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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Priscilla schloss einen Augenblick lang die Augen und holte tief Luft. Als sie sie wieder öffnete, triumphierte sie über Banners wütenden Gesichtsausdruck. Der Fratz war also in ihn verliebt. Das würde ein großartiger Spaß! »Jake und ich sind schon lange … Freunde.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Als ich ihn kennenlernte, war er noch ein Junge.« Sie senkte die Lider. »Aber nicht mehr lange«, fügte sie leise hinzu. »Er ist solch ein aufregender Mann geworden, findest du nicht auch?«
    »Für mich war er schon immer aufregend.«
    »Natürlich«, erwiderte Priscilla beinahe mitleidig. »Du hast ihn ja als Jungen nicht gekannt. Wie geht es deinen Eltern? Du weißt, dass ich sie auch vor vielen Jahren kennengelernt habe.«
    »Ja, bei dem Siedlertreck. Sie haben mir von Ihnen erzählt.«
    »Wirklich?«
    Banner errötete. »Ich hörte, wie sie Sie erwähnten.«
    Priscilla amüsierte sich. »Darauf könnte ich wetten.« Sie neigte den Kopf zur Seite. »Du gleichst ihnen beiden. Du bist ein sehr attraktives Mädchen.«
    »Danke.«
    »Dein Bruder auch. Attraktiv, meine ich.«
    Wenn es ihre Absicht gewesen war, Banner damit zu schockieren, dass Lee im Garten Eden gewesen war, so schlug sie fehl. »Ich weiß, dass er gestern Abend in Ihrem Bordell war, Miss Watkins. Danke für Ihr Kompliment. Ich finde ihn auch attraktiv.«
    Priscilla genoss das Ganze doch nicht so sehr, wie sie gehofft hatte. Das Mädchen hatte mehr Mumm, als sie erwartet hatte, und mit ihm die Klingen zu kreuzen war eine größere Herausforderung, als sie vorhergesehen hatte.
    Banner bemerkte die Ankunft und Abfahrt der Pferdebahn nicht. Genauso wenig wie die verstohlenen Blicke, die die Fußgänger, die um sie herumströmten, in ihre Richtung warfen. Sie hatte die Frau, die ihre Feindin war, fest im Auge. Priscilla Watkins stellte eine Bedrohung für sie dar. Bis jetzt war sie noch nicht zutage getreten, aber sie war da. Banner spürte es mit jeder Faser ihres Körpers.
    Priscilla war wie ein wunderschön polierter Apfel, verführerisch, fesselnd, überwältigend in seiner äußeren Vollkommenheit. Aber Banner erkannte die Fäulnis in seinem Inneren.
    »Natürlich ist er nur dein Halbbruder, nicht wahr?« Priscilla griff den Faden der Unterhaltung wieder auf.
    »Ja. Seine Mutter starb bei seiner Geburt. Das war bevor meine Mama und mein Papa einander kennenlernten. Aber all das wissen Sie ja, Miss Watkins. Sie waren dabei.«
    »Ja, ich war dabei.« Abschätzend glitt ihr Blick an Banner hinunter. Wie stark war dieses Mädchen wirklich? Das wollte sie herausfinden. »Ich weiß noch, wie Jake und sein Bruder Luke deine Mutter im Wald fanden. Sie war halb tot, weißt du.«
    »Das hat Jake mir erzählt.«
    »Es war ja, glaube ich, auch nicht anders zu erwarten nach dem, was sie durchgemacht hatte.« Beiläufig rückte sie die Feder über ihrer Stirn zurecht.
    »Durchgemacht?«
    Priscillas Blick fiel auf Banner wie der eines Falken, der ein verwundetes Kaninchen erspäht. »Dort im Freien ein Kind zur Welt zu bringen.« Dann tat sie so, als sei es ihr peinlich, es angesprochen zu haben, und legte eine Hand auf die Brust. »Oh, tut mir leid. Vielleicht hätte ich nichts sagen sollen. Aber du wusstest doch vom ersten Baby deiner Mutter, oder?«
    »Baby?«, flüsterte Banner, bevor ihr das Blut aus dem Kopf strömte und sie kreidebleich wurde.

17
    »Baby?«, wiederholte Banner noch einmal. Da musste ein Irrtum vorliegen. Sie war das einzige Kind ihrer Mutter.
    Oder nicht?
    Der verräterische Gedanke schlich sich bei Banner ein, während sie dastand und versuchte, ihrer Benommenheit Herr zu werden.
    Ein Baby! War das das Geheimnis, das Lydia und Ross vor ihr und Lee gehütet hatten? War dies der Schlüssel zur Vergangenheit, auf den Banner gewartet hatte? Plötzlich wollte sie ihn nicht mehr. Sollten die Geheimnisse der Vergangenheit doch unberührt bleiben! Wenn diese Watkins ihr Neuigkeiten mitteilte, konnten das keine erfreulichen sein, und Banner fand, dass sie besser dran war, wenn sie nichts wusste.
    Aber wie ein Vogel, der von einer Schlange hypnotisiert wird, starrte sie Priscilla an. Ihr Blick war auf die geschminkten Lippen der Frau gerichtet, als traute sie ihren Ohren nicht.
    »Niemand hat je herausgefunden, wer Lydia ist, noch woher sie kam und schon gar nicht, von wem dieses Baby war.«
    »Sie lügen. Es gab kein Baby«, sagte Banner mit heiserer Stimme. »Meine Mama hatte kein anderes Baby.«
    »Aber natürlich, meine Liebe. Es starb dort

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