Wie einst in jenem Sommer
war viel zu beunruhigend. „Keine Sorge, Andreas, was uns mal verbunden hat, ist längst vergessen“, behauptete sie mit rauer Stimme.
Wortlos sah er sie einen Moment lang an. Sie konnte seinen Blick nicht deuten und wandte sich schnell ab. In seiner Gegenwart fühlte sie sich noch immer überwältigt, naiv und verunsichert. Dabei hatte sie sich inzwischen zu einer erfolgreichen Karrierefrau entwickelt, die sich durchaus durchsetzen konnte. Und Andreas hatte sie eins gelehrt: Leidenschaft war nicht das Gleiche wie Liebe.
Diese Erkenntnis gab ihr die Kraft, sich mit Andreas auseinanderzusetzen. „Ich bin nur wegen Lilly hier.“
Gut, und aus demselben Grund bin ich hier, um dich abzuholen.“
„Wenigstens sind wir uns in diesem Punkt einig.“
„Ja. Aber ich habe dir ja schon am Telefon gesagt, dass ich mich frage, was du mit deinem Kurzbesuch erreichen willst.“ Er sah sie durchdringend an. „Wie auch immer … Da ich momentan zu wenig Personal habe, das sich um Lilly kümmert, dachte ich, du könntest dich nützlich machen, solange du hier bist.“
„Aha! Daher weht der Wind.“ Carrie funkelte ihn wütend an. „Lass dir eins gesagt sein, Andreas: Ich bin hier, weil ich Lillys Patentante bin, und ich lasse mich von dir nicht einfach herumschubsen. Dir dürfte bekannt sein, dass Jos Anwalt mich gebeten hat herzukommen. Ich bin im Testament im Zusammenhang mit Lilly erwähnt. Und ich beabsichtige, in Lillys Interesse zu handeln.“
„Wie schön für dich. Hoffentlich kannst du das alles innerhalb deines dreitägigen Aufenthalts erledigen.“ Wieder dieser verbitterte Tonfall …
„Ich bin für eine Woche hier, falls du es genau wissen willst. Nach der Testamentseröffnung bleibe ich noch einige Tage.“
„Eine ganze Woche! Das nenne ich großzügig!“ Abfällig verzog er den Mund und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, hier mit dir herumzustehen, Carrie. Soll ich dich nun fahren oder nicht?“
Ärgerlich betrachtete sie den sündhaft teuren Sportwagen, mit dem er offensichtlich gekommen war. Am liebsten hätte sie Andreas in die Wüste geschickt – er konnte einen wirklich zur Weißglut bringen. Doch es hatte wenig Sinn, ihn noch mehr zu verärgern. Schließlich musste sie sich mit ihm über Lillys Zukunft einigen. Außerdem setzte sich hinter ihr gerade der Bus in Bewegung. Nur Andreas und sie standen noch am Pier.
„Da es hier offensichtlich kein Taxi gibt, nehme ich dein freundliches Angebot gern an – wider besseres Wissen .“
Andreas lächelte unwillkürlich. Sie hat sich überhaupt nicht verändert, dachte er. Noch immer derselbe temperamentvolle wunderschöne Hitzkopf, der ihn damals so fasziniert hatte. Und ganz offensichtlich hatte sich an seinen Gefühlen für sie bis heute nichts geändert.
Was ist nur los mit mir? Ärgerlich schüttelte er den Kopf und sah zu, wie Carrie nach ihrem Koffer griff. Das war doch alles lange vorbei.
Und warum ließ er dann fasziniert den Blick über ihre sinnliche Figur gleiten? Die Proportionen waren nach wie vor perfekt – feste, schön geschwungene Brüste, schmale Taille, sanft geschwungene Hüften und lange wohlgeformte Beine. Vor zwei Jahren hatte er sie begehrt. Nun musste er konsterniert feststellen, dass er sie heute noch begehrenswerter fand. Carrie war die Verkörperung einer schönen sinnlichen Frau.
Wenigstens lenkte sie ihn von der Trauer ab, die ihn seit dem Tod seines Bruders bedrückte.
Einen Augenblick lang sah er zu, wie Carrie sich mit dem Koffer abmühte, dann nahm er ihn ihr ab und verstaute ihn im Kofferraum.
„Danke“, stieß sie hervor, setzte sich auf den Beifahrersitz und schlug die Tür zu.
Andreas legte das Jackett ab und warf es auf den Rücksitz. Dann setzte er sich ans Steuer und brauste los.
Schweigend betrachtete Carrie die vertraute Umgebung und versuchte sich einzureden, dass dieser Mann sie völlig kaltließ. Natürlich war das kompletter Unsinn!
Dieser Mann strahlte unglaublich viel Sex-Appeal aus, gleichzeitig schüchterte er sie ein. Er musste immer das Sagen haben und bekam immer, was er wollte, wann er es wollte.
Aber nicht von mir, dachte sie. Und sie war verflixt froh, dass sie ihm widerstanden hatte. Ihr heißer Ferienflirt hatte ja ein hässliches Ende gefunden.
Carrie wünschte sich nur, sie fände ihn weniger anziehend, doch leider war das Gegenteil der Fall. Bei einem schnellen Seitenblick stellte sie fest, dass sein weißes Hemd im Wind
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