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Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht

Titel: Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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bildete sich ein, klüger zu sein als er. Aber er hatte sie gefunden. Karen Feldman war über die Straße gekommen, und von ihr hatte er erfahren, dass Erin ein Geheimnis besaß. Doch damit war jetzt Schluss. Er wusste, wo Erin lebte. Er wusste, wo sie sich versteckte. Ihre Adresse stand auf einem Zettel und lag auf dem Beifahrersitz, beschwert durch die Glock, die er von zu Hause mitgenommen hatte. Auf dem Rücksitz befand sich eine Tasche mit Klamotten und Handschellen und Klebeband. Irgendwo auf der Strecke hielt er an einem Geld automaten und zog sich ein paar Hundert Dollar. Er wollte Erins Gesicht mit der Faust zerschmettern, bis es nur noch aus blutigem Matsch bestand. Er wollte sie küssen, sie an sich drücken und sie bitten, mit ihm nach Hause zu kommen. In der Nähe von Philadelphia tankte er und musste daran denken, wie er dort nach ihr gefahndet hatte.
    Sie hatte ihn lächerlich gemacht. Wie hatte sie es wagen können, ein geheimes Leben zu führen, von dem er nichts ahnte! Sie hatte die Feldmans besucht, für sie ge kocht und geputzt und währenddessen Pläne geschmiedet und ihn angelogen. Welche Lügengeschichten hatte sie ihm sonst noch aufgetischt? Hatte sie ihm auch verschwie gen, dass sie mit einem anderen Mann rummachte? Damals vielleicht noch nicht, aber inzwischen bestimmt. Garantiert gab es einen, der sie küsste. Sie streichelte. Sie entkleidete. Ihn auslachte. Vielleicht lagen die beiden gerade jetzt miteinander im Bett. Erin und der Mann. Und garantiert verspotteten sie ihn, Kevin. Dem hab ich’s gezeigt, was?, sagte sie kichernd. Und Kevin hat nichts gemerkt.
    Der Gedanke machte ihn rasend. Seit Stunden war er unterwegs, aber er wollte keine Pause einlegen. Stattdessen trank er Wodka und blinzelte immer wieder, um besser sehen zu können. Er hielt sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung, weil er nicht angehalten werden wollte. Schon gar nicht mit einer Pistole auf dem Beifahrersitz. Erin hatte Angst vor Waffen und wollte immer, dass er seine Pistole einschloss, wenn er von der Schicht nach Hause kam, und daran hatte er sich selbstverständlich gehalten.
    Aber das reichte ihr nicht. Er kaufte ihr ein Haus, Möbel, hübsche Kleider, er brachte sie in die Bibliothek und zum Friseur, aber das war immer noch nicht genug. Wer sollte das verstehen? War es denn so schwer, das Haus in Ordnung zu halten und zu kochen? Er hatte doch nie vorgehabt, sie zu schlagen. Doch dann war ihm oft nichts anderes übriggeblieben. Weil sie sich so dumm und achtlos und egoistisch verhielt. Sie war selbst schuld!
    Der Motor dröhnte. Das gleichmäßige Geräusch quälte seine Ohren. Erin besaß jetzt einen Führerschein, sie arbeitete als Bedienung in einem Restaurant namens Ivan’s. Vor der Abfahrt hatte er noch im Internet recherchiert und ein paarmal telefoniert. Es war nicht schwer gewesen, sie in Southport ausfindig zu machen, weil es eine kleine Stadt war. In weniger als zwanzig Minuten hatte er herausgefunden, wo sie arbeitete. Er brauchte nur eine Nummer anzurufen und zu fragen, ob Katie da sei. Bei der vierten Nummer lautete die Antwort ja. Dann hatte er wortlos aufgelegt. Ha! Sie dachte, sie könnte sich immer wieder verstecken, aber er war ein guter Cop, deshalb fand er sie. Ich bin bald bei dir, dachte er. Ich weiß, wo du wohnst und wo du arbeitest. Du kannst mir nicht entkommen.
    Er fuhr an Plakattafeln und Ausfahrten vorbei, und in Delaware begann es zu regnen. Er schloss das Fenster. Der Wind drückte seitlich gegen den Wagen. Ein Lastwagen vor ihm schlingerte, die Räder des Anhängers gingen über die Linie. Kevin stellte die Scheibenwischer an, und die Windschutzscheibe wurde wieder klar. Aber der Regen wurde immer heftiger, und er musste sich über das Lenkrad beugen, um etwas sehen zu können. Wegen der entgegenkommenden Scheinwerfer kniff er die Augen zusammen. Von seinem Atem beschlug das Glas, also stellte er das Gebläse an. Er wollte die ganze Nacht durchfahren und Erin morgen finden. Er würde sie mit nach Hause nehmen, und dann konnten sie nochmal ganz von vorn anfangen. Mann und Frau, die zusammenlebten, so wie es sich gehörte. Glücklich.
    Früher waren sie doch glücklich! Sie hatten schöne Dinge unternommen. Am Anfang ihrer Ehe waren er und Erin am Wochenende oft zu Hausbesichtigungen gefahren, Erin war ganz begeistert gewesen von der Idee, eines zu kaufen. Er hörte ihr zu, wenn sie mit den Maklern sprach, und ihre Stimme klang wie Musik in den leeren Häusern. Sie

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