Wie Fackeln im Sturm
gehabt, mit dem sie hätte sprechen können. Hugh gegenüber hatte sie sich noch gar nicht von ihrer redefreudigen Seite gezeigt. Willa vermutete, dass sie sich einfach noch nicht an ihren Mann gewöhnt hatte. Aber das sagte sie Eada natürlich nicht, sondern nickte bloß.
„Nun … unterlass es!“ riet Eada ihr eindringlich. „Nichts hasst ein Mann mehr als eine geschwätzige Braut in seinem Bett. Halt einfach deinen Mund. Sag am besten kein Wort. Ich bin mir sicher, das dürfte ihm besser gefallen als irgendetwas anderes.“
„Ich verstehe, kein Schwatzen“, murmelte Willa und nickte. Diesen Rat wollte sie beherzigen.
11. KAPITEL
Hugh wurde von einem weiteren heftigen Hustenanfall geschüttelt. Missvergnügt brummend griff er nach seinem Ale und hätte beinahe alles verschüttet, als Jollivet ihm übertrieben auf die Schulter klopfte.
„Sieht so aus, als ob du krank bist, Hugh“, meinte sein Vetter gut gelaunt. „Aber du hast doch nicht vor, aus dem Leben zu scheiden, oder? Falls doch, wäre es furchtbar nett von dir, das Feld zu räumen, damit ich Willa heiraten kann.“
„Ha, ha“, murmelte Hugh gereizt und stieß Jollivets Arm mit dem Ellbogen fort, damit er endlich seine trockene Kehle mit Ale benetzen konnte. „Wenn du das noch einmal machst, bist du derjenige, der aus dem Leben scheidet.“ Diese schroffe Bemerkung wurde von einem weiteren Hustenanfall begleitet. Hugh hielt sich eine Hand vor den Mund und rang nach Luft, als der Husten endlich nachließ.
„Das hört sich aber gar nicht gut an, mein Bester.“ Anders als Jollivet klang Lucan wirklich besorgt. Doch Hugh fühlte sich mittlerweile viel zu elend, um die Besorgnis seines Freundes zu würdigen. Den ganzen Tag lief ihm schon die Nase, dazu kam der Husten, der in den letzten Stunden schlimmer geworden war und ihm das Atmen erschwerte. Vielleicht würde ihm etwas Ruhe gut tun.
Hugh seufzte, als er ans Schlafen dachte. Wie lange mochte es her sein, dass er eine ganze Nacht durchgeschlafen hatte?
„Vielleicht hat Eada ja etwas, um Euren Husten zu lindern“, meinte Lord Wynekyn, als Hugh erneut von dem quälenden Husten heimgesucht wurde.
Doch Hugh verzog nur angewidert den Mund, als er an die alte Hexe und ihre Kräutermischungen dachte, schüttelte den Kopf und stand auf. „Schlaf wird mir gut tun. Gute Nacht.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er die Stufen hinauf. Willa hatte sich kurz vor ihm für die Nacht zurückgezogen. Wieder hatte Hugh eine angemessene Zeit gewartet, damit seine Gemahlin einige Momente für sich allein hatte. Sie waren frisch verheiratet und hatten die körperliche Nähe der Hochzeitsnacht noch nicht genießen können. Vermutlich würde sie sich immer noch schüchtern verhalten. Hugh hatte nicht die Absicht, ihr Unannehmlichkeiten zu bereiten. Ein langer Tag lag hinter ihnen. Hugh hatte jeden Burgbewohner verhört, der an dem fraglichen Abend in der Nähe der Küche oder seines Schlafgemachs gewesen war. Leider hatte niemand zugegeben, das Gift auf die Kammer gebracht zu haben; anscheinend hatte niemand etwas Auffälliges bemerkt.
Außerdem hatte er Alsnetas Neffen Gawain zum Vorkoster für Willas Speisen ernannt und dafür gesorgt, dass Baldulf zwei junge Wachen zur Seite gestellt wurden. Boten waren ausgesandt worden, um möglichst viel über den Namen Evelake in Erfahrung zu bringen. Hugh hatte ihnen aufgetragen, die Familie ausfindig zu machen, Erkundigungen einzuziehen und herauszufinden, inwieweit Willa mit diesen Leuten zu tun hatte. Seine Kundschafter sollten zudem ergründen, ob jemand aus der Familie einen triftigen Grund hatte, Willa den Tod zu wünschen. So hoffte er, die Nachforschungen wären erfolgreicher als die Fragen nach dem vergifteten Met.
Hugh hatte sich auch vorgenommen, das Gemach seines Onkels zu durchsuchen, war dann jedoch durch dringende Angelegenheiten, die den Besitz betrafen, aufgehalten worden. Allmählich begriff er, dass es bei der Verwaltung einer Burg nicht damit getan war, die richtigen Leute einzustellen, die einem alles abnahmen. Es gab verschiedene Fragen, die er beantwortet haben wollte, Entscheidungen mussten getroffen und ungeschickte Burschen zurechtgewiesen werden. Alles in allem ist der Tag aber recht zufrieden stellend verlaufen, dachte er mit einem Lächeln, als er den oberen Treppenabsatz erreicht hatte und den Gang betrat. Dennoch, am kommenden Tag galt es, das Gemach seines Onkels zu durchsuchen. Er musste endlich in Erfahrung bringen, was es
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