Wie entführt man einen Herzog?
meinen Bruder nichts an. Ich habe nicht die Absicht, mich von ihm in meinen Entscheidungen beeinflussen zu lassen.“ Gelassen nahm er in einem Sessel Platz und begann, die Schuhe auszuziehen.
Er wird sich also vorerst nicht von mir trennen. Das zu wissen war eine Erleichterung. Doch noch war nicht geklärt, wie sie die Nacht verbringen würden. Penelope warf ihrem Gatten einen nachdenklichen Blick zu.
Der hatte sich gerade erhoben und ging auf Strümpfen durchs Zimmer. „Nimm du das Bett“, sagte er. „Ich werde einfach zwei Sessel zusammenstellen. Das dürfte bequem genug sein. Jedenfalls habe ich schon mit schlechteren Schlafgelegenheiten vorliebnehmen müssen.“
Sie ließ sich auf die Bettkante sinken und schaute zu, wie Adam erst den Rock, dann die Weste auszog. Jetzt legte er das Krawattentuch ab und öffnete die obersten Knöpfe des Hemdes. Nachdem er sich eine warme Decke geholt hatte, legte er sich hin.
„Gute Nacht, Penny!“
„Gute Nacht.“ Sie blies die Kerze aus, nahm die Brille ab, schlüpfte aus den Schuhen und kletterte vollständig angekleidet ins Bett.
„Willst du etwa so schlafen?“, erkundigte Adam sich.
„Ich glaube kaum, dass du es bequemer hast als ich.“
„Nun, zumindest habe ich einige meiner Kleidungsstücke abgelegt. Möchtest du, dass ich eines der Mädchen rufe? Dein Kleid wird auf dem Rücken geknöpft, nicht wahr? Es ist sicher schwierig, es zu öffnen.“
Seufzend kroch Penelope unter der dünnen Decke hervor und machte sich an den Knöpfen zu schaffen. „Ich bin ziemlich gelenkig. Mit dem Kleid komme ich allein zurecht. Die Korsage allerdings könnte mir Probleme bereiten. Aber da wir nicht wollen, dass die Dienstboten klatschen …“
„… hältst du es für besser, wenn ich dir helfe, statt nach einem der Dienstmädchen zu läuten.“
„Um Gottes willen! Die Hilfe eines Gentlemans in Anspruch zu nehmen wäre äußerst ungehörig.“
Er lachte. „Da ich mit dir verheiratet bin, kann ich nichts Ungehöriges darin sehen.“
Sie zögerte.
„Was glaubst du, würde die Zofe denken, wenn sie dich morgen früh halb angekleidet im Bett findet?“ Schon war er bei dir. „Setz dich so, dass ich dir behilflich sein kann. Erst die Knöpfe …“
Sie gehorchte, hielt sich aber so steif, dass Adam meinte: „Keine Angst, ich werde dir nicht wehtun und auch den Stoff nicht zerreißen. In den vergangenen Jahren hatte ich hin und wieder Gelegenheit, Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. So, jetzt kannst du aus dem Kleid schlüpfen.“
Sie zog es über den Kopf.
„Gut, nun kommt das Korsett an die Reihe. Meine Liebe, du bist ja schon wieder ganz verkrampft! Entspann dich. Ich denke, ich könnte diese Aufgabe auch blind erledigen. Möchtest du, dass ich die Augen schließe?“
Sie erwiderte nichts, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, herauszufinden, welche Gefühle die Berührung seiner Hände in ihr weckte. Natürlich hatte sie schon oft die Hilfe einer Zofe in Anspruch genommen. Doch deren Finger hatten nie ein so seltsames Kribbeln auf ihrer Haut hervorgerufen. Unwillkürlich hielt Penelope den Atem an.
Du benimmst dich albern, schalt sie sich selbst. Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass es überraschend angenehm und irgendwie sogar aufregend war, von einem Mann entkleidet zu werden. Vermutlich ging Adam besonders langsam vor, weil er die Augen geschlossen hatte. Hatte seine Hand sich deshalb auf ihren Oberarm verirrt? Da, wo sie jetzt lag, gab es jedenfalls keine Bänder zu lösen.
Jetzt spürte Penny, wie seine Finger über ihren Rücken wanderten. Eine Zeit lang schien Adam damit beschäftigt zu sein, den untersten Knoten der Schnürbänder zu lösen. Ohne Erfolg. „Hm …“, murmelte er. Dann umschloss er mit den Händen ihre Taille.
„Oh!“
Mit einer einzigen geschickten Bewegung hatte er ihr den Unterrock ausgezogen. Sein warmer Atem streifte ihren Nacken, und sie stellte fest, dass er sich jetzt wieder den Bändern widmete. Endlich hatte er den störenden Knoten gelöst.
„Das war schwieriger als erwartet“, stellte er fest. „Der Rest dürfte leichter sein.“ Langsam fuhr er mit der Arbeit fort. Nach einer Weile waren alle Bändchen geöffnet, und Penelopes Herz klopfte zum Zerspringen.
Sie wartete darauf, dass er ihr das Schnürmieder ausziehen würde. Doch stattdessen hielt er seine Hände einen Moment lang ganz still. Zwischen seinen Fingern und ihrer Haut war nur der dünne Baumwollstoff ihres Hemdchens. Ihr wurde plötzlich
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