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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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»Meinst du etwa, ich lasse ihr das einfach so durchgehen? Sie muss schließlich ihre Grenzen kennen lernen wie andere Kinder auch.«
    Er hatte Jennifer zu Boden gelassen und fixierte ihre Lehrerin, die Hände in die Hüften gelegt. »Was bist du eigentlich für ein Mensch? Eine verkappte Sadistin? Befriedigt es dich, wenn du wehrlose behinderte Kinder schlagen kannst?«
    Lauri war noch nie so wütend gewesen wie jetzt. Das Blut rauschte in ihren Schläfen, gleichwohl wich sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht. »Du gemeines Miststück«, brachte sie zwischen zusammengebissenen Kiefern hervor. »Wie kannst du es wagen, mir so etwas zu unterstellen?« Sie trat einen Schritt vor, holte impulsiv mit der Hand aus, als wollte sie ihn schlagen. »Wie kannst du nur!«
    Jennifer, die krampfhaft an ihrem Hosenbein zerrte, lenkte
sie glücklicherweise von ihrem Vorhaben ab. »Auri«, flehte sie. Lauri spähte hinunter und sah, dass Jennifer ihr einen Lippenstift hinhielt, den sie fein säuberlich abgewischt und zugeschraubt hatte. Sie gestikulierte: Es tut mir leid, Lauri.
    Jennifers Vater war schlagartig ausgeblendet. Lauri kniete sich vor die Kleine und drückte sie zärtlich an sich. Strich ihr die wirren Locken aus dem tränenfeuchten Gesichtchen. »Tut mir auch leid, was passiert ist. Hilfst du mir beim Saubermachen?« , fragte sie, worauf Jennifer eifrig nickte und sich anschickte, die zerknüllten, schmutzigen Kleenextücher einzusammeln, die überall herumlagen.
    Lauri stand auf und fixierte Drake eisig. Sie holte tief Luft, um ihrem angestauten Ärger Luft zu machen, aber seine Miene war schlagartig wie verwandelt. Er schien nicht mehr aufgebracht oder gar entsetzt. Schweigend beobachtete er seine kleine Tochter. Schließlich glitten seine Augen unschlüssig zu Lauri.
    Was sie suggerierten, vermochte sie nicht zu deuten. Sah in seinen grünen Tiefen lediglich eine Spur Verständnis aufblitzen. Er ahnte wohl, warum sie so gehandelt hatte, und akzeptierte mehr oder weniger ihre Reaktion. Ganz nachvollziehen konnte er diese allerdings nicht. Folglich versuchte er, in ihrem Blick, in ihrer Miene Aufschluss zu finden.
    Dass er keine Erklärung fand, schien ihn zu irritieren. Seine Iris umwölkte sich, und er sah eilends weg. »Ich lasse euch jetzt allein«, murmelte er beim Hinausgehen.

7
    D ie nächsten Tage vergingen ohne größere Zwischenfälle. Lauri gab Jennifer weiterhin morgens Unterricht, derweil Drake sich zum Glück rar machte.
    Sie sah es als ein positives Zeichen an, dass die dunklen Ringe um seine Augen herum allmählich verblassten, zudem schien er wesentlich entspannter und erholter als bei seiner Ankunft. Er verzichtete auf seine europäischen Maßanzüge und die Oberhemden mit eingesticktem Monogramm. Stattdessen trug er figurbetonte, verwaschene Jeans, knalleng im Schritt, was sein bestes Stück zusätzlich betonte. Mit seinen karierten Hemden und Cowboystiefeln war er von den Ortsansässigen nicht zu unterscheiden.
    Er flirtete mit ihr, provozierte sie mit Zweideutigkeiten, machte ihr aber keine offenen Avancen mehr. Umso besser, redete sie sich zu. Trotzdem wünschte sie sich bisweilen, sie könnte die Sache genau wie er leichter nehmen. Dummerweise bedeutete er ihr wohl doch mehr, als sie zugeben mochte!
    An einem Vormittag erbot sich Betty, Jennifer mit ihren beiden Kindern zu einem Picknick mitzunehmen. Lauri war ihr dankbar für die kleine Atempause, zumal sie wusste, dass den Kindern der Ausflug Spaß machen würde. Ohne lange zu überlegen gab sie die Kleine in Bettys Obhut.
    Ein Spaziergang durch den Wald ist eigentlich gar keine schlechte Idee, sinnierte Lauri, während sie mittags an einem
Sandwich knabberte. Das Herbstwetter war fantastisch, die Espen eine einzige golden schimmernde Pracht. Folglich beschloss sie, die Gelegenheit für eine Unternehmung zu nutzen.
    Als sie beim Hinausgehen den Waschkeller passierte, hörte sie, wie Drake leise vor sich hin pfiff. Sie steckte den Kopf durch die Tür, um ihn zu informieren, dass sie kurz weg sei. Und starrte ihn entgeistert an.
    »Was machst du denn da?«, japste sie.
    Beim Klang ihrer Stimme drehte er sich um und grinste zur Begrüßung. »Hi. Wo ist Jennifer?«
    »Sie ist mit Betty und den Kindern zu einem Picknick unterwegs«, antwortete sie abwesend. Sie fasste sich hastig wieder und wiederholte bissig: »Was machst du denn da?« Er hielt einen ihrer seidig schimmernden Büstenhalter in der Hand.
    »Na, worauf tippst du?«, fragte er mit einem

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