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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zu lecken.
    Hugh fluchte, zog Willa in eine sitzende Position und schaute dann zur brennenden Hütte. Mittlerweile hatten sich die Flammen beinahe über das ganze Gebäude ausgebreitet. Das Strohdach glich einer lodernden Fackel; die Wände brannten wie Zunder.
    „Ihr Geheul hat dich also geweckt?“ erkundigte sie sich, unterbrochen von Husten.
    Hugh nickte. Zwischen seinen Brauen erschien eine steile Falte. „Ich frage mich nur, wo sie gewesen sind, als das Feuer gelegt wurde.“
    „Vermutlich haben sie da noch geschlafen“, erwiderte Willa. Dann kniff sie die Augen zusammen. „Als das Feuer gelegt wurde?“
    „Hm.“ Hugh half ihr beim Aufstehen und ging zu der Lichtung vor der Hütte. Er hatte keine Angst, dass der Brandstifter womöglich noch irgendwo lauerte, denn die beiden treuen Wölfe hätten sich den Schurken längst vorgeknöpft. Aber er wollte einen Blick auf die Eingangstür werfen, um zu sehen, warum sie nicht aufgegangen war.
    Es war eine schwere Holzplanke, die tief in den Boden gerammt war und schräg gegen die Tür drückte. In diesem Augenblick stürzte das Dach in sich zusammen. Als auch die Wände krachend nachgaben, ergriffen die Wölfe die Flucht und verschwanden im Wald. Als Hugh sich zu Willa umdrehte, bemerkte er, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Zehn Jahre hat sie hier gelebt, rief er sich in Erinnerung, als er sie in den Arm nahm. Es musste schwer für sie sein, dass ihr altes Zuhause nun ein Opfer der Flammen wurde. Schweigend standen sie nebeneinander und starrten betroffen in den hellen Widerschein des Feuers, bis Hugh sein Pferd einfiel. Rasch liefen Willa und er zum Stall und waren erleichtert, dass sein Ross noch da war. Hugh ließ Willas Hand los, betrat den Stall, auf den die Flammen noch nicht übergegriffen hatten, und untersuchte schnell sein Reittier. Als er keine Verletzungen erkennen konnte, sattelte er den Hengst und führte ihn ins Freie. Er saß auf und hob Willa vor sich auf das Pferd.
    Während des Heimwegs sagte keiner von ihnen ein Wort. Willa kauerte vor ihm im Sattel; sie war auffallend blass und erschöpft, und Hugh spürte, dass sie zitterte. Weitaus mehr Sorgen bereitete ihm jedoch ihr leerer Blick. Sogleich wurde er wieder an seinen Traum erinnert. Er hatte das Gefühl, als hätte er seine Gemahlin in der verräucherten Hütte aus den Augen verloren und könnte sie nun nirgends finden. Sie hatte sich in sich zurückgezogen, und das behagte ihm nicht.
    Hugh lenkte sein Pferd unmittelbar vor die Stufen des Burgfrieds und hob seine Gemahlin vorsichtig aus dem Sattel. Als sie vor der Treppe stand, wirkte sie verloren, und Hugh fiel zum ersten Mal auf, dass ihr Gesicht verrußt war. Die Wölfe hatten in ihrer überschwänglichen Freude etwas davon abgeleckt. Mit Bedauern sah er, dass ihr langes Haar angesengt war, als das Kleid Feuer gefangen hatte. Wohl oder übel musste sie es sich etwas oberhalb der Taille abschneiden lassen.
    „Geh hinein und zieh dich um. Lass ein Bad vorbereiten, damit du dich von dem Rauch und Ruß befreien kannst“, fügte er hinzu, als sie langsam die Stufen hinaufging. „Ich werde Baldulf beauftragen, vor deinem Gemach Wache zu halten. Geh nicht fort, bis er kommt.“
    Willa schwieg, aber er glaubte, ein Nicken wahrgenommen zu haben. Hugh blickte ihr nach, bis sie im Burgfried verschwunden war, und brachte dann sein Pferd zu den Stallungen. Wie gerne hätte er Willa selbst in das Gemach gebracht, sie von all dem Ruß und Schmutz befreit und sie dann in dem großen Bett geliebt, um den Brand zu vergessen. Aber er musste mit seinen Leuten reden. Dies war der dritte Mordanschlag auf Willa. Er wollte den Täter überführen, bevor es zu einem vierten Anschlag kam.
    Willa begegnete keiner Menschenseele, als sie die Stufen zu dem Gemach hinaufstieg, das sie mit Hugh teilte. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie ahnte, dass Hugh etwas zu ihr gesagt hatte, aber ihre Erinnerung war verschwommen. Benommen schaute sie sich in dem Raum um. Der Tag hatte so wunderbar begonnen und sich plötzlich in eine Hölle verwandelt. Am Morgen hatte ihr Gemahl sie in eine Welt der Leidenschaft und Lust eingeführt, die sie nicht einmal in ihren Träumen für möglich gehalten hatte. Doch dann hätte sie ihn beinahe für immer verloren.
    Gewiss, auch Willa wäre fast gestorben, aber solang sie denken konnte, trachtete ihr jemand nach dem Leben. Jeder Tag, den sie erleben durfte, war für sie wie ein

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