Wie ein Prinz aus dem Maerchen
nicht nur das Öl an ihren Fingern. „Ich muss mich auch bei dir entschuldigen. Ich hätte nicht einfach davonlaufen dürfen.“
„Mein Vater benutzt uns als Figuren in seinem Spiel. Deiner Heirat mit Boyd hat er nur zum Schein zugestimmt und die Informationen über dich an die Presse weitergegeben. Er wollte nie, dass wir unsere Ehe auflösen.“
„Wieso nicht?“
„Um sein wichtigstes Ziel nicht zu gefährden: die Vereinigung von Veronia.“ Nach einer kurzen Pause fragte er leise: „Was wirst du jetzt unternehmen?“
„Bleibt mir denn eine Wahl?“
„Was mein Vater getan hat, war falsch. Ich werde dich zu nichts zwingen.“
„Leider bin ich nicht die Frau, die du dir als Königin gewünscht hast.“
„Das Land braucht dich. Prinz oder Prinzessin zu sein heißt, das Wohl des Volks über das eigene zu stellen.“
Der wiederholte Hinweis auf die Aufgaben des Königshauses bereitete Isabel Unbehagen. Wie sollte sie jemals wissen, ob Nikolas sich aus Zuneigung um sie bemühte oder lediglich seine Pflicht erfüllte?
Dass er ihr die Entscheidung über das Fortbestehen ihrer Ehe überlassen wollte, war sehr rücksichtsvoll von ihm, doch es gab keine Alternative.
„Mir gefällt nicht, was dein Vater getan hat. Dennoch werde ich deine Frau bleiben. Zum Wohl Veronias“, stellte sie rasch klar.
„Vielen Dank! Ich weiß dein Opfer zu schätzen.“
„Den Frieden zu bewahren hat Vorrang. Ich könnte es nicht ertragen, wenn meinetwegen Menschen verletzt würden. Hoffentlich geht dein Vater künftig offener mit uns um.“
„Das hat er mir bereits versprochen.“ Er zögerte einen Moment. „Seiner Meinung nach braucht Veronia so schnell wie möglich einen Erben.“
„Wir werden eine richtige Ehe führen?“
„Ein Kronprinz braucht Nachkommen.“
Als sie errötete, legte er ihr tröstend eine Hand auf die Schulter, und sie erschauerte.
„Wir werden keine platonische Ehe führen, dennoch kann sie funktionieren.“
„Wie soll das gehen? Schließlich sind wir nicht ineinander verliebt.“
„Es gibt zwei Möglichkeiten. Wir können als Mann und Frau leben, bis sich ausreichend Nachwuchs eingestellt hat, und danach getrennter Wege gehen. Anschließend träfen wir uns nur noch der Kinder wegen und zu gewissen öffentlichen Anlässen.“
„Könnte ich dann nach Hause zurückkehren?“, fragte Isabel, obwohl sich diese Möglichkeit in ihren Ohren schrecklich berechnend anhörte.
Nikolas überlegte kurz. „Vielleicht. Allerdings wäre eine Scheidung ausgeschlossen, sicher gäbe es auch Probleme mit dem Sorgerecht für die Kinder.“
„Wie sieht die Alternative aus?“
„Wir leben als Mann und Frau bis ans Ende unserer Tage.“
„Bis dass der Tod uns scheidet?“
„Wenn es uns gelingt. Viele arrangierte Ehen funktionieren gut, wieso sollte es bei uns anders sein? Immerhin sind wir einander sympathisch – und bedenke, wie viele moderne Liebesheiraten scheitern!“
„Da ich noch keine ernsthafte Beziehung hatte, weiß ich nicht, was man für das Gelingen einer Ehe tun muss.“
„Mir geht es ebenso. Lass es uns gemeinsam herausfinden!“
Isabel lehnte sich an den Lastwagen und dachte nach. Respekt und Ehrlichkeit erschienen ihr als eine solide Basis für eine Ehe. Außerdem gefiel Nikolas ihr ausgesprochen gut, sowohl was sein Aussehen als auch seinen Charakter anging. Und notfalls blieb ihr immer noch ein Ausweg. „Falls wir es nicht schaffen, können wir immer noch getrennter Wege gehen.“
Eine Ader an seiner Schläfe pulsierte. „Wenn unsere Ehe jedoch funktioniert …“
„… schulden wir deinem Vater Dank.“
„Dann ist es also abgemacht?“
„Noch nicht ganz. Ich fürchte, ich fühle mich gar nicht wie eine verheiratete Frau!“
„Aber wir sind ein Ehepaar!“
„Das weiß ich. Ich habe das Foto und die Urkunde gesehen, kann mich aber an nichts erinnern. Könnten wir uns noch einmal das Jawort geben?“
Er sah sie ernst an. „Es ist dir wichtig?“
„Ja. Besonders, wenn wir …“
In seinen Augen funkelte es belustigt. „Wenn wir Sex haben?“
Über dieses Thema will ich ganz bestimmt nicht mit dir sprechen, dachte sie errötend und schwieg.
„Magst du Sex?“
Verlegen sah sie zur Seite. „Ich weiß nicht. Ich hatte noch nie …“ Es war ihr nicht möglich, den Satz zu beenden.
„Noch nie?“, fragte er fasziniert.
„Nein.“ Die Art, wie er sie ansah, machte sie schrecklich nervös. „Natürlich hätte es Gelegenheiten gegeben, aber … Onkel Frank
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