Wie ein Hauch von Zauberblüten
Guerillakämpfer stand hinter ihnen, nicht als Bewacher, sondern um sie zu bedienen. Es machte alles einen friedlichen Eindruck – zu friedlich, um nicht nachdenklich zu werden. »Ich traue dir nicht, Vater!« sagte Luba.
Olutoni sah sie lange an. Meine Tochter, dachte er. Mein alles auf der Welt. Ich ließe mir für sie mein Herz aus der Brust schneiden. Wie schön sie ist! Eine Wiedergeburt ihrer Mutter mit meiner afrikanischen Haut. Gibt es einen schöneren Menschen als sie? Und solch ein Wunder soll verkommen? Wer kann das zulassen?
»Ihr werdet nach Sambia gebracht«, sagte er langsam.
»Wer?«
»Du, Pater Mooslachner und dein Geliebter.«
»Mein Mann!« sagte sie stolz. »Mein Mann, Papa!«
»Das ist das Äußerste, was ich für euch tun kann.«
»Und wer schützt Richard in Sambia?«
»Da hört mein Einfluß auf.«
»Dann werden sie ihn in Sambia töten!«
Olutoni blickte starr auf seine in die Maschine gespannte Liste. Es war unmöglich, Luba jetzt anzusehen, und es war unheimlich, wie instinktiv sie seine Pläne erraten hatte. Mein Blut, dachte er stolz und wehmütig zugleich. Sie ist wirklich ein Stück von mir.
»Ich werde raten, es nicht zu tun«, sagte er mit schwerer Zunge.
»Du wirst raten! Du Heuchler!« schrie sie wild. »Du weißt genau, was in Sambia geschehen wird! Aber dann kannst du deine Hände in Unschuld waschen! Dann kannst du immer sagen: Ich habe das nicht gewollt! Dann kannst du beteuern: Ich bin entsetzt! Und in Wirklichkeit hast du alles gewußt, hast du das alles vorbereitet!«
»Ich kann dir nicht beweisen, daß du deinem Vater Unrecht tust.«
»Dann beweise, daß du Recht tust! Laß uns gehen.«
»Nach Sambia. Das ist der einzige Weg!«
Luba sah ihren Vater mit einem Blick an, der ihn unruhig werden ließ. Es war etwas in ihren Augen, das ihm völlig fremd war und für das er auch keine Erklärung wußte.
»Auch wenn du ihn töten läßt – er wird weiterleben«, sagte sie gepreßt. »Er hat von den Zauberblüten gegessen, er ist unbesiegbar geworden.« Sie holte tief Atem, straffte sich und sah ihren Vater mit trotzigem Stolz an. »Ich bekomme ein Kind von ihm.«
Man hätte Olutoni auf ein Nagelbrett schnallen können, er hätte keinen Laut von sich gegeben. Man hätte ihn enthäuten können, er würde es ertragen haben. In diesem Augenblick aber brach die reine, klare Welt zusammen, die er sich für seine Tochter erträumt hatte.
Er sprang auf, griff mit beiden Händen nach ihrem Hals, schüttelte sie, würgte sie, schleuderte Luba gegen die Wand und schlug auf sie ein, blindlings.
Luba wehrte sich nicht. Sie lehnte gegen die Flechtwand, ihr Kopf, ihr Körper flog unter seinen Händen hin und her, sie hielt die Augen geschlossen, lächelte unter dem Schmerz und sank dann ganz langsam an der Wand hinunter auf den Boden.
Jetzt erst hörte Olutoni auf, sie zu prügeln, riß sie vom Boden hoch, trug sie nach hinten auf das Lager und warf sie auf die Affenfelle. Verkrümmt lag sie vor ihm, noch immer das selige Lächeln um die Lippen, sie atmete kaum, das Kleid war an drei Stellen zerrissen, ein blutiges Rinnsal lief aus ihrer Nase.
Olutoni wischte das Blut weg, zerrte sie an den Haaren, schüttelte ihren Kopf.
»Sieh mich an!« schrie er.
»Schlag mich tot, Papa«, sagte sie demütig. »Bitte!«
»Du Weißen-Hure!«
»Was war meine Mutter?«
»Nimm ihren Namen nicht in den Mund!« schrie Olutoni.
»Sie war eine Kaffern-Hure.«
»Ich bring' dich um!« stöhnte Olutoni und griff wieder nach ihrem Hals. »Ich bring' dich um!«
Sie streckte sich, hielt die Augen geschlossen und wölbte ihren Hals Olutonis Händen entgegen. »Mach es schnell, Vater«, sagte sie mit klarer Stimme. »Lösch deine Familie aus: mich, meinen Mann, deinen Enkel … Und lebe glücklich weiter!«
»Du Satan!« stammelte Olutoni. Er sank auf das Lager und beugte sich über Luba. Noch immer umkrallten seine Finger ihren Hals. »Du Satan!«
»Auch Teufel haben Väter … Man lernt von ihnen.«
»Es ist nicht wahr, daß du schwanger bist!«
»Ich weiß es. Genügt das nicht?«
»Es ist unmöglich!«
»Es ist beim erstenmal geschehen. Als mich die Löwin angriff … Als dann die Sterne vom Himmel fielen … Als es keine Erde und keinen Himmel mehr gab, nur ihn und mich.« Sie schlug die Augen auf, blickte ihren Vater in wildem Triumph an und schleuderte ihm ins Gesicht: »Nun drück zu, Vater! Ich habe keine Angst mehr!«
Olutoni zog seine Hände zurück und erhob sich. Mit
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