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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Stormy? Ihre Schritte wurden zögernd. Sie glaubte nicht, dass sie die Scheune jemals wieder betreten könnte. Zu frisch waren die Erinnerungen an das, was dort geschehen war.
    Unentschlossen stand sie auf dem Hof. Wie es sich herausstellte, war das Schicksal ihr wohlgesonnen. Sie sah Jake auf der obersten Latte des Zaunes sitzen, der die Weide am Haus eingrenzte. Die Absätze seiner Stiefel hatte er auf der nächstniedrigen Latte eingehakt. Mit leicht gekrümmtem Rücken saß er völlig unbeweglich da und starrte auf die Weide. In der herabsinkenden Abenddämmerung sah man sein Profil. Er hielt eine Zigarre zwischen den Lippen.
    Lautlos näherte Banner sich ihm. Er hörte sie nicht, bis sie fast neben ihm stand. Dann fuhr sein Kopf abrupt herum. Unwillkürlich sprang sie zurück und fuhr sich mit einer Hand an die Brust, als könne sie ihr rasendes Herz einfangen, bevor es aus dem Körper sprang.
    Sie verfluchte sich selbst, weil sie sich wie ein hirnloser Dummkopf benahm. »Ich … ich muss mit dir reden, Jake.«
    In einer einzigen fließenden Bewegung schwang er sich vom Zaun herunter und wischte sich den Hut vom Kopf. Dann setzte er ihn wieder auf, als sei ihm klar geworden, wie lächerlich er wirkte, und stieß ihn mit dem Daumen auf den Hinterkopf. Seine Schultern berührten die Zaunlatte, auf der er gerade gesessen hatte, und mit gleichgültiger Haltung lehnte er sich gegen den Zaun. Wenn Banner nur gewusst hätte, dass sein Herz genauso aufgeregt klopfte wie ihres, wäre sie nicht so nervös gewesen. Nach außen wirkte er beherrscht, ungerührt, unnahbar, reserviert, kühl.
    Ihre Tapferkeit verpuffte so schnell und so gewiss, wie ihr Atem sich mit der schwülen Nachtluft mischte. Sie wandte den Kopf, um in die Richtung zu schauen, in die er bis vor wenigen Momenten geschaut hatte. Ihr Profil hob sich klar gegen den violetten Himmel ab. Die Brise, die von Süden her aufgefrischt war, spielte mit ihrem Haar, blies ebenholzfarbene Löckchen gegen ihre Wangen und pustete sie dann hoch.
    Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge. Jakes Blick fiel zufällig auf diese unbewusste Bewegung. So unschuldig und doch so verführerisch. Er schloss die Augen, um sich gegen den Speer der Begierde zu wappnen, der ihn durchzuckte, und öffnete sie gerade rechtzeitig, um ihrem Blick zu begegnen.
    »Ich möchte, dass du mein Vormann wirst.«
    »Du möchtest es?«
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich habe keine andere Wahl.«
    »O doch, Banner. Sag mir, dass ich packen und verschwinden soll, und du siehst mich nie wieder.«
    »Dann würden sie doch vermuten, dass wir uns gestritten haben. Sie würden wissen, dass zwischen uns etwas nicht in Ordnung ist, weil ich dich fortgetrieben habe, statt dich zu bitten zu bleiben, so wie ich es sonst immer getan habe. Was würde das bringen? Du wärst verschwunden, und ich bliebe zurück, um alles zu erklären.« Eine Woge von Gefühlen überwältigte sie, und sie wandte sich rasch ab. Sie legte die Stirn auf ihre Hände, mit denen sie sich an der obersten Zaunlatte festhielt.
    Sie hörte das Klingeln seiner Sporen und wusste, dass er näher gekommen war. Aber nicht nur mit ihren Ohren nahm sie ihn wahr. Sie konnte die Hitze seines Körpers spüren, die sich über ihren Rücken ausbreitete, als er näher kam. Seine Zigarre hatte er ausgetreten, aber der Geruch von Tabak hing immer noch an ihm. Und von Leder. Und von Mann. Ihre Eingeweide fühlten sich gewichtslos, dann unerträglich schwer an, als sie dem Tal zwischen ihren Schenkeln zuzuströmen schienen.
    »Banner?«, fragte er sanft. »Geht es dir gut?«
    Sie hob den Kopf und schaute ihn an. »Wie meinst du das?«
    Sein Blick forschte in ihrem, riss alle Verstellung und Maskerade zwischen ihnen weg, so schmerzlich das auch war. »Ich meinte es genau so, wie ich es gesagt habe. Geht es dir gut? Gab es irgendwelche … üblen Folgen, Schmerzen?«
    Plötzlich wollte sie ihn bestrafen. Sie wollte sich gegen seine Brust werfen und mit ihren Fäusten auf ihn eindreschen. Sie wollte ihm erzählen, dass sie geblutet und unsägliche Qualen erlitten hatte nach dem, was er ihr angetan hatte.
    Aber sie konnte es nicht. Weil es nicht stimmte. Jake hatte nichts getan, worum sie ihn nicht gebeten hatte. Sie schüttelte den Kopf, bevor sie ihren Blick wieder abschweifen ließ. »Nein.«
    Sie spürte, wie er vor Erleichterung zusammensackte. Es war keine offensichtliche Bewegung, nur ein Nachlassen der Spannung in seinem Körper, als hätte er

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