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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ihn weniger lieben? Er blickte in ihre tränenglänzenden Augen. Nein. Er glaubte nicht.
    Lydia berührte sein Haar. Ihre Finger fuhren ganz leicht durch die rabenschwarzen Strähnen, die mit Silber durchzogen waren, denn sie liebte dieses Gefühl. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Ich liebe dich, Sonny Clark.« Sie küsste seine Stirn, dann sah sie ihre Kinder an. »Der richtige Name eures Vaters lautet Sonny Clark. Seine Mutter war eine Prostituierte, und er wuchs in einem Bordell auf. Nach dem Krieg wurde er ein Gesetzloser, der mit Jesse und Frank James ritt.«
    Mit fester Stimme, beinahe gefühllos, erzählte sie ihnen die unglaubliche Geschichte von Ross’ Leben, wie er vermeintlich tot zurückgelassen und von einem Einsiedler, der in den Bergen von Tennessee lebte und John Sachs hieß, gesund gepflegt wurde.
    »Als es ihm wieder gut genug ging, veränderte er sein Aussehen und stieg ins Tal hinab, um Arbeit zu finden. Bei den Gentry-Ställen wurde er eingestellt. Dort lernte er deine Mutter kennen, Lee. Sie war aus einer aristokratischen Familie, aber sie verliebte sich in den Stallburschen. Ich kann ihr daraus keinen Vorwurf machen«, fügte Lydia zärtlich hinzu und blickte auf ihren Mann hinab.
    Sie berichtete, wie Ross Victoria sehr zum Missvergnügen ihres Vaters geheiratet hatte und wie sie beschlossen, nach Texas zu ziehen, um Land zu besiedeln, dessen Eigentümerurkunde Ross von John Sachs erhalten hatte. Aus jenem Land war River Bend geworden.
    Victoria, die nicht so viel Vertrauen in ihre Zukunft hatte, wie sie vorgab, nahm allerdings einen Beutel Juwelen mit, als sie ihr Zuhause verließ. Da ihr Vater vermutete, Ross hätte es gestohlen, verfolgte er das Paar. Doch er kannte ihr Ziel nicht, denn Victoria hatte Ross überredet abzureisen, während ihr Vater abwesend war.
    »Er wusste nicht einmal, dass sie mit dir schwanger war«, erzählte Lydia ihrem Stiefsohn. »Er wusste auch nicht, dass Victoria inzwischen gestorben war, bis er uns in Jefferson einholte. In der Zwischenzeit hatte er von Ross’ Vergangenheit erfahren. Er glaubte nicht, dass du sein Enkel warst, und versuchte, deinen Vater aus Rache an Victorias Tod umzubringen. Ein Pinkerton-Detektiv namens Majors schoss auf ihn und tötete ihn.«
    Ross stupste sie am Arm. »Schoss auf … dich«, stieß er heiser hervor.
    Lydia ließ den Kopf hängen, dann blickte sie wieder in die ungläubigen Gesichter ihrer Kinder. »Die Narbe auf meiner Schulter …«, meinte sie unbehaglich. »Ich versuchte, Ross das Leben zu retten.«
    Im Zimmer war es still. Das einzige Geräusch war das Ticken der Uhr in der Ecke.
    »Was ist mit diesem Detektiv passiert, diesem Majors?«, fragte Lee mit heiserer Stimme.
    »Wir haben ihn nie wiedergesehen«, antwortete Lydia leise und lächelte Ross an. »Er ließ Ross laufen. Ich glaube, er hat gemerkt, dass dein Vater nicht länger ein Gesetzloser war. Er war nicht länger Sonny Clark. Er war wirklich Ross Coleman. Und wir haben die Juwelen noch. Wir haben sie für dich aufbewahrt, weil sie deiner Mutter und ihrer Familie gehört haben. Wir wollten sie dir zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag geben.«
    »Und keiner hat je von Papas Vergangenheit erfahren?«, fragte Banner.
    »Nicht einmal Ma«, sagte Lydia und schaute die ältere Frau an, die leise weinend dastand. Micah tätschelte ihr die Schulter.
    »Und Jake?«, flüsterte Banner und suchte den Blick ihres Mannes.
    »Ich wusste einiges«, erwiderte er leise. »Nicht alles.«
    »Wie hat Grady das herausgefunden?«, stellte Banner die Frage, die sie alle beschäftigte. Sie bekam keine Antwort. Da stellte Banner eine weitere Frage: »Mama, hattest du schon ein Baby vor mir, bevor du Papa kennengelernt hast?«
    Das bisschen Farbe, das noch verblieben war, verschwand aus Lydias Gesicht. Fragend schaute sie Ma an, die verneinend den Kopf schüttelte. Jake beantwortete ihre unausgesprochene Frage: »Priscilla muss es ihr erzählt haben.«
    »Priscilla?«, wiederholte Lydia. »Priscilla Watkins? Wann? Wo?«
    »In Fort Worth. Sie hat Banner auf der Straße aufgelauert und sich mit ihr unterhalten, bevor ich sie unterbrechen konnte.«
    Für Lydia brach alles zusammen. Sie sackte nach vorn. Ihre größte Schande, über die sie gehofft hatte, hinweggekommen zu sein, suchte sie ausgerechnet an diesem Tag, dem schlimmsten Tag ihres Lebens, wieder heim. Sie spürte Ross’ Hand auf ihrer, spürte, wie er sie drückte.
    Sie legte ihr Ohr an seine Lippen. »Mir … war

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