Kuss Mama.
    Seufzend drückte ich die SMS weg. Ich hatte jetzt erst mal
andere Probleme. Ich stopfte mir meine Notizen in die Hosentasche
und machte mich auf den Weg in die Bibliothek. Da standen
ein paar Computer zur allgemeinen Benutzung und man
konnte von dort aus auch ins Internet. Ab und zu feierten die
Jungs in der Bibliothek eine ihrer LAN-Partys, aber sonst waren
die Plätze fast immer frei. Es gab nur noch wenige hier, die kein
eigenes Notebook auf ihrem Zimmer hatten.
    Ich hatte Glück. Auch jetzt waren die Computerplätze nicht
belegt. Schnell meldete ich mich an und fuhr einen der Rechner
hoch.
    Es dauerte ewig, zumindest kam es mir so vor. Endlich erschien
die Google-Suchmaske und ich tippte langsam den
Namen von meinem Zettel ab. Vorher schaute ich mich noch
mal um, ob ich tatsächlich

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