Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
war elektrisierend. Intuitiv tasteten sich ihre Finger unter dem eng anliegenden Stoff weiter.
Seine Kinnmuskulatur zuckte kaum merklich, in seine Augen trat ein rätselhafter Glanz, und er blickte rasch auf die verkanteten Schnallen hinunter. »Ich mach es bei dir genauso.« Seine Hand glitt in Lauris Hose. Dabei hielt sie krampfhaft die Luft an, zog dabei zwangsläufig den Bauch ein, womit seine Hand freies Spiel bekam.
»Das mach ich nur, weil es nicht anders geht«, räumte er schlagfertig ein. Seine Finger verharrten aufreizend auf ihrer makellos zarten Haut, und Lauri fühlte, wie ihr Puls sich beschleunigte.
»Neig den Kopf noch einmal nach links«, sagte er an ihrem Ohr. Sein Atem reizte den feinen Haarflaum an ihren Schläfen. Unwillkürlich presste sie ihre spitzen Brüste an seine Hemdfront. Traute sich nicht, ihn anzuschauen.
»Okay … Und jetzt schieb meine Gürtelschnalle hin und her«, wies er sie an. Worauf sie die Bewegungen nachahmte, die er in ihrer Hose vollführte. Schon nach einem kurzen Augenblick hörte man das Knirschen von Metall, und die Schnallen lösten sich voneinander.
Eilends zog Lauri ihre Hand fort. Drakes glitt wesentlich widerstrebender aus ihrer Jeans. Mechanisch wich sie zurück.
Sie legte die Hände in die Hüften und erkundigte sich argwöhnisch: »Und was war daran so schwierig? Wieso
konnte ich nicht einfach an meinem Gürtel herumschieben und du an deinem?«
Mit einem viel meinenden Schulterzucken lehnte er sich an die Waschmaschine. »Schätze, das hätten wir zwar machen können, aber dann wären sich unsere Ellbogen ständig im Weg gewesen, und ich hätte nicht gesehen, was ich da überhaupt mache.« Er zwinkerte ihr zu. »Zudem wäre es bestimmt nicht mal halb so erregend gewesen.«
»Du … du …«, stammelte sie. Sie stampfte entrüstet mit dem Fuß auf. Schob ihn beiseite und schnappte sich ihre reizvollen Dessous. »Im Übrigen wasch ich meine Sachen selbst, vielen Dank für deine Mühe!«
Damit stürzte sie aus dem Waschkeller, verfolgt von seinem frivolen Lachen.
Es klingelte. »Ich geh schon«, rief Lauri. Sie durchquerte den eleganten Wohnraum und lief zur Tür. Drake kümmerte sich in der Küche um das schmutzige Geschirr vom Frühstück, derweil sie mit Jennifer bereits im Unterrichtsraum verschwunden war.
Die Episode im Waschkeller lag drei Tage zurück, aber jedes Mal, wenn Lauri daran dachte, ging ihr Atem flacher und ihr Herz raste wie ein Trommelwirbel. Seitdem ging sie Drake nach Möglichkeit aus dem Weg. Zu ihrer maßlosen Verärgerung fand er das wohl höchst belustigend.
Er verfolgte sie. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen, testete schamlos ihre jeweiligen Reaktionen aus. Aus reinem Selbstschutz ging ihr Temperament häufiger mit ihr durch als nötig, woraufhin er sie dann dämonisch grinsend weiter provozierte.
Sie öffnete die Eingangstür und begrüßte den hoch gewachsenen Mann mit dem buschigen Vollbart, der auf der Schwelle aufragte. »Hallo, John! Kommen Sie ruhig rein.«
»Danke, Lauri. Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Nein. Jennifer und ich wollten gerade mit dem Unterricht beginnen, aber das kann warten. Sie möchte Sie bestimmt begrüßen. Sie mag Sie nämlich besonders gern, müssen Sie wissen.« Lauri lächelte den Mann an, dem sie heimlich den Spitznamen »der sanfte Riese« gegeben hatte.
Eines Nachmittags, als sie mit Jennifer durch die verschlungenen Gässchen von Whispers geschlendert war, hatten sie den kleinen Laden mit Holzschnitzereien entdeckt. Der Inhaber war John Meadows, ein Hüne von einem Mann mit breiten Schultern, muskelbepackter Brust und Beinen lang und kräftig wie Baumstämme. Sein dunkelbraunes Haar reichte ihm fast bis zur Schulter und ging in einen dicken Bart über. In den braunen Augen unter den dichten Brauen lag stets ein Hauch von Melancholie.
Ungeachtet seiner Größe, die auf viele einschüchternd wirkte, hatte er eine sanfte Stimme und höfliche Umgangsformen. Die rothaarige junge Frau mit dem kleinen blonden Engel an der Hand hatte ihn sogleich verzaubert.
In dem vollgepfropften Laden roch es würzig nach Holz, Leinöl und Politur. John fertigte Möbel, aber auch wunderschöne Holzschnitzereien. Seine riesigen behaarten Pranken beherrschten ihr Handwerk meisterhaft wie ein begnadeter Künstler.
Sie hatte sich gefreut, als er auf Anhieb mit Jennifer in der Zeichensprache kommunizierte. Das war der Beginn einer herzlichen Freundschaft gewesen. Und wann immer sie jetzt
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