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Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht

Titel: Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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steckte. Danach programmierte sie das Telefon wieder auf normal.
    Vierzig Minuten später rief Kevin an.
    Den Rest des Tages war sie wie betäubt. Sie musste sich dauernd mit irgendetwas beschäftigen, um nicht zu unruhig zu werden vor Sorge. Sie bügelte zwei Hemden und holte die Kleiderhülle und den Koffer aus der Garage, legte frische Socken bereit und putzte sein zweites Paar schwarze Schuhe. Sie fuhr mit der Fusselbürste über seinen schwarzen Anzug, den er vor Gericht immer trug, und holte drei Krawatten. Sie schrubbte das Badezimmer, bis man sich im Fußboden spiegeln konnte, und wischte die Scheuerleisten mit Essig. Sie staubte alles ab, was in der Porzellanvitrine stand, und begann mit den Vorbereitungen für die Lasagne, kochte die Pasta vor, machte eine Fleischsoße und legte die Schichten mit Käse aus. Sie bestrich vier Scheiben Sauerteigbrot mit Knoblauchbutter, gab etwas Oregano darauf und schnitt alles klein, was sie für den Salat brauchte. Dann ging sie unter die Dusche, zog sich sexy an, und um fünf Uhr schob sie die Lasagne in den Backofen.
    Als Kevin nach Hause kam, war das Abendessen bereits fertig. Er aß Lasagne und erzählte von seinem Tag. Da er noch eine zweite Portion haben wollte, stand Erin gehorsam auf und bediente ihn. Nach dem Essen trank er Wodka, während sie sich im Fernsehen Seinfeld und The King of Queens anschauten. Anschließend kam Basketball, es spielten die Boston Celtics gegen die Minnesota Timberwolves. Erin saß neben Kevin, legte den Kopf an seine Schulter und verfolgte das Spiel. Kevin hingegen schlief ziemlich bald ein. Leise wanderte sie ins Schlafzimmer, legte sich hin und starrte zur Decke, bis er wieder aufwachte und hereingetorkelt kam. Er ließ sich aufs Bett fallen und war sofort weg, den Arm um sie geschlungen. Sein lautes Schnarchen klang wie eine Warnung.
    Am Dienstagmorgen bereitete sie wie immer das Frühstück für ihn zu. Er packte seine Kleidung und die Toilettenartikel ein. Der Fahrt nach Marlborough stand nichts mehr im Weg. Kevin lud alles in den Wagen. Erin schaute ihm von der Haustür aus zu. Dann kam er zu ihr, um sie zum Abschied zu küssen.
    »Morgen Abend bin ich wieder zu Hause«, sagte er.
    »Du wirst mir fehlen«, flüsterte sie und schmiegte sich an ihn.
    »So gegen acht müsste ich da sein.«
    »Ich koche etwas, was ich für dich aufwärmen kann«, versprach sie. »Wie wär’s mit Chili con carne?«
    »Wahrscheinlich esse ich auf dem Heimweg irgendwo etwas.«
    »Bist du dir sicher? Möchtest du wirklich Fastfood essen? Das ist doch so ungesund.«
    »Schauen wir mal.«
    »Ich kann ja trotzdem was kochen«, sagte sie. »Nur für alle Fälle.«
    Er küsste sie noch einmal und sagte: »Ich ruf dich an.« Dabei ließ er seine Hände über ihren Körper wandern.
    »Ich weiß.«
    Im Badezimmer zog sie ihre Kleider aus, legte sie auf die Toilette und rollte den Badvorleger auf. Ins Waschbecken hatte sie eine Mülltüte gelegt. Jetzt starrte sie sich im Spiegel an. Nackt. Vorsichtig tastete sie nach den Prellungen am Brustkorb und am Handgelenk. Ihre Rippen konnte man einzeln abzählen, und die dunklen Ringe unter den Augen ließen sie verhärmt aussehen. Eine Welle der Wut überschwemmte sie, vermischt mit tiefer Traurig keit, als sie sich vorstellte, wie er nach ihr suchen würde, wenn er nach Hause kam. Ihren Namen würde er rufen und als Erstes in die Küche gehen. Dann ins Schlafzimmer. Als Nächstes würde er in der Garage nachsehen, auf der hinteren Veranda und im Keller. »Wo steckst du?«, würde er schreien. »Was gibt’s zum Abendessen?«
    Wild entschlossen griff sie zur Schere und attackierte ihre Haare. Zehn Zentimeter lange blonde Strähnen landeten auf der Mülltüte. Mit den Fingern hielt sie die Strähnen fest, um sie möglichst gleichmäßig abzuschneiden. Sie bekam kaum Luft, weil sie solch einen Druck auf der Brust spürte.
    »Ich hasse dich!«, rief sie mit bebender Stimme. »Die ganze Zeit hast du mich immer nur gedemütigt!« Vor Zorn traten ihr Tränen in die Augen. »Du hast mich geschlagen, nur weil ich einkaufen gehen musste!« Sie schnitt immer mehr ab und musste sich zusammenreißen, um die Spitzen einigermaßen gerade hinzubekommen. »Du hast mich gezwungen, Münzen aus deinem Geldbeutel zu stehlen! Und wenn du betrunken warst, hast du mich getreten!«
    Ihre Hände zitterten. »Ich musste mich vor dir verstecken! Du hast mich so geschlagen, dass ich mich übergeben habe!«
    Sie schnitt weiter. »Ich habe dich

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