Wie es mir gefaellt
stattlichen Brotlaib ab, der im Korb lag. »Wer hat denn Schluss gemacht
- du oder er?« Mit seinen langen, eleganten Fingern tauchte er das Brot in ein
flaches Tellerchen mit Olivenöl.
Darüber hatte Vanessa
noch nie so genau nachgedacht. Zumal es ja auch nie eine offizielle Trennung
gegeben hatte. Nachdem sie miterlebt hatte, wie Dan auf der Bühne des Poetry
Clubs mit dieser Mystery Craze rumgemacht hatte, war sie einfach untergetaucht
und hatte nicht mehr auf seine Anrufe reagiert. Also hatte wahrscheinlich am
ehesten sie Schluss gemacht. Bedeutete das, dass Dan umgekehrt womöglich nie
vorgehabt hatte, sich von ihr zu trennen?
Dieser Gedanke war
fast zu verwirrend, um darüber nachzudenken.
»Ich...
ich hab, äh, sozusagen ungewollt mit ihm Schluss gemacht«, stammelte sie. »Na
ja, also er hat mich betrogen.« Es war ein merkwürdiges Gefühl, mit jemand anderem über
ihre Beziehung mit Dan zu reden. Nein, Korrektur: Es war merkwürdig, überhaupt mit jemandem zu reden, weil sie bisher
nur mit Dan wirklich hatte reden können. Aber Jordy war auf seine herablassende
Art vor allem eines: aufrichtig. Und diese Aufrichtigkeit machte es Vanessa
schwer, sich zu verstellen. Sie spürte, wie ihre Unterlippe zu zittern begann
und ihr die Tränen in die großen braunen Augen stiegen. O Gott. Sie hasste es
zu heulen, und dann noch in aller Öffentlichkeit. Was war bloß mit ihr los?
Aber, aber. So was
passiert uns doch allen mal.
Jordy setzte seine
Brille auf. »Entschuldige bitte. Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht
willst.« Seine bleichen Wangen überzogen sich blutrot. »Meine Frage war sowieso
ziemlich egoistisch.« Er nahm die Brille wieder ab und deponierte sie
sorgfältig neben dem Öl- tellerchen. Dann sah er auf und richtete seine
goldbraunen Augen direkt auf Vanessa. »Ich mag dich nämlich sehr.«
Im Hintergrund lief
Miles Davis und das Kerzenlicht flackerte. Vanessa hatte plötzlich das Gefühl,
in einer dieser billigen Schmonzetten mitzuspielen, bei denen die meisten
Mädchen dahinschmolzen, die sie selbst aber grauenhaft fand. »Ich dich auch«,
schluchzte sie und versank vor Scham fast im Boden. Wäre Jordy Dan gewesen, hätte
sie gleich darauf einen Lachkrampf gekriegt und ihm gesagt, dass er sich ins
Knie ficken soll, weil er sie zum Weinen gebracht hatte. Aber Jordy war nicht
Dan. Jordy würde es glatt tun.
Natürlich nicht
buchstäblich, schon klar.
Vanessa trocknete ihr
verweintes Gesicht mit der weißen Leinenserviette und schmierte sie dabei mit
Rubys Lippenstift voll. »Tut mir Leid. Ich glaub, meine Eltern stressen mich
einfach zu sehr.« Sie legte die Serviette auf den Tisch und trank einen Schluck
Wasser. »Erzähl mal, wie ist es denn an der Columbia so? Hast du ein Lieblingsfach?«
Dabei hätte ihr nichts egaler sein können. Inzwischen war ihr klar geworden,
dass sich Jordy nur deshalb für sie interessierte, weil ihre Eltern so unkonventionell waren, und dass sie
sich für ihn nur interessierte, weil er so durch und durch konventionell war. Außerdem achtete
sie gar nicht auf seine Antwort, weil ihre mentale Festplatte viel zu sehr
damit beschäftigt war, den letzten Datendownload zu verarbeiten. Nämlich die
Erkenntnis, dass sie Dan immer noch liebte.
s - zur einsamkeit
verdammt
Nachdem
die kleine Gruppe erst ausgiebig Ski gefahren war und danach zugesehen hatte,
wie das niederländische Snowboardteam durch die Halfpipe jagte, zog man sich
zur Happy Hour in die Skihütte am Fuß des Berges zurück, um sich bei ein paar
wohlverdienten Pitchern Bier zu erholen. Im großen Kamin knisterte ein Feuer,
ein Pianist spielte am Flügel, und die Kellnerinnen trugen Jeanswesten mit
nichts drunter.
Serena setzte sich
neben Jan, einen der sieben Snow- boarder. Zwar waren sie alle blond, sportlich
gebaut und superhübsch, aber Jan streckte beim Snowboarden immer so niedlich
die Daumen hoch, als würde er dem ganzen Berg seinen Respekt zollen, und das
gefiel ihr.
»Sind alle Meisjes in
New York so hübsch wie du und deine Freundinnen?«, erkundigte er sich in seinem
charmanten holländischen Akzent.
Serena kicherte
geschmeichelt, Charme zog bei ihr immer. »Ihr habt's echt gut, dass ihr den
ganzen Tag Snow- board fahren dürft.«
Jan trank lachend
einen Schluck von dem bernsteinfarbenen Bier. »Wir fahren doch nicht den
ganzen Tag Snow- board. Ich studiere normalerweise in Leiden. Zahnmedizin.«
»Oh!« Serena hatte
sich vorgestellt, die Jungs würden irgendwo in den Alpen
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