Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
Konzentriert lauschte sie dem regelmäßigen Rhythmus der Brandung, die sanft ans Ufer rollte.
Josh rannte in die Wellen und wieder zurück, während Kristen nun im Sand kauernd nach hübschen Muscheln suchte.
»Es ist bestimmt nicht immer leicht, wenn man seine Kinder allein erziehen muss«, sagte Katie.
»Meistens ist es gar nicht so schwierig«, antwortete Alex leise. »Wir haben mit der Zeit eine gemeinsame Rou tine entwickelt, verstehen Sie? In unserem Alltag sowieso. Aber wenn wir etwas unternehmen wie heute – also etwas machen, das keine feste Struktur hat –, kann es schon manchmal frustrierend sein.« Er kickte ein bisschen Sand auf, so dass ein kleiner Graben entstand. »Als meine Frau und ich darüber geredet haben, ob wir ein drittes Kind bekommen wollen, hat sie mich immer ge warnt und erklärt, es ist dann nicht mehr eins zu eins, sondern drei gegen zwei. Sie hat gelacht und gesagt, sie sei sich nicht sicher, ob ich mich dem gewachsen fühlen würde. Und jetzt bin ich jeden Tag mit einer Mehrheit konfrontiert.« Er schüttelte den Kopf. »Entschuldigen Sie. Ich hätte das nicht sagen sollen.«
»Was hätten Sie nicht sagen sollen?«
»Jedes Mal, wenn ich mich mit Ihnen unterhalte, fange ich irgendwann an, von meiner Frau zu erzählen.«
Erst jetzt schaute sie ihn richtig an. »Aber warum sollten Sie nicht über Ihre Frau reden?«
Alex schob den Sandhügel, den er geschaffen hatte, mit dem Fuß vor und zurück und füllte dann den kleinen Graben wieder auf. »Weil ich nicht möchte, dass Sie denken, ich kann über nichts anderes reden und lebe nur in der Vergangenheit.«
»Sie haben Ihre Frau sehr geliebt, nicht wahr?«
»Ja, das stimmt.«
»Und sie war ein zentraler Teil Ihres Lebens und die Mutter Ihrer Kinder.«
»Ja.«
»Dann ist es doch völlig logisch, dass Sie über sie reden. Das ist ganz normal. Ihre Frau ist ein Teil von Ihnen.«
Alex schenkte Katie ein dankbares Lächeln, wusste aber nicht recht, was er sagen sollte. Katie schien das zu spüren, denn sie fragte ihn mit sanfter Stimme: »Wie haben Sie Ihre Frau kennengelernt?«
»Ausgerechnet in einer Bar. Eine Freundin von Carly hat dort mit mehreren Leuten ihren Geburtstag gefeiert. Es war heiß, die Beleuchtung gedämpft, die Musik laut, und sie … sie war irgendwie anders als die anderen. Ihre Freundinnen wirkten alle ein bisschen überdreht und haben ständig gekichert, aber sie war absolut cool.«
»Ich wette, sie war auch sehr hübsch.«
»Ja, klar«, sagte er. »Also habe ich meine Hemmungen überwunden und die große Charmeoffensive gestartet.« Er sah, dass ein Lächeln um Katies Lippen spielte.
»Und?«, fragte sie.
»Und es hat trotzdem noch drei Stunden gedauert, bis ich ihren Namen und ihre Telefonnummer rausbekommen habe.«
Jetzt lachte Katie richtig. »Lassen Sie mich raten, wie’s weiterging – Sie haben Carly am nächsten Tag angerufen und gefragt, ob sie sich mit Ihnen treffen will, stimmt’s?«
»Woher wissen Sie das?«
»So würde ich Sie einschätzen.«
»Sie reden wie eine Frau, die sich auskennt.«
Katie zuckte die Achseln, was viele Interpretationen zuließ. »Und was kam dann?«
»Warum möchten Sie das wissen?«
»Keine Ahnung. Es interessiert mich.«
Alex betrachtete sie aufmerksam. »Okay. Wie Sie mit Ihren hellseherischen Fähigkeiten schon vorausgeahnt haben – ja, am nächsten Tag haben wir uns zum Mittagessen verabredet und den Rest des Nachmittags ohne Pause miteinander geredet. Und am Wochenende habe ich ihr gesagt, dass wir eines Tages heiraten.«
»Sie machen Witze.«
»Ich weiß, es klingt verrückt. Sie fand es auch völlig irre. Aber ich … ich wusste es einfach. Sie war klug und sympathisch, und wir hatten sehr viel gemeinsam. Wir wollten das Gleiche im Leben. Sie lachte gern, und sie hat auch mich oft zum Lachen gebracht … ehrlich gesagt, von uns beiden war ich der Glückspilz.«
Die Wellen umspülten Katies Knöchel. »Ihre Frau fand sicher auch, dass sie Glück hatte.«
»Aber nur, weil ich ihr etwas vorgemacht habe.«
»Das bezweifle ich.«
»Weil ich Ihnen auch etwas vormache.«
Katie grinste. »Glaube ich nicht.«
»Sie sagen das nur, weil wir Freunde sind.«
»Sie finden, wir sind Freunde?«
»Ja«, sagte Alex und schaute ihr fest in die Augen. »Sie nicht?«
Er sah ihr an, dass das Wort »Freunde« sie überraschte, doch bevor sie etwas erwidern konnte, kam Kristen angelaufen, die Hände voller Muscheln.
»Miss Katie!«, rief sie. »Ich habe
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