Wie Fackeln im Sturm
Ursache.“ Lucan zog eine Braue hoch. „Möchtest du, dass Baldulf sie weiterhin bewacht?“
„Ja. Aber ich brauche noch mehr Leute, die für ihre Sicherheit sorgen. Ich kann von dem alten Recken kaum erwarten, dass er Willa Tag und Nacht im Auge behält.“ Hugh schüttelte den Kopf. Alle Ritter auf Hillcrest hatten seinem Onkel gedient. Hugh verfügte über keine eigenen Männer, abgesehen von seinem Knappen. Er vermochte nicht zu sagen, welche Männer vertrauenswürdig waren und welche nicht. Aber er musste einem Mann vertrauen. Baldulf hatte all die Jahre allein über die Waldhütte gewacht, aber die Burg war sehr viel größer. „Ja, Baldulf beschützt sie während des Tages, und zwei Wachen stehen des Nachts draußen vor unserem Gemach. Ich werde die Ritter einzeln befragen. Nur so kann ich mir ein Bild davon machen, wen ich mit dieser Aufgabe betrauen kann.“
Lucan nickte, während die Freunde den Burghof überquerten. „Hast du irgendetwas über ihre Vergangenheit in Erfahrung bringen können?“
„Immerhin kennen wir jetzt ihren Namen. Evelake.“ Nachdenklich murmelte er den Namen vor sich hin, denn er war sich sicher, dass er ihn schon einmal irgendwo gehört hatte. Doch sosehr er auch grübelte, es fiel ihm nicht mehr ein, was er mit dem Namen verband. „Ich denke, ich werde einige Männer aussenden, um möglichst viel über Willas Familie zu erfahren. Dann werde ich mich in Onkel Richards Gemach umschauen und nach dem geheimnisvollen Schreiben suchen.“
„Wie geht es Wolfy und Fen?“
Willa lächelte Eada an und beugte sich zu der alten Frau hinab, um ihr einen Kuss auf die faltige Wange zu geben. Dann setzte sie sich neben ihre Ziehmutter auf die Bank und antwortete: „Es geht ihnen gut. Allerdings mache ich mir Sorgen, dass sie sich so nah bei der Burg und dem Dorf aufhalten.“
Willa hatte die beiden Tiere schließlich am Waldrand unweit der Burg aufgestöbert. Ihrer Ansicht nach hatten sie sich viel zu weit zu den Menschen vorgewagt.
„Hat Lord Hillcrest dich gefunden?“
„Ich traf ihn auf dem Rückweg. Hat er mich gesucht?“
„Ja.“ Eada grinste. „Es verdross ihn, dass du allein fortgegangen bist. Ich dachte, er würde dich heftig schelten und dir verbieten, die Burg noch einmal ohne Begleitung zu verlassen.“
Willa sah die alte Frau erstaunt an. „Nein!“
„Doch.“
Sie nagte an ihrer Unterlippe. „Seltsam, als ich ihn vorhin traf, kam er mir gar nicht verärgert vor. Er war in eine Abhandlung vertieft, die der Pater ihm gegeben hatte.“
„Hm.“ Die Frauen wunderten sich, bevor Eada ihr Mündel ausgiebig musterte. „Der Spaziergang hat dir gut getan. Du hast Farbe bekommen. Wie fühlst du dich?“
Willa zuckte leicht die Schultern und fasste sich an den Bauch. „Mein Bauch ist noch ziemlich empfindlich, aber das liegt zweifelsohne daran, dass Hugh vergangene Nacht Zwillinge gezeugt hat. Ansonsten geht es mir gut.“
„Zwillinge gezeugt?“ Eada schaute ihr Mündel verblüfft an. „Dazu ist es letzte Nacht nicht gekommen. Du warst viel zu krank.“
„Krank?“ Willa verstand nicht, auf was Eada anspielte. „Was …?“
„Auf dich ist ein Giftanschlag verübt worden, mein Kind“, erklärte die alte Frau. „Kannst du dich daran nicht erinnern? Du warst die ganze Nacht krank. Dulonget hat dir den Kopf gehalten, als du dich immer wieder erbrechen musstest.“
„Wie bitte?“ Willa starrte Eada entsetzt an. „Das kann doch nicht wahr sein!“
„So hat es sich zugetragen.“
„Aber du hast doch behauptet, er würde Zwillinge zeugen, wenn …“
„Ich sagte, wenn ihr euch das erste Mal vereinigt. Vergangene Nacht ist es nicht dazu gekommen.“
Willa saß mit hängenden Schultern da und versuchte, die Neuigkeiten zu verarbeiten. Dabei war sie sich so sicher gewesen, ein Kind unter dem Herzen zu tragen … vielmehr zwei Kinder. Doch ihre Enttäuschung währte nicht lange; als sie sich indes die Tragweite von Eadas anderer Behauptung bewusst machte, richtete sie sich auf und meinte: „Niemand hat mich vergiftet. Ich habe zu viel von den Kräutern genommen, die du mir zugedacht hast.“
„Ja, das hast du. Und genau das hat dir das Leben gerettet. Du hast dich erbrochen, bevor das Gift richtig wirken konnte.“
Eine steile Falte zeichnete sich zwischen ihren Brauen ab. „Du willst damit andeuten, dass wirklich jemand versucht hat, mich zu vergiften?“
„Ja, es war in dem Met.“
Willa verzog angewidert das Gesicht, als ihr der bittere
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