Wie ein Prinz aus dem Maerchen
eine gewisse Verantwortung Veronia gegenüber.“
„Ich verstehe, was du meinst, doch sie ist …“, er suchte nach dem richtigen Wort. „… ein Freigeist. Von Verpflichtungen hält sie nicht viel.“
„Vermutlich muss sie noch viel lernen. Ich helfe ihr gern dabei.“
„Du ahnst nicht, worauf du dich einlässt.“
„So schlimm wird es schon nicht werden.“
„Sie ist streitsüchtig und störrisch.“
„Das bin ich von meinen vier jüngeren Brüdern gewohnt.“
„Warte bis nach eurem Einkaufsbummel, ehe du ihr weitere Unterstützung anbietest.“
„Ich bin gespannt, wie sie dir in neuer Garderobe und mit Make-up gefällt.“
„Mir genügt es schon, wenn sie in einem Kleid beim Dinner erscheint!“
„Reicht deine Dankbarkeit so weit, dass du mit mir segeln gehst?“
Die Reise in die Staaten hatte seinen Terminkalender völlig durcheinandergebracht, und ihm blieb gerade jetzt keine einzige freie Minute. Dennoch stand er tief in Julianas Schuld. Zwar bezweifelte er, dass sie bis zum Dinner viel ausrichten konnte, doch sie war bereit, es zu versuchen …
„Wenn es dir gelingt, sie so herzurichten, dass man sie meinen Eltern präsentieren kann, nehme ich mir morgen Zeit für dich.“
5. KAPITEL
Isabel wollte sich weder im Schloss eingewöhnen noch hier wohlfühlen, sonst würde ihr der baldige Abschied zu schwerfallen. Im Moment jedoch wünschte sie sich an keinen anderen Ort der Erde. Nichts konnte herrlicher sein, als auf diesem Himmelbett zu schweben wie auf einer riesigen Wolke!
Die Matratze war eines Königs würdig – oder einer Prinzessin. Federleichte Kissen stützten ihren Kopf perfekt, feinste Laken umhüllten sie seidig weich. Vor Wonne seufzte sie auf. So gut hatte sie in ihrem Leben noch nicht geschlafen! Dass ein Bett so bequem, Wäsche so zart sein konnte, hatte sie nicht geahnt.
Einige Minuten gab sie sich dem Genuss noch hin. Lange durfte sie allerdings nicht mehr liegen bleiben, um ihre innere Uhr nicht aus dem Takt zu bringen, wie Nikolas sie gewarnt hatte.
Nikolas!
Ich war nicht besonders höflich zu ihm, dachte sie beschämt. In ihrer Erschöpfung hatte sie es nicht ertragen, sich von ihm herumkommandieren zu lassen. Dabei hat er so schöne Augen, ein wunderbar männlich markantes Gesicht … Er ist einfach umwerfend, geriet sie ins Schwärmen.
Hör auf damit! ermahnte sie sich streng und schlug die Augen auf.
Im Zimmer war es stockdunkel. Seltsam, dachte sie. Als sie sich hingelegt hatte, war es noch hell gewesen.
Hatte sie zu lang geschlafen? Von Panik erfüllte, setzte sie sich auf und sah auf die Leuchtanzeige der Uhr auf ihrem Nachttisch. Erst zweieinhalb Stunden waren vergangen.
Erleichtert atmete sie auf. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und sie bemerkte, dass die Damastvorhänge, die noch offen gestanden hatten, als sie zu Bett gegangen war, jetzt zugezogen waren. Während sie schlief, hatte jemand den Raum betreten. Das behagte ihr gar nicht!
Sie schlug die Bettdecke zurück und stieg aus dem Bett. Ihre nackten Füße versanken förmlich in dem dicken weichen Bettvorleger. Überhaupt lebte man auf dem Schloss in großem Stil. Das antike Mobiliar, die wertvollen Gemälde, kostbaren Teppiche und erlesenen Seidentapeten erinnerten sie an ein Museum. Sie wagte kaum etwas zu berühren, aus Angst, eine Kostbarkeit zu zerstören.
Direkt an ihr Zimmer schloss sich ein großes Bad an. Ihre Toilettenartikel waren bereits ausgepackt und auf marmornen Borden über dem Waschbecken angeordnet worden. An einem goldenen Haken hing ein flauschiger weißer Bademantel. Vorsichtig strich sie über den weichen Stoff. Dieses Kleidungsstück war prächtiger als alles, was sie besaß.
Sie putzte sich die Zähne und sah sich dabei neugierig um. Alles im Raum war entweder weiß oder goldfarben, von den Armaturen bis zu den mit goldenen Siegeln verzierten Papierhüllen der Seifenstücke. Sogar die duftigen weißen Handtücher wiesen Goldstickereien auf. Was hätte Onkel Frank zu diesem goldenen Bad gesagt? fragte sie sich.
Da fiel es ihr wieder ein: Mit Schlössern und luxuriösen Badezimmern war er vertraut gewesen, dafür nicht mit dem Leben im Wohnmobil. Gewiss hatte er gute Gründe gehabt, sie in so bescheidenen Verhältnissen aufzuziehen. Er war wie ein Vater zu ihr gewesen, hatte ihre Tränen getrocknet, wenn sie sich verletzt hatte, ihr Selbstbewusstsein wieder aufgerichtet, wenn sie dem Spott ihrer Klassenkameraden ausgesetzt gewesen war, und ihr
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