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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zurück.“
    Er gab Lord Wynekyn gar nicht erst die Gelegenheit, abermals zu widersprechen oder den Vorschlag zu machen, die Tradition der Bettzeremonie zu befolgen. Hugh wäre verflucht, wenn er sich zu einem solchen Brauch überreden lassen würde. Als er festen Schrittes auf die Treppe zuging und behände die Stufen erklomm, schien er eher in den Kampf zu ziehen, als ein Schlafgemach aufzusuchen. Bei dieser finsteren Miene wagte niemand, den Burgherrn aufzuhalten. Er war bereit, die Ehe in der Hochzeitsnacht zu vollziehen, und schwor sich, dass nichts und niemand ihn davon abhalten würde. Verflucht, er war schon an jenem Tag in dem Stall der Waldhütte bereit gewesen, doch da hatte er in seiner Hast die Rüstung nicht so schnell ablegen können. Warum, zum Teufel, waren Harnisch und Brustpanzer überhaupt so aufwändig gefertigt, dass es einem Mann allein kaum möglich war, die Rüstung abzulegen? Was wäre, wenn einmal kein Knappe zur Hand war, um seinem Herrn behilflich zu sein?
    Bei diesem Gedanken schnitt er eine Grimasse. Nachdem Lord Wynekyn Willa nach oben geleitet hatte, damit sie sich für die Hochzeit umziehen konnte, hatte Hugh unverzüglich seinen Knappen kommen lassen und nach einem Bad verlangt.
    Wie erleichtert war er doch gewesen, als er endlich von dieser Rüstung befreit war. Hugh war es gewohnt, den Harnisch zu tragen, aber nachdem er drei Tage und zwei Nächte ununterbrochen unter dem Gewicht des Kettenhemds gelitten hatte, hatte er es kaum abwarten können, sich der Panzerung zu entledigen. Kaum hatte er die Rüstung abgelegt, da hatte er den Knappen auch schon wieder fortgeschickt, sich allein ausgezogen und das Bad genommen. Eigentlich hatte er gehofft, endlich ergründen zu können, was ihm so viel Beschwerden im Sattel gemacht hatte. Unglücklicherweise war es ihm unmöglich, die Stelle genauer zu betrachten, und so war er sich immer noch nicht sicher, was ihn dort quälte. Immerhin hatte das heiße Bad den Schmerz ein wenig gelindert. Allerdings hatte er später keineswegs entspannt an der Hochzeitstafel gesessen, insbesondere da sich das Bankett über Stunden hinzog. Aber er hatte es zumindest ohne schmerzverzerrtes Gesicht am Kopf der Tafel ausgehalten.

9. KAPITEL
     
    Unmittelbar vor dem Schlafgemach verlangsamte Hugh seine Schritte, als er eine leise Stimme vernahm. Er brauchte einen Moment, bis er begriff, dass es Eadas heisere Stimme war.
    „Hab also keine Angst“, hörte er sie sagen. „Ich habe deine Zukunft im Bodensatz deines Weinbechers gelesen, und dir ist Glück beschieden. Dir wird Liebe zuteil, du wirst viele Kinder haben und ein hohes Alter erreichen. Soll ich jetzt nach unten gehen und deinem Gemahl mitteilen, dass du bereit bist?“
    Hugh hörte, wie sich schlurfende Schritte der Tür näherten, und wich unwillkürlich zurück, als sie sich öffnete. Eada trat aus dem Gemach und schloss die Tür.
    „Ist das wahr?“ fragte Hugh, denn in diesem Moment machte es ihm nichts aus, dass die Alte wusste, dass er an der Tür gelauscht hatte.
    Eada drehte sich um und zog fragend eine Braue hoch. „Ist was wahr?“
    „Was Ihr gesagt habt“, erwiderte er ungerührt und ärgerte sich im selben Moment, dass er den Visionen der alten Vettel überhaupt Glauben schenkte. „Was Ihr über uns gesagt habt. Dass uns Glück und viele Kinder beschieden seien und dass wir lange leben werden. Ist es wahr?“
    „Ja. Aber die Weissagungen betrafen Eure Braut. Ich kann mich nicht erinnern, Euren Namen erwähnt zu haben“, antwortete die alte Frau in einem scharfen Ton, wurde indes rasch versöhnlicher, als sie Hughs entsetzte Miene sah. „Ihr werdet sie rasch lieben lernen und, ja, Ihr werdet viele Kinder haben. Tatsächlich wird sie Zwillinge erwarten, nachdem Ihr das erste Mal bei ihr gelegen habt.“
    „Zwillinge?“ Hugh starrte sie erschrocken an.
    „Ja. Und wenn Ihr das Rätsel ihrer Geburt löst und die Gefahr abwendet, werdet Ihr die Kinder sogar noch zu Gesicht bekommen.“
    „Und wenn ich es nicht schaffe?“
    „Ereilt einen von euch der Tod.“
    „Wen?“
    Die alte Frau zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich Euch. Ich weiß nur, dass das Schicksal zwei Wege vorgezeichnet hat. Der eine schenkt euch beiden ein langes und glückliches Leben.“
    Hugh wollte gerade erleichtert aufatmen, als sie hinzufügte: „Solange Ihr die Dinge nicht durcheinander bringt.“
    Er versteifte sich. „Wie meint Ihr das?“
    Wieder zuckte sie nur die Achseln. „Das weiß ich

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