Wie ein Hauch von Zauberblüten
mir, eurem erlösenden Gott, seid ihr jetzt Mann und Frau, bis in alle Ewigkeit. Amen.«
Er segnete Luba und Oppermann, bückte sich, reichte ihnen das Stückchen Kudufleisch als Hostie, bot ihnen den Becher mit Wasser, berührte dann mit dem Wurzelkreuz ihre Haare und legte segnend seine Hände auf ihre Häupter.
Oppermann umklammerte Luba, damit sie nicht zusammensank, und küßte sie. Dann trug Oppermann sie zurück, breitete die Decke über ihren Körper, legte den Dornenstrauß neben sie und streichelte ihr zuckendes Gesicht.
Mooslachner rollte seine Stola zusammen, steckte sie in seine Tasche und humpelte, auf das Gewehr gestützt, zu Oppermann und Luba. Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich an ihre Seite fallen. »Ich danke Ihnen, Pater«, sagte Oppermann mit schwankender Stimme. »Eine solch glückliche und schöne Stunde kommt nie wieder.«
»Ich habe mir eben eins geschworen.« Mooslachner streckte sich aus. Seine Füße brannten, als habe er sie ins Feuer gesteckt. Seit zwei Tagen lief er auf Blutblasen, aber er verlor darüber kein Wort. »Wenn wir hier rauskommen, baue ich um diese Stola eine Kirche, und wenn der Bischof sich auf den Kopf stellt!«
Eine Stunde später trugen sie wieder trockenes Gras und Buschwerk zusammen und entfachten ein riesiges Feuer. Luba schlief, in der rechten Hand die Stiele ihres Brautstraußes aus verdorrten Zweigen. Selbst das laute Prasseln des Feuers weckte sie nicht.
»Versuchen wir es noch mal?« fragte Mooslachner.
»Was?« Oppermann warf neue Zweige in die Glut.
»Morgen loszuziehen …«
»Noch einmal diese Qual?!«
»Schießen können Sie noch immer. Sie haben jetzt eine Frau, Doktor! Und wenn wir kriechen und tragen Luba auf dem Rücken – wir gewinnen Meter um Meter!«
»Es ist gut.« Oppermann nickte. »Versuchen wir's. Aber ich muß noch soviel Kraft übrig behalten, um abdrücken zu können.«
»Soviel bleibt uns immer«, sagte Mooslachner. »Nichts fällt dem Menschen so leicht wie das Töten.«
Irgendwann in der Nacht erwachten sie. Fast gleichzeitig hoben die Männer die Köpfe und richteten sich auf.
»Hören Sie das auch?« stammelte Mooslachner. Seine Stimme zerbrach.
»Ein Motor …« Mit beiden Händen griff Oppermann an seinen Kopf. »Ein Motor!« schrie er.
»Da fährt ein Wagen! Durch die Ewigkeit fährt ein Wagen!«
»Es kommt näher … Das ist ein Motor! Das ist wirklich ein Motor! Ein Motor!«
Sie sprangen auf, stützten sich dabei gegenseitig, standen wankend neben dem Feuer. Mooslachner schleuderte ein paar Zweige hinein, die Flammen loderten hoch, das trockene Holz gab sofort zuckendes Licht. Und dann hörten sie, wie das Motorengeräusch anschwoll, sahen, wie sich zwischen Sternenhimmel und Erde ein größer werdender Schatten bildete, wie der Schatten sich zu einer erkennbaren Form verdichtete, wie aus dem Schatten zwei Scheinwerfer auf und ab hüpften, wie dieses himmlische Gebilde zu einem Lastwagen wurde und direkt auf sie zufuhr. Da begannen sie zu hüpfen, schwenkten die Arme, schrien mit ihren vertrockneten heiseren Stimmen, taumelten den Lichtern entgegen, breiteten die Arme aus und fielen auf die Knie, als der Wagen kurz vor ihnen bremste und die Scheinwerfer sie voll erfaßten.
Zwei Schwarze sprangen aus dem Führerhaus und rannten auf sie zu. Vor Mooslachner blieben sie stehen und starrten ihn fassungslos an. Oppermann war nach vorn auf das Gesicht gefallen, umklammerte seinen Kopf und weinte laut.
»Master – was ist denn?« fragte der eine Schwarze auf englisch. »Wie sehen Sie denn aus?!«
»Frag nicht so dämlich, mein Sohn!« stammelte Mooslachner. Mit letzter Kraft stellte er sich auf die Beine. Die Schwarzen wichen bei seinem Anblick entsetzt zurück. Oben ein Pater – unten ein nackter, blutender Mann … Die Nacht gebiert seltsame Gespenster. Einer der Schwarzen warf sich herum und hetzte zum Wagen zurück. Der andere blieb wie gelähmt stehen. Geisterfurcht ließ sein Blut erstarren.
»Ich bin Pater Mooslachner«, sagte Mooslachner mit größter Anstrengung. »Glotz nicht so dumm! Du kannst nächstens in der Kirche singen: Ich habe drei Leben gerettet! Los, pack schon zu!«
Er machte einen Schritt vorwärts, klammerte sich an den Schultern des erstarrten Schwarzen fest und schrie ihm ins Gesicht:
»Das erlebst du nur einmal, mein Sohn: Gott ist gekommen!«
Eine halbe Stunde später lagen sie auf der Ladefläche zwischen Kisten und Zementsäcken. Oppermann hatte Luba eng an sich gedrückt und
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