Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
aufzusetzen, aber ein beißender Schmerz in ihrem Körper ließ sie mit einem unterdrückten Schrei des Entsetzens auf das Bett zurücksinken.
»Banner?«
Jake stand mit zerzaustem Haar in der Tür. Mit ausgestreckten Armen hielt er sich am Türrahmen fest. Sie war im Delirium. Bestimmt war sie im Delirium.
Er war nackt.
Er eilte auf sie zu, fiel neben dem Bett auf die Knie und umklammerte ihre Hände. Unruhig ließ er seinen Blick auf ihrem Gesicht hin und her gleiten. »Wie fühlst du dich?«
Ängstlich schaute sie ihn an. »Ich weiß es nicht. Ich fühle mich seltsam. Was ist mit mir passiert?«
»Du bist operiert worden.«
Ihre Pupillen erweiterten sich trotz des hellen Lichtes. »Operiert? Du meinst aufgeschnitten? Jake?«
»Sch, sch. Hier, ich zeige es dir.« Er führte ihre Hand unter die Decke und legte sie vorsichtig auf ihren verbandbedeckten Bauch. Sie stöhnte selbst bei diesem geringen Druck auf. »Sachte«, warnte er sie. »Der Schnitt ist noch frisch. Erinnerst du dich nicht daran, dass dir übel war?«
Fetzenweise kehrte die Erinnerung zurück. Die Fahrt nach Hause im Regen. Das Fieber und die Gliederschmerzen. Die Übelkeit. Die Krämpfe. Wie sie sich erbrochen hatte, während Jake sie hielt.
»Dein Blinddarm hatte sich entzündet.«
»Blinddarmentzündung.« Tränen des Entsetzens füllten ihre Augen. »Daran kann man sterben.«
»Aber das wirst du nicht«, entgegnete er heftig. »Ein Arzt war hier und hat ihn herausgenommen. Ich werde mich um dich kümmern. In ein oder zwei Wochen bist du so gut wie neu. Noch besser.«
All dies versuchte sie aufzunehmen, während ihre Hand auf der wunden Stelle auf ihrem Bauch lag, die ihr überall Schmerzen bereitete. »Es tut weh.«
»Ich weiß.« Er küsste den Rücken ihrer anderen Hand, die er noch immer fest umklammert hielt. »Das wird auch noch ein paar Tage so bleiben. Wie geht es dir sonst?«
Sie blinzelte. »Das Licht ist schrecklich hell.«
Er lächelte voller Spott über sich selbst, während er sich vorbeugte, um die Lampe auf dem Nachttisch auszudrehen. »Das ist mein Fehler. Ich wollte nicht, dass du im Dunkeln aufwachst und dich fürchtest.«
»Du kümmerst dich um mich?«
»Ja?«
»Wo ist meine Mutter?«
Er berührte ihre Wange. »Es tut mir leid, Banner. Ich habe versucht, über den Fluss zu kommen und deine Eltern zu holen, aber die Brücke ist fortgespült worden. Der Fluss ist unpassierbar. Solange der Regen nicht aufhört und das Hochwasser nicht zurückgeht, ist River Bend abgeschnitten. Ich fürchte, du hängst hier mit mir fest.«
Einen Augenblick lag sie reglos da und starrte ihn an. »Das ist mir egal, Jake.« Sie hob eine Hand, um seine Wange zu berühren, aber sie fiel kraftlos wieder zurück. »Mir ist schwindelig.«
»Das kommt vom Äther und vom Fieber. Du solltest weiterschlafen. Möchtest du gerne etwas Wasser trinken?«
Sie nickte, und er goss ihr aus dem Krug auf dem Tisch ein Glas ein. »Nur einen Schluck.« Er stützte ihren Kopf mit einer Hand und neigte das Glas gegen ihre Lippen. Es klackerte leise gegen ihre Zähne. Sie nahm einen Schluck, dann noch einen. »Das ist jetzt genug.« Er stellte das Glas auf den Tisch zurück und bemerkte das Fläschchen Laudanum, das der Arzt dagelassen hatte. »Hast du große Schmerzen? Ich kann dir Laudanum geben.«
»Nein, aber bleib bei mir.«
»Bleiben …?«
»Schlaf bei mir. Wie im Zug.«
»Aber, Liebling, du …«
»Bitte, Jake.«
Sie kämpfte, um ihre Augen offen zu halten, und griff kraftlos nach ihm. Das reichte, um seine Vorbehalte zu vertreiben. Er hob die Decke hoch und schlüpfte darunter. Einen Arm legte er unter ihre Schultern und drückte ihren Kopf sanft an seine nackte Brust. Sie drehte sich zu ihm um. »Nein, nein, lieg still, sonst schmerzt deine Wunde«, sagte er leise. Die andere Hand legte er auf ihren Oberschenkel, damit er merkte, wenn sie ihren Unterkörper bewegte. Ihre Finger vergruben sich in seinem Brusthaar, durch das ihr sanfter Atem blies.
O Gott! Welcher Himmel. Welche Hölle. Welch köstliche Qual.
Aber auf wundersame Weise schlief auch er sofort ein, als sie binnen weniger Augenblicke in einen tiefen Schlummer gesunken war.
Am Morgen schlich Jake ums Haus, weil er Banners heilsamen Schlaf nicht stören wollte. Er versorgte Stormy, trug Holz ins Haus, schürte die Feuerstellen, machte sich zum Frühstück Schinken, den er im Brunnenhaus gefunden hatte, eine Art Brötchen und starken heißen Kaffee.
Als er das alles erledigt
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