Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Grund gegangen, den du vermutest, Banner.«
»Welchen anderen Grund könnte es für einen Mann geben, sich mitten in der Nacht in ein Bordell davonzuschleichen? Du hättest es von mir haben können. Du hättest mich nur fragen brauchen.«
»Sch, sch, Banner. Nein, das konnte ich nicht. Nicht zu dem Zeitpunkt. Es wäre nicht richtig gewesen.«
»Und mit einer Hure ist es richtig?«
»Hör mir zu«, sagte er eindringlich und schüttelte ihre Hände. »Micah und Lee kamen herein. Ich wachte auf. Micah erzählte mir, er hätte Grady Sheldon im Garten Eden gesehen. Es beunruhigte mich, dass er in der Stadt war. Ich hatte ihn gewarnt, sich von dir fernzuhalten. Nach allem, was ich wusste, war er dir nach Fort Worth gefolgt und plante, dich zu entführen oder so etwas. Ich ging sofort zu Priscillas Lokal, um herauszufinden, was er im Schilde führte.«
Er hatte das Gefühl, dass es unklug sei, zu diesem Zeitpunkt zu erwähnen, wie eng der Kontakt zwischen Grady und Priscilla gewesen war.
»Und das ist der einzige Grund?«, fragte sie barsch. »Du hast nicht …«
Er legte seine Hand auf ihr Haar. »Nein, habe ich nicht.«
»Aber am nächsten Morgen ließ sie es so klingen, als ob … na, du weißt schon.«
Verärgert presste er die Lippen zusammen. »Was auch immer sie gesagt hat, es war eine Lüge. Sie wollte dich nur verletzen, um es mir heimzuzahlen.«
»Ich dachte, ihr wärt Freunde.«
»Nicht so, wie du glaubst. Ich habe dir früher schon erzählt, dass ich nicht mit Priscilla schlafe.«
Sie zog an einem losen Faden auf der Decke. »Grady sagte, dass die Mädchen in den Hurenhäusern über dich reden. Dass du eine Legende bist.«
Durch ein Lächeln zeigte er, wie amüsiert er war. Aber als er Banners gepeinigten Gesichtsausdruck sah, wurde er ernsthaft. »Banner, seit der Nacht, als du zu mir in die Scheune gekommen bist, habe ich keine andere Frau gehabt.«
»Ist das wahr?«, flüsterte sie heiser.
Er führte ihre Hand an den Mund und küsste die Handfläche. Seine Lippen bewegten sich auf ihrer Haut, während er sprach. »Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich schwöre dir, dass es wahr ist.«
»Aber war das alles? Diese eine Nacht?«
»Das hängt von dir ab«, erwiderte er ruhig. »Was möchtest du?«
»Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, Jake.«
Er musterte den Boden zwischen seinen Stiefeln. Vor Tagen, als sie am Rande des Todes schwebte, war ihm klar geworden, dass es nicht nur körperliches Begehren war, das ihn packte. Ja, er sehnte sich danach, sich in ihrem Körper zu verlieren, aber er wollte auch, dass ihre Herzen verschmolzen.
Schon lange hatte sie aufgehört, Ross’ und Lydias Tochter zu sein. Sie war Banner, eine Frau, die Frau, die er brauchte, um die Leere in seiner Seele zu füllen. Wenn irgendjemand ihn von Zynismus und Verbitterung heilen konnte, so war es Banner. Er war es leid, gegen sich selbst zu kämpfen. Außerdem war ihre gemeinsame Zukunft bereits besiegelt, obwohl nur er das wusste.
Als er wieder aufschaute, lächelte er. »Würdest du gerne ein Bad im Bett nehmen?«
21
»Ein Bad im Bett?«
Mit großen Augen beobachtete sie, wie er zur Frisierkommode ging und mit einer Waschschüssel voll warmem Wasser und zwei weichen Tüchern wiederkam. Dies alles stellte er auf den Nachttisch. Er selbst ließ sich auf der Bettkante nieder. Er ließ den Blick über ihr Gesicht wandern. Dann gab er der Spitze ihrer frechen Nase einen kleinen Stups mit dem Finger und lächelte.
»Habe ich dir je erzählt, was ich wirklich von dir gehalten habe in jener Nacht in der Scheune?«
Sprachlos schüttelte sie den Kopf. Schweigen durchdrang das Haus. Nur das Geräusch seines Atmens war ihr bewusst, das Rascheln der Kleidung, wenn er sich bewegte, seine hypnotisierende raue Stimme.
»Ich fand, du warst ein Teufelsweib. Nicht viele würden zu einem Mann kommen und ihn um das bitten, worum du gebeten hast.«
»Du warst schockiert.«
»Ja, das gebe ich zu. Für mich warst du immer die kleine Banner gewesen, die niedliche Range mit den unordentlichen Zöpfen und aufgeschürften Knien. Selbst am Tag deiner Hochzeit habe ich dich so gesehen.«
Er legte seine Fingerspitze an ihr Kinn und ließ sie dann den Hals hinuntergleiten bis zur Kehle. »Aber in jener Nacht sah ich dich in einem neuen Licht. Du warst ganz und gar Frau, Banner. Ich wusste, dass ich dich nie wieder für etwas anderes halten würde. Es war die Hölle, in deiner Nähe zu leben und sich an jene Nacht zu erinnern. Ich
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