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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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eine Portion Haferflocken.
    Hier draußen in der Stille der Scheune, wo man nur den Regen vom Dachsims tropfen hörte, stürzte die Schwere der Situation wie eine Flutwelle über Jake hinweg. Er hatte gewusst, irgendwo draußen am Horizont lauerte sie, kam bedrohlich näher, aber er hatte es nicht zugeben wollen. Jetzt überflutete sie ihn.
    Banner würde vielleicht sterben.
    Seine Finger krampften sich in Stormys Mähne, und er lehnte die Stirn gegen den festen Körper des Pferdes. »Nein, nein«, stöhnte er. »Sie darf es nicht.« Nicht wie Luke. Nicht wie Pa. Dicke Tränen rollten ihm über die Wangen. Wenn er Banner verlor, wäre er vernichtet. Nicht weil er sie als Kind geliebt hatte oder weil sie die Tochter seiner besten Freunde war. Er wollte sie nicht verlieren, weil damit das Licht in seinem Leben ausgelöscht würde.
    Mein Gott, und er hatte ihr auch noch wehgetan! Er hatte sie absichtlich gekränkt, sie wiederholt beleidigt. Er hatte sich eingeredet, dass es zu ihrem eigenen Besten geschah. Jetzt musste er sich den wahren Grund eingestehen: Sie war ihm zu wichtig geworden.
    Vor zwanzig Jahren hatte er sich gefühlsmäßigen Bindungen verschlossen, weil sie zu riskant waren. Du liebst jemanden, und dann verlierst du ihn. Besser erst gar nicht lieben. Lydia all diese Jahre hindurch zu lieben war einfach gewesen, weil es eine heimliche Liebe war, die nichts von ihm forderte. Lydia war für ihn von Anfang an unerreichbar gewesen. Aber Banner zu lieben …
    Liebte er Banner?
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte er Stormy zu.
    Er wusste nur, dass er Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um noch einmal zu sehen, wie ihr Gesicht voller Leben strahlte, erfreut oder hochmütig oder wütend war oder vor Leidenschaft erhitzt leuchtete. Jedenfalls irgendetwas, irgend etwas anderes als diese Todesstille.
    Er rannte aus der Scheune, patschte in Pfützen und watete durch ein Meer von Schlamm, bis er das Haus erreicht hatte. Eilig hängte er Hut und Regenmantel an den Haken an der Hintertür, zog seine Stiefel aus und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Auf Strümpfen raste er durch das Haus. Im Schlafzimmer herrschte immer noch dieselbe Grabesstille wie zuvor. Er ging zum Bett und kniete sich hin.
    »Du wirst nicht sterben, Banner. Du wirst mich nicht verlassen. Ich brauche dich, damit ich selbst Lust habe weiterzuleben, und du wirst mich nicht im Stich lassen. Ich werde dich nicht gehen lassen«, flüsterte er inbrünstig, ergriff ihr Hand und presste sie an seinen Mund. Ihre einzige Antwort war ein leises Stöhnen, aber es war Musik in Jakes Ohren.
    Lachend und weinend vor Erleichterung kam er auf die Beine. Er wollte nicht, dass sie in solch einer düsteren, trüben Umgebung erwachte. In heller Aufregung hastete er durch das Haus und entzündete alle Lampen. Wenn sie aufwachte, musste alles fröhlich und lebendig aussehen. Der Todesengel würde es nicht wagen, in einem Haus zu lauern, in dem alle Lichter brannten. Er wusste, dass er sich wie ein Verrückter benahm, aber er wollte kein Risiko eingehen.
    Er schürte das Feuer im Kamin und legte Holz im Küchenherd nach. Er machte sich eine Dose Bohnen warm und setzte den Kessel auf, falls Banner etwas trinken wollte, wenn sie zu sich kam.
    Nach dieser hektischen Aktivität war er erschöpft. Er setzte sich zu Banner, bis er die Augen nicht mehr aufhalten konnte, dann ging er ins Wohnzimmer, zog sich aus und rollte sich auf dem Sofa in eine Decke. Fast augenblicklich schlief er ein.
    Ihr war heiß. So heiß. Etwas drückte sie nieder, fesselte sie ans Bett. Ihr Mund schien mit Baumwolle gesäumt zu sein. Ein klopfender Schmerz kam von einer Stelle ihres Körpers, aber sie konnte nicht ausmachen, woher. Sie zwang sich, ihre Augen zu öffnen. Das Licht war außerordentlich grell. Es traf ihre Augen, als seien sie noch jungfräulich. Es stach. Es schmerzte.
    Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das Licht, und sie konnte sie ganz öffnen. Sie ließ den Blick zum Fenster gleiten und sah, wie sich das Schlafzimmer im Fenster spiegelte. Es war dunkel draußen, und es regnete noch immer.
    Sie versuchte, sich zu orientieren und festzustellen, an was sie sich als Letztes erinnern konnte, aber ihre Gedanken ließen sich nicht sammeln. Das Fußende ihres Bettes schien nicht weiter weg zu sein als ihre Nasenspitze, dann wieder schienen Kilometer dazwischen zu liegen. Dieses Schwanken verursachte ihr Übelkeit, und sie keuchte mit offenen Lippen.
    Sie versuchte sich

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