Wie heiratet man einen Highlander
sie einen entscheidenden Mangel besaß. Dieser Blick stachelte sie zu unbesonnenen Handlungen an. Deshalb hatte sie ihm die Birne gestohlen. Der aufgeblasene Kerl war ihr gegenüber so herablassend gewesen, dass sie den dringenden Wunsch verspürte, es ihm zu zeigen. Zum Glück hatte lediglich der Earl of Caithness den Diebstahl beobachtet, und er hatte nur gegrinst und sich wieder seinem eigenen Frühstück zugewandt.
Caitlyn verstand, warum Sally Ogilvie ihn für einen bemerkenswerten Mann hielt. Er verfügte über eine unerschütterliche, gelassene Ausstrahlung. Zu dumm, dass Caitlyn sich für solche Männer nicht interessierte. Sie fühlte sich unweigerlich zu den unberechenbaren, unsteten Charakteren hingezogen.
Unter ihren gesenkten Wimpern hervor betrachtete sie MacLean und wünschte sich, er würde nicht so schrecklich gut aussehen. Er erinnerte sie viel zu sehr an einen Romanhelden, auch wenn er sich kein bisschen so benahm. Sie fragte sich, was er im Schilde führte. Offensichtlich legte er es darauf an, sie in Verlegenheit zu bringen. Aber warum? Was wollte er damit erreichen?
Vielleicht konnte sie es während des Ausritts herausfinden. Sie würde eine Gelegenheit finden, sich unter vier Augen mit ihm zu unterhalten und ...
Die Duchess beugte sich vor und sagte mit gesenkter Stimme etwas zu MacLean. Er hörte ihr zu, dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich von ihr ab. Nun wirkte die Duchess erbost, während MacLean einfach nur gelangweilt dreinblickte.
Ein schwacher Funke glomm in Caitlyns Herz auf.
Sally lehnte sich ihr über den Tisch entgegen. „Anstatt mitzureiten, sollte ich vielleicht lieber hierbleiben und mir die Ahnengalerie anschauen, Caitlyn.“ Sie blickte die Tafel hinunter, bevor sie wisperte: „Ich werde zählen, auf wie vielen Porträts das fliehende Roxburge-Kinn zu sehen ist.“
„Nein, nein! Du musst mit uns reiten!“, beschwor Caitlyn sie, musste aber gleichzeitig über Sallys Bemerkung lachen.
„Oh ja!“, mischte sich Lord Falkland ein. „Sie dürfen auf keinen Fall die herrlichen Ausblicke versäumen. Es gibt im Umkreis von vielen Meilen nichts Vergleichbares.“
Sally wirkte verunsichert. „Wenn Sie denken, dass ich mitkommen sollte ...“
„Wir beide werden um die langsamsten, dicksten Pferde aus dem Stall bitten, und dann ist alles in bester Ordnung“, erklärte Caitlyn energisch nickend. „Und wenn es Ponys gibt, nehmen wir die.“
Nun lachte auch Sally. „Ein Pony wäre genau das Richtige für mich, aber nicht für dich, obwohl es sehr nett von dir ist, anzubieten, auch auf einem zu reiten.“
Caitlyn tat diese Bemerkung mit einem Schnauben ab und war froh, als die Duchess sich von ihrem Stuhl erhob. Da inzwischen alle ihr Frühstück beendet hatten, schlug Lady Kinloss vor, sich in einer Stunde in der Halle zu ihrem Ausritt zu treffen. Die anderen Gäste stimmten zu und verschwanden, um ihre Reitkostüme anzuziehen. Caitlyn wurde von Dervishton und Falkland in die Halle begleitet, während Alexander auf seinem Platz sitzen blieb und sein dunkler Blick ihr zur Tür folgte.
Georgiana beobachtete, wie sehr Miss Hurst die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zog und mit einem begehrten Junggesellen an jedem Arm das Zimmer verließ. Wie erbärmlich! Männer sind so schwache Kreaturen. Es ist für eine junge Schönheit viel zu leicht, sie zu beeinflussen.
Doch das Wissen, was für Dummköpfe Männer waren, linderte nicht den Schmerz, den sie empfand. Georgiana war es nicht gewohnt, die Aufmerksamkeit der Männer mit anderen Frauen zu teilen. Es störte sie nicht im Geringsten, dass der Earl of Caithness Interesse an Miss Ogilvie zeigte, denn jeder wusste, dass er auf der Suche nach einer bodenständigen, vernünftigen Ehefrau war. Doch es ärgerte sie, zuzuschauen, wie ein gut aussehender Gentleman wie Lord Dervishton eine blässliche Unschuld vom Land wie Miss Hurst umschmeichelte. Noch mehr aber störte sie die Tatsache, dass MacLean mit seinen Blicken jeder Bewegung des Mädchens folgte, in seinen grünen Augen einen nachdenklichen ... abwägenden ... interessierten Ausdruck.
Lady Kinloss nahm eine Serviette und wickelte eine kleine Scheibe Schinken ein. „Muffin liebt Schinken. Ich darf ihm allerdings nicht zu viel davon geben, er bekommt Blähungen davon. Muffins Bauch ist so empfindlich! Er beklagt sich nicht, aber ich bemerke es, wenn er ...“
„Würde es dir etwas ausmachen, Laird MacLean und mich für einen Augenblick allein zu lassen,
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