Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
gelangte, war der Himmel blau. Insekten klebten an der Windschutzscheibe, und er bekam Rückenschmerzen. Er musste eine Sonnenbrille aufsetzen, um nicht dauernd die Augen zusammenzukneifen, sein Schnurrbart juckte.
Ich komme, Erin, sagte er. Bald bin ich bei dir.
KAPITEL 33
Katie wachte nach einer unruhigen Nacht auf. Die ganze Zeit hatte sie sich hin und her gewälzt, weil sie die schrecklichen Dinge, die sie am Tag zuvor zu Alex gesagt hatte, nicht loswurde. Was war nur über sie gekommen? Ja, sie war traurig wegen der Feldmans, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie der Streit angefangen hatte. Das heißt – doch, sie erinnerte sich schon daran, aber es erschien ihr absurd. Sie wusste doch genau, dass Alex sie nicht unter Druck setzte oder sie zu etwas zwingen wollte, wozu sie noch nicht bereit war. Er war nicht wie Kevin. Aber was hatte sie zu ihm gesagt?
Was kommt jetzt? Willst du mich schlagen? Nichts wie los.
Warum hatte sie das gesagt?
Als sie eindöste, war es schon nach zwei. Der Regen und der Sturm hatten endlich nachgelassen. In der Morgendämmerung war der Himmel dann blitzblank, und die Vögel zwitscherten in den Bäumen. Von der Veranda aus sah Katie die Auswirkungen des Sturms: Überall lagen abgerissene Äste herum. Ein Teppich aus Kiefernzapfen bedeckte das Gras und die Zufahrt. Die Luft war schon wieder sehr schwül. Es würde erneut ein glühend heißer Tag werden. Sie wollte auf keinen Fall vergessen, Alex daran zu erinnern, die Kinder nicht zu lange in die Sonne gehen zu lassen. Erst da fiel ihr wieder ein, dass er sie womöglich gar nicht dabeihaben wollte. Vielleicht war er immer noch böse auf sie.
Vielleicht? Ganz bestimmt war er böse auf sie. Und verletzt. Am Abend hatte er die Kinder nicht einmal aufgefordert, sich von ihr zu verabschieden.
Katie setzte sich auf die Stufen und schaute zu Jo hinüber. War sie schon unterwegs? Es war noch sehr früh, vermutlich zu früh, um bei ihr zu klopfen. Katie hätte auch gar nicht gewusst, was sie sagen sollte und ob es etwas bringen würde, mit Jo zu sprechen. Sie wollte ihr gar nicht erzählen, was sie zu Alex gesagt hatte – am liebsten würde sie die Erinnerung daran vollständig aus ihrem Gedächtnis löschen. Aber eventuell konnte ihr Jo erklären, warum sie so ängstlich und angespannt war. Nachdem Alex gegangen war, hatte sie eine große Verkrampfung in den Schultern gefühlt, und zum ersten Mal seit vielen Wochen hatte sie wieder das Bedürfnis gehabt, beim Einschlafen das Licht anzulassen.
Ihr Gefühl sagte ihr, dass irgendetwas nicht stimmte, aber sie kam nicht dahinter, was es war. Immer wieder kehr ten ihre Gedanken zu den Feldmans zurück. Zu Gladys. Zu den unvermeidlichen Veränderungen im Haus. Was würde passieren, wenn jemand merkte, dass Katies Sozialversicherungskarte fehlte? Schon bei der Vorstellung wurde ihr übel.
»Alles wird gut«, hörte sie plötzlich eine Stimme. Erschrocken blickte sie sich um und sah Jo seitlich neben dem Haus stehen, in Turnschuhen, mit geröteten Wangen und Schweißflecken auf dem T-Shirt.
»Wo kommst du her?«
»Ich war joggen«, antwortete Jo. »Eigentlich wollte ich der Hitze zuvorkommen, aber es hat nicht geklappt. Es ist so schwül, dass ich gar nicht richtig atmen konnte. Aber ich glaube, es geht mir trotzdem besser als dir. Du wirkst richtig deprimiert.« Sie zeigte auf die Stufen, und Katie lud sie mit einer Handbewegung ein, neben ihr Platz zu nehmen.
»Alex und ich haben uns gestern Abend gestritten.«
»Und?«
»Ich habe etwas Schlimmes zu ihm gesagt.«
»Hast du ihn dafür um Verzeihung gebeten?«
»Nein. Er ist vorher gegangen. Und jetzt …«
»Was? Denkst du, es ist zu spät?« Jo legte die Hand auf Katies Knie. »Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun. Geh zu ihm und rede mit ihm.«
Katie zögerte. »Aber was ist, wenn er mir nicht verzeiht?« Ihre Angst war unüberhörbar.
»Dann ist er nicht der Mensch, für den du ihn hältst.«
Katie zog die Knie an und stützte das Kinn darauf. Jo zupfte an ihrem T-Shirt, damit es nicht so an der verschwitzten Haut klebte, und fächelte sich Luft zu. »Er verzeiht dir bestimmt. Das weißt du doch, oder? Kann ja sein, dass er sauer ist und dass du ihn gekränkt hast, aber er ist ein guter Mann.« Sie lächelte. »Außerdem muss jedes Paar hin und wieder streiten. Und sei es nur zum Beweis, dass die Beziehung stark genug ist, um es zu überste hen.«
»Das klingt sehr
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