Wie es Euch gefaellt, Mylady
Brust.
„Nervös? Wirke ich nervös?“ Schwach und benommen, ja.
Sie drehte sich wieder um und sah den Widerschein der Flammen in seinen Augen. Hätte sie gewagt, ihn länger anzusehen, hätte sie wahrscheinlich auch den Dämon der Leidenschaft in seinen Augen entdeckt, zumindest aber die Spiegelung ihres eigenen Verlangens. Ihre Brüste fühlten sich schwer an, sie hatte Mühe zu atmen. Hitze durchströmte sie.
„Julia“, sagte er und zog tadelnd eine dunkle Braue hoch.
Da. Einen Moment erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf den Satan in seinen Augen. „Ich bin es nur“, sagte er mit einem seltsamen Unterton. Er schob ihre Hand weg und machte sich am Verschluss ihres Mantels zu schaffen.
„Genau.“
Mit einem geschickten Griff öffnete er die Haken. „Es ist warm hier drin, nicht wahr?“ „Brütend heiß.“ „Vielleicht hast du zu viel an.“
„Ich bin sehr wohl in der Lage, meinen Mantel alleine auszuziehen. Das habe ich im zarten Alter von drei Jahren gelernt.“
„Man kann immer eine hilfreiche Hand gebrauchen.“
„Ich schaffe es alleine.“
Seine Hand wanderte zärtlich ihren Rücken hinab. „Ich bin geschickt mit meinen Händen.“
„Gab es daran je Zweifel?“
Ihr Mantel glitt auf den weichen gemusterten Teppich. Sie war sich nicht sicher, vermutete aber, das Muster sei eine lüsterne Darstellung ineinander verschlungener, nackter Körper. Wobei ein Boscastle gewiss keine derartigen Anregungen nötig hatte, um die Sinne einer Frau zu betören.
Ebenso wenig wie sie. Sie war so sehr entbrannt, dass sie ihre Gefühle kaum bezähmen konnte, hatte so lange auf ihr Glück gewartet, dass jede weitere Sekunde der Entsagung eine Vergeudung schien.
„Wo ist Hermia untergebracht?“, fragte sie atemlos, als seine Hände sich um ihre Schultern legten.
Seine Augen blitzten belustigt. „Ihr Zimmer liegt im Westflügel.“
„Im Westflügel!“
„Hamm ist im angrenzenden Zimmer untergebracht. Schließlich kann ich euch beide nicht gleichzeitig bewachen.“
Sie senkte den Blick auf den Teppich, um sich von ihrem Verlangen abzulenken, das ihr Blut zum Sieden brachte. Das Teppichmuster stellte tatsächlich eine erotische Szene einer dionysischen Orgie dar. „Interessanter Teppich. Dekadent, aber interessant.“
Er hob ihr Kinn an. Ein Wonneschauer durchrieselte sie bei seinem lüsternen Blick. „Unsere Zimmer sind miteinander verbunden.“
Sie warf einen Blick über seine Schulter zur Tür. „Durch den Korridor?“
Er strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Das sinnliche Prickeln ließ ihr die Knie schwach werden. Sie schluckte. Er sprach mit leiser Stimme. Ein Jäger, der seine Beute zu besänftigen suchte. „Die Garderobe verbindet unsere Zimmer Ich bin immer in Rufweite.“
„Ich sehe kein Schloss. Es ist wohl auf deiner Seite der Verbindungstür.“
Er schüttelte den Kopf, sein Lächeln hielt sie gnadenlos gefangen. „Kein Schloss.“
Sie stand wie gelähmt, als er sich dem Ankleidezimmer näherte. „Fühlst du dich nicht sicherer im Wissen, dass ich im Nebenzimmer bin?“
„Das würde ich vielleicht, wenn die Tür mit Eisenstangen verriegelt wäre“, sagte sie mit einem leichten Stirnrunzeln.
Sie beobachtete ihn im geschliffenen Kristallspiegel. „Weil du mir nicht traust oder dir?“
Julia hatte sich zu Bett begeben, ohne Schlaf zu finden. Ruhelos wälzte sie sich in den weichen Kissen und Decken. Das Zimmer war mit allem Komfort ausgestattet, dazu angetan, den Rest der Welt auszuschließen und die Bewohnerin von nichts abzulenken und sich nur auf eine Sache zu konzentrieren.
„Verführung“, sagte sie halblaut und fuhr kerzengerade auf. Das Buch, in dem sie versucht hatte zu lesen, glitt von der seidenen Decke auf den Teppich. Sie beugte sich aus dem Bett, um es aufzuheben.
Als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte sie die Silhouette eines Mannes an ihrem Bett. Ein gefährlich aussehender Mann in Hemd und schwarzen Hosen, die seine kraftvollen Schenkel eng umschlossen.
Sie wollte schreien.
Er erstickte ihren Schrei mit einem Kuss.
„Barmherziger Gott“, hauchte sie, als sie wieder sprechen konnte und in die nach Lavendel duftenden Kissen sank, gefangen unter dem Gewicht seines Körpers.
„Kein Grund mir zu danken“, raunte er heiser dicht an ihrem Ohr. „Ich bin hier, um dich zu beschützen.“
Sie richtete den Blick über seine Schulter in das dunkle Zimmer. „Wovor?“
„Ich habe ein Geräusch gehört.“
„Du scheinst Ohren zu haben
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