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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ich hätte dir den Kopf tätscheln und dich ins Haus zurückschicken sollen.« Sein Blick glitt über ihren Körper. »Das habe ich nicht getan. Ich schulde dir, dass diese Ranch einen guten Anfang macht. Dann kann ich vielleicht mit gutem Gewissen verschwinden.«
    »Ich will dein Mitleid nicht!«
    Er wandte ihr den Kopf zu, und sie zuckte vor seinem kaltfunkelnden Blick zurück. »Vorgestern Nacht habe ich dich auch nicht bemitleidet, oder? Mitgefühl war, verdammt noch mal, keiner der Gründe, aus denen ich es getan habe.« Er trat einen Schritt vor und packte sie an den Schultern. »Ich wollte dich. Ich habe dich begehrt, schlicht und einfach. Du hast mich schwer erwischt, Banner. Aber wenn ich es schon getan habe, warum konnte ich es dann nicht langsamer tun, statt über dich herzufallen wie ein …«
    Später konnte er nicht mehr sagen, was seinen Wortschwall aufgehalten hatte. Plötzlich schwieg er und konnte an nichts mehr denken. Banner blickte zu ihm auf. Ihre Augen waren klar, ihre Lippen leicht geöffnet. Er starrte zurück von ihrem sanften Gesichtsausdruck wie hypnotisiert.
    In ihrem Gedankenaustausch durchlebten sie jene Momente wilder Inbesitznahme noch einmal, jene Momente, als sie eins gewesen waren. Die Erinnerung ließ sich in den Gruften ihres Gedächtnisses nicht wegschließen wie etwas Totes. Sie war sehr lebendig. Sie brodelte fast greifbar zwischen ihnen. Sie wirbelte um sie herum, ein unsichtbarer, lautloser Sturm, der die Grundfesten ihrer Seelen erschütterte, genau wie Jake im Augenblick des Höhepunktes gebebt hatte.
    Dann war es vorüber.
    Banner wandte als Erste den Blick ab. Jake ließ seine Hände von ihren Schultern gleiten. Das Schweigen dehnte sich endlos aus. Beiden war unbehaglich zumute. Banner hoffte glühend, dass Jake nicht wusste, wie sehr sie sich immer noch nach etwas Unbekanntem sehnte, das sie beinahe erreicht hätte. Jake fragte sich, ob Banner wusste, wie sehr er sich danach verzehrte, sich wieder in sie zu betten.
    »Warum bist du geblieben?«
    »Ich brauche den Job.«
    Sie sprachen mit gedämpfter Stimme und schauten einander nicht an. Diese Dinge mussten ausgesprochen werden. Wenn sie jetzt nicht geregelt wurden, würden sie anfangen zu gären und ihnen das Leben versauern.
    »Du könntest jederzeit Arbeit als Cowboy finden.«
    »Ja, aber das ist kein Leben. Nicht für jemanden, der so alt ist wie ich. Ich muss den Job annehmen, Banner.«
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Ist das der einzige Grund?«
    »Ich möchte in Mas Nähe bleiben.« Er benutzte Banner gegenüber dieselben lahmen Argumente wie Lydia ihm gegenüber. Aber Ma war wirklich alt. Und wer wusste, wann ihre Zeit gekommen war?
    »Das kann ich verstehen.«
    »Dennoch hatte ich Ross’ erstes Angebot abgelehnt. Ich möchte, dass du das weißt.«
    »Warum?«
    »Weil ich wusste, wie schlimm es für dich ist, mich nach jener Nacht ständig um dich zu haben.«
    »Was hat deine Meinung geändert?«
    »Ross’ Sturheit. Er wollte dir nicht geben, was du möchtest, solange die Vereinbarung mich nicht einschloss.«
    »Du und ich wissen, dass ich im Laufe der Zeit seine Meinung geändert hätte.« Sie hasste die Frage, die sie jetzt stellen musste, aber sie musste es wissen. »Warum bist du geblieben, Jake?«
    Er begegnete ihrem Blick aufrichtig. »Weil Lydia mich darum gebeten hat.« Banner nickte schweigend. Sie drehte sich um und ging durch das hohe Gras auf das Haus zu. Sie hatte gefragt. Und er hatte ihr geantwortet.
    Sie war überrascht und ein wenig erschrocken, dass es so sehr schmerzte.

6
    »Ist das alles?«
    Wanda Burns, schlampig wie immer, stemmte die Fäuste in die Hüften und baute sich vor ihrem frischgebackenen Ehemann auf. Sie hatte die Kisten durchwühlt, die er in den Schuppen getragen hatte, den sie mit ihrem Vater bewohnte. Kleidungsstücke und Hüte, Schuhe und Handschuhe lagen auf dem bloßen Drillich der Matratze verstreut.
    »Alles?«, knurrte Grady. »Reicht das nicht? Du kannst sowieso nichts davon tragen, bis dein Balg auf die Welt kommt.«
    Voll Abscheu blickte er sie an. Sie war dreckig, ihr Gesicht aufgedunsen, Hände und Fußgelenke geschwollen. Ihr Körper war beladen mit dem Kind, von dem er immer noch nicht überzeugt war, dass es seines war. Warum sie darauf bestanden hatte, dass er sie mit neuer Garderobe versorgen sollte, wusste er nicht. Außer dass es einfach eine weitere Methode war, ihre Krallen in ihn zu schlagen, jeglichen Zweifel daran zu zerstreuen, dass sie wirklich

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