Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
hatte ein paar nette Typen ken nengelernt, und sie erinnerte sich an viele Abende mit den Leuten von der Arbeit, an denen sie bis in die frühen Morgenstunden rumgesessen, geredet und gelacht hatten.
Nein, ihre Kindheit hatte nicht ihr Leben bestimmt, und dass sie nach Southport gekommen war, hatte ganz andere Gründe. Jo war zwar schon eine Art Freundin, aber auch Jo wusste absolut nichts über sie. Niemand hier wusste über sie Bescheid.
»Hallo, Miss Katie!«, rief Kristen von ihrem kleinen Tisch chen hinter der Kasse aus, diesmal ohne Puppen. Heute hatte sie ein Malbuch vor sich liegen und malte mit ihren Wachsstiften hingebungsvoll ein Bild mit Einhörnern und Regenbogen aus.
»Hallo, Kristen. Wie geht’s dir?«
»Gut!« Sie blickte von ihrem Malbuch hoch. »Warum kommst du eigentlich immer zu Fuß hierher?«
Katie schwieg einen Moment lang, dann ging sie um die Theke herum und kauerte neben Kristen nieder, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. »Weil ich kein Auto habe.«
»Und warum hast du kein Auto?«
Weil ich keinen Führerschein habe, dachte Katie. Und selbst wenn ich einen hätte – ich könnte mir kein Auto leisten. »Ich sag dir was. Ich überleg mir, ob ich mir eins kaufe, okay?«
Kristen nickte. »Okay. Und wie findest du mein Bild?« Sie hielt ihr Malbuch hoch.
»Sehr hübsch. Du machst das wirklich gut.«
»Danke. Wenn es fertig ist, schenke ich es dir.«
»Das musst du aber nicht.«
»Ich weiß.« Kristen war selbstbewusst und gleichzeitig charmant. »Aber ich möchte es dir gern schenken. Du kannst es an deinen Kühlschrank hängen.«
Lächelnd richtete sich Katie wieder auf. »Das ist eine tolle Idee.«
»Brauchst du Hilfe beim Einkaufen?«
»Ich glaube, ich schaffe es ganz gut allein. Und du kannst solange weitermalen.«
»Okay.«
Katie holte sich einen Korb. In dem Moment sah sie Alex kommen. Er winkte ihr zu, und obwohl es völlig unlogisch war, hatte sie auf einmal das Gefühl, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen. Er hatte zwar schon graue Haare, aber kaum Falten, nur um die Augen herum ein paar, aber die steigerten den allgemeinen Eindruck von Vitalität eher noch. Breite Schultern, schmale Taille. Ein Mann, der weder zu viel aß noch zu viel trank.
»Hallo, Katie. Wie geht’s?«
»Gut, danke. Und Ihnen?«
»Kann mich nicht beschweren.« Er grinste. »Gut, dass Sie heute kommen. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.« Er deutete auf den Bildschirm, auf dem Josh mit seiner Angel zu sehen war.
»Sie haben ihm wieder erlaubt, an den Fluss zu gehen?«, fragte sie.
»Sehen Sie, dass er eine Weste anhat?«
Sie beugte sich ein bisschen näher zum Bildschirm und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. »Eine Schwimmweste?«
»Ich musste eine Weile suchen, bis ich eine gefunden habe, die nicht zu dick oder zu warm ist. Aber die hier ist ideal. Und ich hatte keine andere Wahl. Sie können sich nicht vorstellen, wie unglücklich Josh war, weil er nicht angeln durfte. Dauernd hat er mich angefleht, ich soll es mir anders überlegen. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, und dann kam mir zum Glück die rettende Idee.«
»Ist Josh damit einverstanden, dass er die Weste anziehen muss?«
»Ja, es ist einfach eine neue Regel – Weste anziehen oder Angelverbot. Aber ich glaube, es macht ihm nichts.«
»Fängt er eigentlich auch manchmal einen Fisch?«
»Ab und zu erwischt er schon einen, aber er würde am liebsten tausend Fische fangen.«
»Und essen Sie die Fische dann zum Abendessen?«
»Manchmal.« Alex nickte. »Allerdings wirft Josh sie meistens wieder ins Wasser. Ihm macht es auch dann Spaß, wenn er immer wieder denselben Fisch fängt.«
»Ich freue mich, dass Sie eine praktische Lösung gefunden haben.«
»Ein besserer Vater hätte sich wahrscheinlich schon vorher etwas einfallen lassen.«
Jetzt schaute sie ihn endlich an. »Ich habe den Eindruck, dass Sie ein ziemlich guter Vater sind.«
Einen Moment lang begegneten sich ihre Blicke, aber dann zwang sich Katie, wegzuschauen. Alex bemerkte ihre Unruhe und begann deshalb, hinter der Theke herumzukramen.
»Ich habe noch etwas für Sie«, verkündete er und stellte eine Tüte auf die Theke. »Es gibt hier in der Nähe eine kleine Farm, mit der ich zusammenarbeite. Sie haben ein Gewächshaus, deshalb können sie Sachen anbauen, die es bei anderen Leuten nicht gibt. Gestern haben sie frisches Gemüse vorbeigebracht. Tomaten, Gurken, ver schiedene Kürbisse. Vielleicht wollen Sie die Produkte mal
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